Ein Leben für die konkrete Kunst

Von Rainer Zerbst · 05.10.2009
Mit einer Ausstellung und einem Bestandskatalog würdigt das Kunstmuseum Stuttgart die von Heinz Teufel und seiner Frau zusammengetragene Sammlung konkreter Kunst. Sie ist durch eine Schenkung im Besitz des Museums.
Es ist eine Ausstellung der klaren Linie, der geometrischen Formen, und immer wieder ist man versucht, Gesetzmäßigkeiten auszumachen. Und das ist durchaus plausibel, denn viele der konkreten Künstler gingen wissenschaftlich vor. Max Bill hatte schon 1949 die "mathematische Denkweise der Kunst" betont. Und so sehen wir meist in Serie, wie etwa Josef Albers die Wirkungen von farbigen Quadraten untersuchte, andere Künstler fragen auf ihren Bildern, wie sich schräge Linien in unterschiedlichen Winkeln auswirken, Max Bill stellte das Quadrat auf die Spitze und experimentierte mit allen Möglichkeiten. Und genau diese Klarheit, Berechenbarkeit interessierte Heinz Teufel, so seine Witwe Anette Teufel:

"Ihn hat gereizt dieses Formenvokabular, auch die Farbgestaltung, die dazu kam, dieses Genaue, dieser rechte Winkel."

Wer sich dieser Kunst verschreibt, der ist in seinem Denken und Fühlen eher systematisch, sollte man meinen. In gewisser Weise dürfte das auch auf Teufel zutreffen, aber eben nur in gewisser Weise. Denn Teufel sammelte nicht puristisch, er sammelte, was ihm gefiel, und so kann einem diese Sammlung Augen öffnen, meint Simone Schimpf, die stellvertretende Direktorin des Stuttgarter Kunstmuseums:

"Sie hat Vorlieben und sie setzt Akzente, die eher ungewöhnlich sind, aber für ein Museum wie unseres sehr spannend: zum Beispiel tschechische Positionen, die er schon sehr früh gesammelt hat, Künstler, die man selten in deutschen Museen triftt. Ein anderer Schwerpunkt sind niederländische Künstler. Wir haben einen Nukleus von Positionen, von denen die konkrete Kunst ausgeht, und die entfalten sich dann in verschiedene Richtungen, sehr viel intuitiver als die Züricher Konkreten, also eine viel emotionalere Position als Richard Paul Lohse, der große Mathematiker der Konkreten Kunst."

Teufel war ein spontaner Mensch. Das zeigte sich bei einem Besuch im Atelier von der Op-Art Künstlerin Bridget Riley.

Teufel: "Bridget Rilye war sehr zurückhaltend, das hat er übersehen. Er geht durch das Haus, guckt sich alles an, und dann sah er ein Bild, von dem er fasziniert war, ging darauf zu und erklärte nun Bridget Riley ihr Bild. Da ist sie so aufgetaut, von dem Moment war es ein ganz wunderbares Verhältnis."