Ein Kontinent sucht seine Kino-Highlights
Was die besten europäischen Filme dieses Jahres sind, darüber wird gerade in Sevilla entschieden. Dort findet noch bis zum 13. November das Festival des europäischen Films statt und dort werden auch die Kandidaten für den europäischen Filmpreis nominiert.
Die finnische Schauspielerin Pihla Vitala verkündet die fünf Nominierungen für den besten europäischen Film. Die Sprachenvielfalt Europas führt immer wieder zu gewagten Zungenbrechern, aber europäische Filme entstehen eben fast immer als Geflecht internationaler Koproduktionen. Neben dem spanisch - argentinischen Film "El Secreto De Sus Ojos"("In ihren Augen"), der als argentinischer Film bereits den Oscar gewonnen hat, sind auch der deutsche Film "Soul Kitchen" von Fatih Akin, die türkisch-deutsche Koproduktion "Bal" und die israelisch-deutsch-französische Koproduktion "Lebanon" Anwärter auf den europäischen Filmpreis.
Roman Polanskis "The Ghostwriter", eine französisch-deutsch-britische Produktion wurde nicht nur für den besten Film nominiert, sondern auch für den Regie-, den Schauspieler-, den besten Schnitt-, den Ausstattungs- und den Musikpreis. Für die deutschen Filme "Die Fremde" und "Lourdes" wurden sowohl Sibel Kekilli, als auch Sylvie Testud als beste Schauspielerin nominiert.
Die europäische Filmbranche feiert sich im Schatten einer weltweiten Wirtschaftskrise, ein Leitmotiv auch der gestrigen Eröffnungsgala und anderer Veranstaltungen. Marion Döring ist die Direktorin der Europäischen Filmakademie:
"Na in vielen Ländern ist es tatsächlich spürbar, und ich glaube auch gerade in Spanien ist es besonders spürbar und wir haben bei der diesjährigen Auswahl schon gemerkt, dass es eigentlich keine großen Produktionen gibt, eher doch die mittelgroßen oder auch kleineren Produktionen, die bei uns dieses Jahr die Nominierungen dominieren, aber es ist natürlich auch schön auf der anderen Seite, weil es dadurch vielen Filmen eine Chance gibt, die normalerweise doch eher hinter den großen Produktionen zurückstehen würden."
Der spanische Produzent Antonio Saura, Sohn des Filmemachers Carlos Saura, beobachtet aber auch grundsätzlich ein Imageproblem des europäischen Films:
"Wenn einmal eine europäische Großproduktion auf den Markt kommt, denken die Zuschauer gleich, es sei ein amerikanischer Film, weil der Verleih weltweit von den amerikanischen "Majors" kontrolliert wird. Also ein Film wie der von Roman Polanski, eine zu mehr als 100 Prozent europäische Produktion, wird vom Zuschauer als amerikanisch wahrgenommen, für europäisch hält er dagegen nur die kleinen Filme mit einer eigenen Handschrift. Deswegen zeigen Veranstaltungen wie diese hier auch die extreme Vielfalt des europäischen Films."
Eine umfangreiche Retrospektive ist dieses Jahr in Sevilla dem niederländischen Film gewidmet – unter dem Titel "Wilde Tulpen" sind 13 Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme zu sehen. Für Javier Martín-Dominguez, den Direktor des Festivals zählen die Niederlande zu den interessantesten europäischen Filmländern:
"Das sind Filme, die ihre Geschichten auf den Punkt bringen und aktuelle Themen sehr dynamisch vermitteln. Da geht es um die Depression nach der Schwangerschaft, die Liebe unter Jugendlichen, aber auch die Leiden der Börsianer. Das alles ist handwerklich sehr gelungen und ich glaube, wir hier im Süden Europas sollten mehr dieser Filme sehen, das ist doch ein ganz anderer Zugang zu Problemen und Themen, die wir auch kennen."
14 Filme stehen im Wettbewerb um den goldenen "Giradillo". Das Wahrzeichen des Festivals zeigt das Männchen, das sich auf der Spitze der Kathedrale von Sevilla mit dem Wind dreht. Dabei reichen die Geschichten des Alten Kontinents vom alten Frankensteinmythos und der märchenhafte Karriere des britischen Drogenhändlers Howard Marks hin zu Migrationsgeschichten der ersten und zweiten Einwanderergeneration.
Zum ersten Mal stehen auch zwei spanische Filme im Wettbewerb und Altmeister Carlos Saura präsentiert seinen neusten Musikfilm "Flamenco, Flamenco" außer Konkurrenz. Große Produktionen über historische Themen kommen dieses Jahr aus Griechenland, den Niederlanden und Deutschland. Darin geht es um die verhängnisvolle Leidenschaft eines osmanischen Soldaten zu einer griechisch-orthodoxen Novizin, und um georgische Kriegsgefangene auf einer westfriesischen Insel 1945.
Der deutsche Film "Poll" führt zurück in das Baltikum, in den Sommer, als der erste Weltkrieg ausbrach, und erzählt von der Liebe einer 14-jährigen Deutschen zu einem flüchtigen estnischen Anarchisten. Für Regisseur und Produzent Chris Kraus war es sehr schwer, europäische Partner für dieses finanziell und künstlerisch höchst aufwendige Projekt zu finden:
""Aber das Entscheidende war vor allem, dass wir nicht mit europäischen Stars gearbeitet haben und das hat es so schwer gemacht. Wir haben gesagt, es ist ein Film über Deutschland, über dieses Land, das in Teilen Europas untergegangen ist, (...) und wenn wir das wirklich ernst nehmen, müssen wir auch die Sprache ernst nehmen und deshalb haben wir mit einem wirklich, der estnische Revolutionär, ist eben kein stolzer Spanier, der vielleicht bekannter ist als jetzt der Tambet Tuisk, der das aber grandios macht und wir haben dann eben entschieden, wir arbeiten mit Hochdeutsch, mit baltendeutschem Dialekt, mit Russisch, Französisch und mit Estnisch, das ist ja ein "culture clash" und das hat es wirklich schwer gemacht, die Finanzierung zu stemmen, das war schon außergewöhnlich.''"
