Ein Magier der Farbe
Der Amerikaner Ad Reinhardt ist einer Väter der "Minimal Art". Die Gelegenheiten, seinem Werk zu begegnen, sind rar. Nun zeigt das Museum Quadrat in Bottrop mit einer großen Retrospektive mehr als 40 Bilder. Es sind Leihgaben aus den großen New Yorker Museen, aus der Tate Gallery und aus dem Centre Pompidou.
Für die Pressefotografen ist das ein harter Tag. Schwarze Bilder, alle im gleichen quadratischen Format, auf weißen Wänden. So präsentiert sich das Spätwerk, in dem Ad Reinhardt die radikalste Ausprägung seiner Kunst gefunden hat. "Kannste gleich in Schwarzweiß fotografieren", murmelt einer in seine Digitalkamera.
Aber wo die fotografische Linse vielleicht an ihre Grenzen stößt, da fängt das Abenteuer des Sehens bei dieser Kunst erst an. Drei Jahre hat Museumsdirektor Heinz Liesbrock daran gearbeitet, dass man es im Bottroper "Quadrat" erleben kann.
"Es geht nicht um das bloße Schwarz, sondern im Schwarz zeigt sich ein sinnlicher Reichtum. Keines ist buchstäblich Schwarz. Er hat Buntfarbe benutzt, dem schwarzen Pigment zugemischt. Sie sollte gerade noch sichtbar sein, aber sie sollte auch so reduziert wie möglich sein."
Ad Reinhardt, der mit seinen "schwarzen Bildern" Kunstgeschichte geschrieben hat als einer der konsequentesten Vollender der Abstraktion – geschult am "Schwarzen Quadrat" von Malewitsch" und an den Rasterbildern von Piet Mondrian – war alles andere als ein Provokateur oder ein blutleerer Dogmatiker.
Einen Magier der Farbe könnte man ihn nennen, besessen davon, immer feinere, unmerklichere Übergänge zu finden, die Töne so einzudunkeln, dass sie alles Licht absorbieren und in sich speichern und nach innen zu leuchten scheinen.
"Für ihn waren diese Bilder der Endpunkt der abstrakten Kunst – mit immer weniger mitteln immer mehr auszusagen."
"Letzte Bilder" hat Reinhardt sie genannt – so ist auch der Titel der Ausstellung. Die zeigt auch den Weg, auf dem der Maler zu dieser äußersten Reduktion gefunden hat. Aus stark farbigen Kompositionen in bewegten geometrischen Mustern führt er zu immer mehr von einer Farbe dominierten Bildern mit einfacheren, schematischen Formen und schließlich zu den dunklen, in simple Quadrate eingeteilten Leinwänden. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens wählt Reinhardt auch nur noch ein Format: Quadrate von fünf mal fünf Fuß, also etwa 1,50 Kantenlänge, eingeteilt in neun gleiche Binnenquadrate. Kein Farbakzent, keine auffällige Form lenkt mehr ab vom Sehen an der Grenze zum Unsichtbaren.
"Kunst ist Kunst, alles andere ist alles andere."
So zitiert Heinz Liesbrock den Künstler. Ad Reinhardt, 1913 als Kind deutschstämmiger Einwanderer in New York geboren und 1967 gestorben, hat sich intensiv mit Literatur und Philosophie und schon sehr früh mit dem Buddhismus beschäftigt. Ohne Zweifel geht von den Werken etwas Meditatives, Spirituelles aus, das der Maler aber nicht auf irgendeine Botschaft festgelegt wissen wollte. Wenn man diese Gemälde lange und ruhig betrachtet, heben sich allmählich die Formen aus dem Hintergrund. Die blauen, roten, grünen Grundierungen der dunklen Flächen beginnen zu leuchten. Das Bild erscheint erst im Prozess des Sehens.
"Diese Ausstellung fordert mehr als ein flüchtiges Abschreiten der Bilder – der Betrachter muss sich in Position bringen, damit das Bild ihm antwortet, es passiert nicht einfach so. Die Bilder erfordern, dass der Betrachter, die Betrachterin sich selbst ins Spiel bringen. Sie sind vielschichtig und vieldeutig."
Faszinierend und unverbraucht, in ihrer Klarheit irgendwie auch alterslos erscheinen diese Bilder. Im Museum "Quadrat" werden sie in einer strengen Hängung gezeigt, die jedem Werk genug Raum gibt. In dem gläsernen Kubus mitten im Bottroper Stadtgarten haben sie auch das Tageslicht, das die subtilen Farbenspiele unverfälscht hervortreten lässt. Und es entsteht auch noch eine spannende Nachbarschaft: die abstrakten Farbkompositionen von Josef Albers.
