Ein ohnmächtiger Don Juan der Unlust

Romanheld Bronski hält sich am Anfang der Geschichte für einen veritablen Frauenhelden mit beachtlichen Verführungskünsten. Mit der Zeit merkt er jedoch, dass er es ist, mit dem die Frauen spielen und sein Treiben mündet in Unlust. Thomas B. Steinke parodiert auf vergnügliche Weise den frivolen Männerroman.
Das Titelbild dieses Romans ist vielsagend: Es zeigt Schmetterlinge. Eine ganze Sammlung aufgespießter Schmetterlinge in allen Farben und Farbkombinationen. Bronski, der Held des Romans, ist tatsächlich ein Jäger und Sammler, allerdings ist er nicht mit dem Schmetterlingsnetz unterwegs, sondern mit der Verführungskunst seines männlichen Charmes.

Bronski, ein verheirateter Mann unserer Tage, Vater zweier Töchter, höherer Angestellter in einem nicht näher bezeichneten Unternehmen, sammelt Frauen wie andere eben Schmetterlinge. Er liebt das andere Geschlecht und er liebt die etwas bürokratische Maxime des Don Juanismus, sich möglichst viele Exemplare desselben zu eigen zu machen.

Vor dem modernen Don Juan Bronski ist keine Sekretärin und keine Kollegin sicher. Schlendert Bronski durch die Vernissage einer Galerie, hat er gleichzeitig eine stämmige Malerin im Arm und das zierliche Büffetmädchen im Auge. Besichtigt er eine zum Verkauf stehende Wohnung, mündet der Besichtigungstermin unweigerlich in ein rasches Schäferstündchen mit der Maklerin.

Nur: Bronski, dessen Treiben sich in unserer Gegenwart, das heißt, im Zeitalter weiblicher Emanzipation vollzieht, ist kein triumphierender Don Juan. Bronski, der noch zu Romanbeginn glaubt, die Puppen nach Lust und Laune tanzen zu lassen, muss im Lauf der Geschichte lernen, dass er selbst die Puppe ist, mit der die Frauen spielen.

Seine Ehefrau, die er glaubt, mit hoher Raffinesse hinters Licht zu führen, weiß längst Bescheid und kann die Namensliste seine Eroberungen auswendig zitieren. Seine Vorgesetzte im Büro hat ihn in der Hand und legt ihm die Termine amouröser Treffen gebieterisch auf den Schreibtisch. Die stämmige Malerin trifft mit dem zierlichen Büffetmädchen eine, Bronskis Liebesleben organisierende, Vereinbarung. Kurzum: Bronskis Triebleben nimmt den Charakter der Gefangenschaft an, und Bronski selbst will am Ende vor allem eines: Seine Ruhe, seine Freiheit. Aus dem Don Juan aus Langeweile und Zynismus wird ein Don Juan der Unlust und der Ohnmacht. Je mehr Frauen er erobert, desto weiter fühlt sich Bronski von jedweder Lebendigkeit entfernt.

Auf unterhaltsame und komische Weise stellt der 1958 in Berlin geborene Autor Thomas B. Steinke, der bislang vor allem für das Fernsehen gearbeitet hat, in seinem Romandebüt die Logik des Don Juanismus auf den Kopf. "Bronskis Treiben" parodiert das Genre des frivolen Männerromans und lässt den Helden am Ende dorthin gelangen, wo er sich vom strapaziösen Umgang mit dem starken Geschlecht endlich erholen kann: Im Krankenhaus.

Rezensiert von Ursula März

Thomas B. Steinke: Bronskis Treiben
Roman. Dittrich Verlag, Berlin 2008.
238 Seiten. 19,80 Euro