Ein "Mix aus Genie und Wahnsinn"
Der 34. Deutsche Kleinkunstpreis ist am Sonntag in Mainz verliehen worden. In der Sparte Kabarett heißt der diesjährige Preisträger Rolf Miller, in der Sparte Chanson/Lied/Musik wurde das bayerische Orchester Bürger Kreitmeier geehrt, in der Kategorie Kleinkunst das Berliner Duo Malediva. Ein Förderpreis ging an den Bühnenkünstler Rainald Grebe.
"Vor drei Jahren hemmer m Onkel sei Sportabzeichen mit nei in de Sarg gelegt, der liegt heute noch da unten – kerngesund. Lachen"
Rolf Miller sitzt auf der Bühne breitbeinig und tief in den Stuhl geschoben – allzu viel soll das Publikum von seiner athletischen Figur nicht sehen, sonst wirkt er unglaubwürdig. Denn wer da bräsig eine Mischung von Gefühllosigkeit, Binsenweisheit, Nachgeplappertem und Besser-Gewusstem verkündet, der muss einfach eine Bierwampe haben. Statt im gerippten T-Shirt stellt man ihn sich eher im weißen Feinripp-Unterhemd vor.
"Was sie auch noch gezeigt haben, war, dass die mit dem Computer do, die jungen, ne, dass des im Endeffekt bloß die Hälft’ sinn. Ne, weil’s bloß die männlichen Kommunizierungsbenützer do, ne ... weil ja die weiblichen do eher selten oft, ne. Lachen. Des is’ wegen de technische, von dem Ding her, von de technischen Entwicklung raus, ne ... Ja, wegen der Rasanz – Lachen – ne, ich hab’ jetzt nichts – nicht, dass Sie meinen – nein, ich habe jetzt nichts gegen die Technik. Lachen ..."
"Man spürt einen Muff, als säße man bei Nachbars im teigigen Sofa, wo die Blähungen von 100 Jahren Vorurteil, Chauvinismus und Ehe-Elend hängen geblieben sind" urteilt die "Süddeutsche Zeitung". Vorbild des gebürtigen Odenwälders Miller ist Gerhard Polt, der bayerische Berufsgrantler. Als Quellen gestammelten Millerschen Plattitüden benennt das Publikum folgende:
Umfrage: "Der normale Bürger, - Stammtisch, Macho. – Wenn Sie mich jetzt fragen, ob man das mit den halben Sätzen irgendwoher kennt, dann muss man nur in den Spiegel gucken."
Mögliche weitere Quellen lassen sich neben Odenwälder Stammtischen dem Lebenslauf des 38-Jährigen entnehmen: vielleicht das Fließband bei Rasierapparate Braun, wo er jobbte, vielleicht auch die Mensa in Kehl, wo er nach eigenen Angaben Verwaltungsrecht studierte, um für den "gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst" ausgebildet zu werden. Miller hat auf den Titel Diplom-Verwalter (FH) verzichtet, der Deutsche Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett, verliehen im Mainzer Unterhaus, dürfte ihn dafür entschädigen. In der Sparte Kleinkunst geht er 2006 an die Berliner Gruppe Malediva, die unter anderem zarte Loblieder auf die Provinz singt, aus der sie stammt. Anemonen in Waschbeton-Kübeln, panflötende Indianer, Fassaden und Herzen mit Eternit verschalt – das ist deutsche Idylle in der Malediva-Version.
Für einen "speziellen Mix aus Genie und Wahnsinn" zeichnet die Jury das bayerische Orchester Bürger / Kreitmeier in der Sparte Chanson, Lied, Musik aus. Conny Kreitmeier schält sich aus der pelzbesetzten Jacke und gibt den Blick frei auf schwarze Korsage und hautengen Rock mit ultralangem Schlitz. Neben dem singenden Vamp mit den schwarzen Wallehaaren Norbert Bürger, Gitarrist in beigefarbener Cordhose, kariertem Halbarmhemd und mintgrünem Pullunder, glatter Seitenscheitel. Ein Buchhalter, der neben der hüftschwingenden Sexbombe in eine Art Biedermann-Ekstase gerät. Das jüngere Publikum wirft es vor Lachen fast vom Stuhl, das ältere findet's zu klamaukig.
"Man freute sich eigentlich auf diese tolle Musik, und dann wurde es unterbrochen durch diesen Klamauk. Also, es war nicht Fisch und nicht Fleisch."
Dieter Nuhr, Moderator der Preisverleihung im Mainzer Unterhaus und selbst Träger des Preises in der Sparte Kabarett 1998, kündigt einen Kölner Wahlossi an:
Nuhr: "Den Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis erhält Rainald Grebe. Damit zeichnet die Jury einen Bühnenkünstler aus, der mit seinen Liedern und Texten jenseits aller Kategorien steht. Was als Schlager beginnt, endet als absurdes Gedicht. Das sind dadaistische Popsongs, die mit großer Stimme falsches Pathos entlarven, mit Mut zur Gemeinheit erzählte Geschichten vom Rande des Abgrunds und setzt sie mit eigenem Wortwitz in Szene. Ja, ich kann damit auch nichts anfangen, aber ich finde ihn toll – den Deutschen Kleinkunstpreis erhält Rainald Grebe. "
...
