"Ein Kinofilm ist wie eine mathematische Gleichung"
Das Schauspielern hat er ordentlich auf der Schauspielschule gelernt, das Drehbuchschreiben und Regieführen hat er sich selbst beigebracht: Sebastian Schipper. Für seinen Film "Absolute Giganten" erhielt er den Deutschen Filmpreis in Silber. Das ist acht Jahre her. Nun kommt sein neuer Film in die Kinos: "Ein Freund von mir" mit Daniel Brühl und Jürgen Vogel.
Szene aus "Ein Freund von mir"
Hans: "Bist du glücklich?"
Karl: "Ich weiß nicht."
Hans: "Warum?"
Karl: "Weil ich das nicht so einfach sagen kann - Bist du glücklich... Bist du glücklich?"
Hans: "Klar, Mann! Richtig!"
Sebastian Schipper: "Ich hab manchmal das Gefühl, so ein Kinofilm ist wie ne mathematische Gleichung. Ganz wichtig ist, dass sie aufgeht. Mindestens genauso wichtig ist, dass sie interessant ist."
Sebastian Schipper sitzt in einem schmucklosen Büro in einer alten Villa in Berlin-Schöneberg. Hier hat die Produktionsfirma X-Filme ihr Hauptquartier, sozusagen die Zentrale des neuen, deutschen Films. In den dunklen Regalen stehen Ordner mit Film-Titeln wie "Der rote Kakadu" und DVDs mit "Lola rennt", dem ersten, großen Coup der Firma. Schipper - dunkler Fünf-Tage-Bart, modische Seitenscheitel-Frisur, dunkelblauer Pulli - gießt Apfelsaft und Mineralwasser in sein Glas.
"Es ist erstaunlich, wie viel das mit Logik zu tun hat. Und in diesem Gebilde kann man sich schon ne ganze Weile aufhalten."
Eine ganze Weile, das bedeutet in Schippers Fall acht Jahre. So viel Zeit liegt zwischen seinem Erstling und dem zweiten Film.
Szene aus "Ein Freund von mir"
Hans: "Du bist noch nie mit nem Porsche gefahren?"
Karl: "Nein!"
Hans: "Oh Gott. Mann, das ist ein Porsche! Das sind noch Jungfrauen, die sind noch nie gefahren worden. 'N Porsche, der toppeste Sportwagen von der ganzen Welt!"
Es habe gedauert, bis er eine Idee fand, die ihn begeistert, ihn mitreißt und der er vertraut, erzählt er. Allein vier Jahre hat er am Drehbuch gesessen. Dann stand die Geschichte zu "Ein Freund von mir". Daniel Brühl spielt den jungen, stillen Mathematiker Karl, dessen Leben neben dem beruflichen Erfolg eigentlich leer ist. Er trifft den impulsiven Hans, gespielt von Jürgen Vogel, der jeden Tag lebt, als wäre es ein Kindergeburtstag. Langsam kitzelt er den verschlossenen Karl aus seiner Introvertiertheit.
Szene aus "Ein Freund von mir"
Hans: "Okay, pass auf. Wenn du vom Auto fahren träumst, okay? Welche Farbe haben die. Eher so Silber oder Anthrazit?"
Karl: "Weiß ich nicht."
Hans: "Mann, hast du noch nie vom Auto fahren geträumt?"
Schipper: "”Das Wesentliche, was an Freundschaften toll ist, ist dieser nicht greifbare Latenzraum, in dem es eigentlich nicht um ein Ziel geht. Ich finde es ganz passend zu sagen, mit Freunden verbringe ich sinnlose Zeit. Das ist das Tolle, was für mich Freundschaften ausmachen: Es gibt kein Ziel.""
Freundschaft ist das Thema in beiden Filmen von Sebastian Schipper. In "Ein Freund von mir" geht es um den Beginn, in "Absolute Giganten" um das Ende einer Freundschaft. In seinem Debüt lässt er drei Jungs in einer Nacht in Hamburg ein letztes Mal zusammen Abenteuer erleben. Am Morgen wird einer von ihnen die anderen für immer verlassen.
Filmszene "Absolute Giganten"
Floyd: "Ich geh auf 'n Containerschiff nach Kapstadt. Und von da weiter nach Singapur, und wahrscheinlich komm' ich nicht wieder. Ich muss irgendwo hin, wo ich wirklich hingehöre. Ich weiß noch nicht, wo das ist. Aber ich werd's finden, und dann bleib ich da."
Durch eine kleine Rolle als Schauspieler im Film "Winterschläfer" lernte Sebastian Schipper den Regisseur Tom Tykwer kennen. Der las das Drehbuch zu "Absolute Giganten" und ermöglichte ihm mit seiner Produktionsfirma X-Filme die Realisierung. Noch nicht einmal 30 Jahre alt, drehte Schipper nach zwei Kurzfilmen seinen ersten, großen Kinofilm. Unsicher sei er dabei nicht gewesen, sagt der 38-Jährige und streicht sich die Haare aus der Stirn.
"Das hatte so viel mit Lust und so ner Entladung zu tun und mit so viel unfassbarer Freude, dass ich manchmal auch staunend davor stand, dass tatsächlich jeden Tag diese Maschinerie aufgebaut wurde, damit ich hier meinen Film inszenieren kann. Das war schon sensationell."
