Ein Musiker aus Jerusalem
"At the Gate of the Darkness" - so heißt das Auftragswerk für das diesjährige Kammermusikfestival des Jüdischen Museums in Berlin. Der Komponist Ayal Adler thematisiert in dem Werk die Wannsee-Konferenz, bei der die sogenannte Endlösung der Judenfrage besiegelt wurde.
Das Intonations-Festival, das nun schon zum zweiten Mal im Jüdischen Museum in Berlin stattfindet, bietet klassischen Musikern eine hervorragende Plattform, um ihr Können zu präsentieren. Denn in Berlin gibt es kein vergleichbares Kammermusikfestival, zu dem sich ein paar der ganz Großen der Klassikszene einfinden. Doch nicht nur wegen Stars wie der Festivalleiterin Elena Bashkirova oder ihrem Mann Daniel Barenboim kommen Klassikfans zu den Konzerten. Sie kommen auch wegen der sogenannten "aufgegehenden Sterne". Einer von ihnen: Der israelische Komponist Ayal Adler. Von ihm stammt die diesjährige Auftragskomposition.
Musik - Ayal Adler: At the Gate of Darkness
(aus: Ensemble Meitar, Israel Music Institute 2010, IMI-CD-16)
Ayal Adler stammt aus Jerusalem, wo er 1968 geboren wurde. Dort hat er am Konservatorium studiert und dann seine Karriere an der McGill University in Montreal fortgesetzt. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Rubin Academy of Music and Dance in Jerusalem versucht er möglichst viel Zeit zum Komponieren übrig zu haben.
Viele von Ayal Adlers Werken sind in Kollaboration mit dem Ensemble Meitar entstanden. Auch jenes, das dann Elena Bashkirova im letzten Jahr zum International Chamber Music Festival in Jerusalem eingeladen hatte.
Adlers Werk trägt den Titel "At the Gate of Darkness" und thematisiert die Wannsee-Konferenz, bei der die sogenannte Endlösung der Judenfrage besiegelt wurde.
"Dieses Stück entstand als Teil eines Films über ein Konzert im Haus der Wannseekonferenz. Ich habe für meine Komposition Gedichte vom Lyriker David Vogel verwendet, weil ich finde, dass sie etwas sehr Inniges haben in Bezug auf Jüdischkeit, auch wenn Vogel das nicht explizit erwähnt hat. Ich habe sogar ein Ne’ila-Gebet aus der Jom Kippur-Liturgie gefunden: Öffne die Tore für uns! Vogel war eine Jude aus Österreich, der in den Dreißigerjahren nach Israel kam. Aber weil er nicht heimisch wurde, ging er zurück nach Paris, wurde deportiert und am Ende von den Nazis ermordet."
Auch wenn "At the Gate of Darkness" ein zentrales historisches Ereignis wie die Wannsee-Konferenz zum Anlass nimmt, so beschreibt Ayal Adler seine Kompostionen doch eher als abstrakt und nicht so sehr als jüdisch. Das gleiche gilt auch für jenes Stück, das er beim diesjährigen Intonations-Festival in Berlin uraufführen wird. Es heißt "Colors of Dust" – die Farben von Staub.
"Die Musik ist sehr abstrakt an der Oberfläche. Sie besitzt keine erkennbar israelischen oder jüdischen Elemente. Doch ich denke, dass sie an ihrer Innenseite jüdisch sind, in Bezug auf ihre Ideen und ihre Sehnsüchte.
Als junger Musiker habe ich bei Marco Kopytman studiert, einem sehr einflussreichen russischen Komponisten, der nach Israel ausgewandert ist. Er hat Bela Bartok mit traditionellen jemenitischen oder sefardischen Volksliedern kombiniert, was mich sehr beeinflusst hat. Manchmal erkennt man das an kleinen Details meiner Musik, aber diese sind sehr versteckt.