Grebe – "Thüringen-Hymne": " Im Thüringer Wald, da essen sie noch Hunde / nach altem Rezept / zur winterkalten Stunde / denn der Weg zum nächsten Konsum ist so weit /... "
Der Comedian Rainald Grebe darf solche Gemeinheiten als Thüringen- "Hymne" verkaufen. Im Jahr 2000 fand er seinen festen Platz als Dramaturg, Schauspieler und Regisseur am Jenaer Theaterhaus. Er weiß, wovon er redet:
" ... das Land ohne Prominente ... a ja – gut – Dagmar Schipanski – aber die könnte auch in Sofia Professorin für Hammerwurf sein …"
Rolf Miller sitzt auf der Bühne breitbeinig und tief in den Stuhl geschoben – allzu viel soll das Publikum von seiner athletischen Figur nicht sehen, sonst wirkt er unglaubwürdig. Denn wer da bräsig eine Mischung von Gefühllosigkeit, Binsenweisheit, Nachgeplappertem und Besser-Gewusstem verkündet, der muss einfach eine Bierwampe haben. Statt im gerippten T-Shirt stellt man ihn sich eher im weißen Feinripp-Unterhemd vor.
"Was sie auch noch gezeigt haben, war, dass die mit dem Computer do, die jungen, ne, dass des im Endeffekt bloß die Hälft’ sinn. Ne, weil’s bloß die männlichen Kommunizierungsbenützer do, ne ... weil ja die weiblichen do eher selten oft, ne. Lachen. Des is’ wegen de technische, von dem Ding her, von de technischen Entwicklung raus, ne ... Ja, wegen der Rasanz – Lachen – ne, ich hab’ jetzt nichts – nicht, dass Sie meinen – nein, ich habe jetzt nichts gegen die Technik. Lachen ..."
"Man spürt einen Muff, als säße man bei Nachbars im teigigen Sofa, wo die Blähungen von 100 Jahren Vorurteil, Chauvinismus und Ehe-Elend hängen geblieben sind" urteilt die "Süddeutsche Zeitung". Vorbild des gebürtigen Odenwälders Miller ist Gerhard Polt, der bayerische Berufsgrantler. Als Quellen gestammelten Millerschen Plattitüden benennt das Publikum folgende:
Umfrage: "Der normale Bürger, - Stammtisch, Macho. – Wenn Sie mich jetzt fragen, ob man das mit den halben Sätzen irgendwoher kennt, dann muss man nur in den Spiegel gucken."
Mögliche weitere Quellen lassen sich neben Odenwälder Stammtischen dem Lebenslauf des 38-Jährigen entnehmen: vielleicht das Fließband bei Rasierapparate Braun, wo er jobbte, vielleicht auch die Mensa in Kehl, wo er nach eigenen Angaben Verwaltungsrecht studierte, um für den "gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst" ausgebildet zu werden. Miller hat auf den Titel Diplom-Verwalter (FH) verzichtet, der Deutsche Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett, verliehen im Mainzer Unterhaus, dürfte ihn dafür entschädigen. In der Sparte Kleinkunst geht er 2006 an die Berliner Gruppe Malediva, die unter anderem zarte Loblieder auf die Provinz singt, aus der sie stammt. Anemonen in Waschbeton-Kübeln, panflötende Indianer, Fassaden und Herzen mit Eternit verschalt – das ist deutsche Idylle in der Malediva-Version.
Für einen "speziellen Mix aus Genie und Wahnsinn" zeichnet die Jury das bayerische Orchester Bürger / Kreitmeier in der Sparte Chanson, Lied, Musik aus. Conny Kreitmeier schält sich aus der pelzbesetzten Jacke und gibt den Blick frei auf schwarze Korsage und hautengen Rock mit ultralangem Schlitz. Neben dem singenden Vamp mit den schwarzen Wallehaaren Norbert Bürger, Gitarrist in beigefarbener Cordhose, kariertem Halbarmhemd und mintgrünem Pullunder, glatter Seitenscheitel. Ein Buchhalter, der neben der hüftschwingenden Sexbombe in eine Art Biedermann-Ekstase gerät. Das jüngere Publikum wirft es vor Lachen fast vom Stuhl, das ältere findet's zu klamaukig.
"Man freute sich eigentlich auf diese tolle Musik, und dann wurde es unterbrochen durch diesen Klamauk. Also, es war nicht Fisch und nicht Fleisch."
Dieter Nuhr, Moderator der Preisverleihung im Mainzer Unterhaus und selbst Träger des Preises in der Sparte Kabarett 1998, kündigt einen Kölner Wahlossi an:
Nuhr: "Den Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis erhält Rainald Grebe. Damit zeichnet die Jury einen Bühnenkünstler aus, der mit seinen Liedern und Texten jenseits aller Kategorien steht. Was als Schlager beginnt, endet als absurdes Gedicht. Das sind dadaistische Popsongs, die mit großer Stimme falsches Pathos entlarven, mit Mut zur Gemeinheit erzählte Geschichten vom Rande des Abgrunds und setzt sie mit eigenem Wortwitz in Szene. Ja, ich kann damit auch nichts anfangen, aber ich finde ihn toll – den Deutschen Kleinkunstpreis erhält Rainald Grebe. "
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Grebe – "Thüringen-Hymne": " Im Thüringer Wald, da essen sie noch Hunde / nach altem Rezept / zur winterkalten Stunde / denn der Weg zum nächsten Konsum ist so weit /... "
Der Comedian Rainald Grebe darf solche Gemeinheiten als Thüringen- "Hymne" verkaufen. Im Jahr 2000 fand er seinen festen Platz als Dramaturg, Schauspieler und Regisseur am Jenaer Theaterhaus. Er weiß, wovon er redet:
" ... das Land ohne Prominente ... a ja – gut – Dagmar Schipanski – aber die könnte auch in Sofia Professorin für Hammerwurf sein …"