Der Künstler, in Bottrop geboren und im amerikanischen Exil befreundet mit Ad Reinhardt, ging einen ähnlich motivierten und doch ganz anderen Weg der Reduktion von Form und Farbe. Im Museum seiner Geburtsstadt, das ständig eine große Albers-Kollektion aus dem Nachlass zeigt, sind jetzt ausgewählte Stücke in den Dialog mit den aus aller Welt angereisten Bildern von Reinhardt gestellt worden.
Homepage der Ausstellung
Aber wo die fotografische Linse vielleicht an ihre Grenzen stößt, da fängt das Abenteuer des Sehens bei dieser Kunst erst an. Drei Jahre hat Museumsdirektor Heinz Liesbrock daran gearbeitet, dass man es im Bottroper "Quadrat" erleben kann.
"Es geht nicht um das bloße Schwarz, sondern im Schwarz zeigt sich ein sinnlicher Reichtum. Keines ist buchstäblich Schwarz. Er hat Buntfarbe benutzt, dem schwarzen Pigment zugemischt. Sie sollte gerade noch sichtbar sein, aber sie sollte auch so reduziert wie möglich sein."
Ad Reinhardt, der mit seinen "schwarzen Bildern" Kunstgeschichte geschrieben hat als einer der konsequentesten Vollender der Abstraktion – geschult am "Schwarzen Quadrat" von Malewitsch" und an den Rasterbildern von Piet Mondrian – war alles andere als ein Provokateur oder ein blutleerer Dogmatiker.
Einen Magier der Farbe könnte man ihn nennen, besessen davon, immer feinere, unmerklichere Übergänge zu finden, die Töne so einzudunkeln, dass sie alles Licht absorbieren und in sich speichern und nach innen zu leuchten scheinen.
"Für ihn waren diese Bilder der Endpunkt der abstrakten Kunst – mit immer weniger mitteln immer mehr auszusagen."
"Letzte Bilder" hat Reinhardt sie genannt – so ist auch der Titel der Ausstellung. Die zeigt auch den Weg, auf dem der Maler zu dieser äußersten Reduktion gefunden hat. Aus stark farbigen Kompositionen in bewegten geometrischen Mustern führt er zu immer mehr von einer Farbe dominierten Bildern mit einfacheren, schematischen Formen und schließlich zu den dunklen, in simple Quadrate eingeteilten Leinwänden. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens wählt Reinhardt auch nur noch ein Format: Quadrate von fünf mal fünf Fuß, also etwa 1,50 Kantenlänge, eingeteilt in neun gleiche Binnenquadrate. Kein Farbakzent, keine auffällige Form lenkt mehr ab vom Sehen an der Grenze zum Unsichtbaren.
"Kunst ist Kunst, alles andere ist alles andere."
So zitiert Heinz Liesbrock den Künstler. Ad Reinhardt, 1913 als Kind deutschstämmiger Einwanderer in New York geboren und 1967 gestorben, hat sich intensiv mit Literatur und Philosophie und schon sehr früh mit dem Buddhismus beschäftigt. Ohne Zweifel geht von den Werken etwas Meditatives, Spirituelles aus, das der Maler aber nicht auf irgendeine Botschaft festgelegt wissen wollte. Wenn man diese Gemälde lange und ruhig betrachtet, heben sich allmählich die Formen aus dem Hintergrund. Die blauen, roten, grünen Grundierungen der dunklen Flächen beginnen zu leuchten. Das Bild erscheint erst im Prozess des Sehens.
"Diese Ausstellung fordert mehr als ein flüchtiges Abschreiten der Bilder – der Betrachter muss sich in Position bringen, damit das Bild ihm antwortet, es passiert nicht einfach so. Die Bilder erfordern, dass der Betrachter, die Betrachterin sich selbst ins Spiel bringen. Sie sind vielschichtig und vieldeutig."
Faszinierend und unverbraucht, in ihrer Klarheit irgendwie auch alterslos erscheinen diese Bilder. Im Museum "Quadrat" werden sie in einer strengen Hängung gezeigt, die jedem Werk genug Raum gibt. In dem gläsernen Kubus mitten im Bottroper Stadtgarten haben sie auch das Tageslicht, das die subtilen Farbenspiele unverfälscht hervortreten lässt. Und es entsteht auch noch eine spannende Nachbarschaft: die abstrakten Farbkompositionen von Josef Albers.
Der Künstler, in Bottrop geboren und im amerikanischen Exil befreundet mit Ad Reinhardt, ging einen ähnlich motivierten und doch ganz anderen Weg der Reduktion von Form und Farbe. Im Museum seiner Geburtsstadt, das ständig eine große Albers-Kollektion aus dem Nachlass zeigt, sind jetzt ausgewählte Stücke in den Dialog mit den aus aller Welt angereisten Bildern von Reinhardt gestellt worden.
Homepage der Ausstellung