Ich werde oft gefragt, was einen israelischen Komponisten ausmacht. Ich glaube die Antwort ist: in Israel zu arbeiten - in Israel zu leben und all dies dramatische und zuweilen auch meschuggene Alltagsleben zu absorbieren."
Ob abstrakt, dramatisch oder auch ein wenig meschugge – erst nach der Uraufführung von "Colors of Dust" wird man sich ein Bild von dieser Auftragskomposition machen können. Aber das "Entrebillet" für die große weite Welt der Klassik, das hat Ayal Adler ohnehin schon in der Tasche.
Musik - Ayal Adler: At the Gate of Darkness
(aus: Ensemble Meitar, Israel Music Institute 2010, IMI-CD-16)
Ayal Adler stammt aus Jerusalem, wo er 1968 geboren wurde. Dort hat er am Konservatorium studiert und dann seine Karriere an der McGill University in Montreal fortgesetzt. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Rubin Academy of Music and Dance in Jerusalem versucht er möglichst viel Zeit zum Komponieren übrig zu haben.
Viele von Ayal Adlers Werken sind in Kollaboration mit dem Ensemble Meitar entstanden. Auch jenes, das dann Elena Bashkirova im letzten Jahr zum International Chamber Music Festival in Jerusalem eingeladen hatte.
Adlers Werk trägt den Titel "At the Gate of Darkness" und thematisiert die Wannsee-Konferenz, bei der die sogenannte Endlösung der Judenfrage besiegelt wurde.
"Dieses Stück entstand als Teil eines Films über ein Konzert im Haus der Wannseekonferenz. Ich habe für meine Komposition Gedichte vom Lyriker David Vogel verwendet, weil ich finde, dass sie etwas sehr Inniges haben in Bezug auf Jüdischkeit, auch wenn Vogel das nicht explizit erwähnt hat. Ich habe sogar ein Ne’ila-Gebet aus der Jom Kippur-Liturgie gefunden: Öffne die Tore für uns! Vogel war eine Jude aus Österreich, der in den Dreißigerjahren nach Israel kam. Aber weil er nicht heimisch wurde, ging er zurück nach Paris, wurde deportiert und am Ende von den Nazis ermordet."
Auch wenn "At the Gate of Darkness" ein zentrales historisches Ereignis wie die Wannsee-Konferenz zum Anlass nimmt, so beschreibt Ayal Adler seine Kompostionen doch eher als abstrakt und nicht so sehr als jüdisch. Das gleiche gilt auch für jenes Stück, das er beim diesjährigen Intonations-Festival in Berlin uraufführen wird. Es heißt "Colors of Dust" – die Farben von Staub.
"Die Musik ist sehr abstrakt an der Oberfläche. Sie besitzt keine erkennbar israelischen oder jüdischen Elemente. Doch ich denke, dass sie an ihrer Innenseite jüdisch sind, in Bezug auf ihre Ideen und ihre Sehnsüchte.
Als junger Musiker habe ich bei Marco Kopytman studiert, einem sehr einflussreichen russischen Komponisten, der nach Israel ausgewandert ist. Er hat Bela Bartok mit traditionellen jemenitischen oder sefardischen Volksliedern kombiniert, was mich sehr beeinflusst hat. Manchmal erkennt man das an kleinen Details meiner Musik, aber diese sind sehr versteckt.
Ich werde oft gefragt, was einen israelischen Komponisten ausmacht. Ich glaube die Antwort ist: in Israel zu arbeiten - in Israel zu leben und all dies dramatische und zuweilen auch meschuggene Alltagsleben zu absorbieren."
Ob abstrakt, dramatisch oder auch ein wenig meschugge – erst nach der Uraufführung von "Colors of Dust" wird man sich ein Bild von dieser Auftragskomposition machen können. Aber das "Entrebillet" für die große weite Welt der Klassik, das hat Ayal Adler ohnehin schon in der Tasche.