Roman Polanskis "The Ghostwriter", eine französisch-deutsch-britische Produktion wurde nicht nur für den besten Film nominiert, sondern auch für den Regie-, den Schauspieler-, den besten Schnitt-, den Ausstattungs- und den Musikpreis. Für die deutschen Filme "Die Fremde" und "Lourdes" wurden sowohl Sibel Kekilli, als auch Sylvie Testud als beste Schauspielerin nominiert.
Die europäische Filmbranche feiert sich im Schatten einer weltweiten Wirtschaftskrise, ein Leitmotiv auch der gestrigen Eröffnungsgala und anderer Veranstaltungen. Marion Döring ist die Direktorin der Europäischen Filmakademie:
"Na in vielen Ländern ist es tatsächlich spürbar, und ich glaube auch gerade in Spanien ist es besonders spürbar und wir haben bei der diesjährigen Auswahl schon gemerkt, dass es eigentlich keine großen Produktionen gibt, eher doch die mittelgroßen oder auch kleineren Produktionen, die bei uns dieses Jahr die Nominierungen dominieren, aber es ist natürlich auch schön auf der anderen Seite, weil es dadurch vielen Filmen eine Chance gibt, die normalerweise doch eher hinter den großen Produktionen zurückstehen würden."
Der spanische Produzent Antonio Saura, Sohn des Filmemachers Carlos Saura, beobachtet aber auch grundsätzlich ein Imageproblem des europäischen Films:
"Wenn einmal eine europäische Großproduktion auf den Markt kommt, denken die Zuschauer gleich, es sei ein amerikanischer Film, weil der Verleih weltweit von den amerikanischen "Majors" kontrolliert wird. Also ein Film wie der von Roman Polanski, eine zu mehr als 100 Prozent europäische Produktion, wird vom Zuschauer als amerikanisch wahrgenommen, für europäisch hält er dagegen nur die kleinen Filme mit einer eigenen Handschrift. Deswegen zeigen Veranstaltungen wie diese hier auch die extreme Vielfalt des europäischen Films."
Eine umfangreiche Retrospektive ist dieses Jahr in Sevilla dem niederländischen Film gewidmet – unter dem Titel "Wilde Tulpen" sind 13 Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme zu sehen. Für Javier Martín-Dominguez, den Direktor des Festivals zählen die Niederlande zu den interessantesten europäischen Filmländern:
"Das sind Filme, die ihre Geschichten auf den Punkt bringen und aktuelle Themen sehr dynamisch vermitteln. Da geht es um die Depression nach der Schwangerschaft, die Liebe unter Jugendlichen, aber auch die Leiden der Börsianer. Das alles ist handwerklich sehr gelungen und ich glaube, wir hier im Süden Europas sollten mehr dieser Filme sehen, das ist doch ein ganz anderer Zugang zu Problemen und Themen, die wir auch kennen."
14 Filme stehen im Wettbewerb um den goldenen "Giradillo". Das Wahrzeichen des Festivals zeigt das Männchen, das sich auf der Spitze der Kathedrale von Sevilla mit dem Wind dreht. Dabei reichen die Geschichten des Alten Kontinents vom alten Frankensteinmythos und der märchenhafte Karriere des britischen Drogenhändlers Howard Marks hin zu Migrationsgeschichten der ersten und zweiten Einwanderergeneration.
Zum ersten Mal stehen auch zwei spanische Filme im Wettbewerb und Altmeister Carlos Saura präsentiert seinen neusten Musikfilm "Flamenco, Flamenco" außer Konkurrenz. Große Produktionen über historische Themen kommen dieses Jahr aus Griechenland, den Niederlanden und Deutschland. Darin geht es um die verhängnisvolle Leidenschaft eines osmanischen Soldaten zu einer griechisch-orthodoxen Novizin, und um georgische Kriegsgefangene auf einer westfriesischen Insel 1945.
Der deutsche Film "Poll" führt zurück in das Baltikum, in den Sommer, als der erste Weltkrieg ausbrach, und erzählt von der Liebe einer 14-jährigen Deutschen zu einem flüchtigen estnischen Anarchisten. Für Regisseur und Produzent Chris Kraus war es sehr schwer, europäische Partner für dieses finanziell und künstlerisch höchst aufwendige Projekt zu finden:
""Aber das Entscheidende war vor allem, dass wir nicht mit europäischen Stars gearbeitet haben und das hat es so schwer gemacht. Wir haben gesagt, es ist ein Film über Deutschland, über dieses Land, das in Teilen Europas untergegangen ist, (...) und wenn wir das wirklich ernst nehmen, müssen wir auch die Sprache ernst nehmen und deshalb haben wir mit einem wirklich, der estnische Revolutionär, ist eben kein stolzer Spanier, der vielleicht bekannter ist als jetzt der Tambet Tuisk, der das aber grandios macht und wir haben dann eben entschieden, wir arbeiten mit Hochdeutsch, mit baltendeutschem Dialekt, mit Russisch, Französisch und mit Estnisch, das ist ja ein "culture clash" und das hat es wirklich schwer gemacht, die Finanzierung zu stemmen, das war schon außergewöhnlich.''"