In Hannover geboren, ist Schipper in seiner Familie der einzige, der beruflich aus der Reihe tanzt. Beide Großväter, sein Vater, der Onkel - alle sind Pastoren. Seine Mutter arbeitet als Kirchenmusikerin, sein Halbbruder studiert in Jerusalem Judaistik. Fromm habe ihn diese Umgebung aber nicht gemacht, sagt er schmunzelnd. Seinem Berufswunsch Schauspieler und Regisseur stellte sich niemand in den Weg.
"Ich war dann an der Schauspielschule in München, weil ich als junger Abiturient in einer Kleinstadt schlicht und ergreifend nicht die Grandezza hatte zu sagen, jetzt werde ich Filmemacher. Ich war im ersten Halbjahr in München auf dem Filmfest der Filmhochschulen. Und das fand ich sensationell. Und ich glaube, da, spätestens, wurde es für mich evident, dass mich das sehr reizt."
Leicht ist es ihm nicht gefallen, einen zweiten Film zu realisieren. Zu viele andere Interessen zerren an ihm. Zwischendurch wollte er eine Band gründen oder einen Roman schreiben. Aber er hat durchgehalten und sei jetzt wohl tatsächlich Filmemacher, sagt Schipper.
"Vielleicht ist es das erste in meinem Leben, auf das ich gestoßen bin, wo ich wirklich das Gefühl habe, das kann mich noch ganz lange faszinieren. Wie einfach Geschichten sind, wie hoch philosophisch sie sein können, wie kurzweilig sie sein müssen und gleichzeitig was für ethische und quasi-religiöse Möglichkeiten sie beinhalten, das finde ich wahnsinnig interessant."
Hans: "Bist du glücklich?"
Karl: "Ich weiß nicht."
Hans: "Warum?"
Karl: "Weil ich das nicht so einfach sagen kann - Bist du glücklich... Bist du glücklich?"
Hans: "Klar, Mann! Richtig!"
Sebastian Schipper: "Ich hab manchmal das Gefühl, so ein Kinofilm ist wie ne mathematische Gleichung. Ganz wichtig ist, dass sie aufgeht. Mindestens genauso wichtig ist, dass sie interessant ist."
Sebastian Schipper sitzt in einem schmucklosen Büro in einer alten Villa in Berlin-Schöneberg. Hier hat die Produktionsfirma X-Filme ihr Hauptquartier, sozusagen die Zentrale des neuen, deutschen Films. In den dunklen Regalen stehen Ordner mit Film-Titeln wie "Der rote Kakadu" und DVDs mit "Lola rennt", dem ersten, großen Coup der Firma. Schipper - dunkler Fünf-Tage-Bart, modische Seitenscheitel-Frisur, dunkelblauer Pulli - gießt Apfelsaft und Mineralwasser in sein Glas.
"Es ist erstaunlich, wie viel das mit Logik zu tun hat. Und in diesem Gebilde kann man sich schon ne ganze Weile aufhalten."
Eine ganze Weile, das bedeutet in Schippers Fall acht Jahre. So viel Zeit liegt zwischen seinem Erstling und dem zweiten Film.
Szene aus "Ein Freund von mir"
Hans: "Du bist noch nie mit nem Porsche gefahren?"
Karl: "Nein!"
Hans: "Oh Gott. Mann, das ist ein Porsche! Das sind noch Jungfrauen, die sind noch nie gefahren worden. 'N Porsche, der toppeste Sportwagen von der ganzen Welt!"
Es habe gedauert, bis er eine Idee fand, die ihn begeistert, ihn mitreißt und der er vertraut, erzählt er. Allein vier Jahre hat er am Drehbuch gesessen. Dann stand die Geschichte zu "Ein Freund von mir". Daniel Brühl spielt den jungen, stillen Mathematiker Karl, dessen Leben neben dem beruflichen Erfolg eigentlich leer ist. Er trifft den impulsiven Hans, gespielt von Jürgen Vogel, der jeden Tag lebt, als wäre es ein Kindergeburtstag. Langsam kitzelt er den verschlossenen Karl aus seiner Introvertiertheit.
Szene aus "Ein Freund von mir"
Hans: "Okay, pass auf. Wenn du vom Auto fahren träumst, okay? Welche Farbe haben die. Eher so Silber oder Anthrazit?"
Karl: "Weiß ich nicht."
Hans: "Mann, hast du noch nie vom Auto fahren geträumt?"
Schipper: "”Das Wesentliche, was an Freundschaften toll ist, ist dieser nicht greifbare Latenzraum, in dem es eigentlich nicht um ein Ziel geht. Ich finde es ganz passend zu sagen, mit Freunden verbringe ich sinnlose Zeit. Das ist das Tolle, was für mich Freundschaften ausmachen: Es gibt kein Ziel.""
Freundschaft ist das Thema in beiden Filmen von Sebastian Schipper. In "Ein Freund von mir" geht es um den Beginn, in "Absolute Giganten" um das Ende einer Freundschaft. In seinem Debüt lässt er drei Jungs in einer Nacht in Hamburg ein letztes Mal zusammen Abenteuer erleben. Am Morgen wird einer von ihnen die anderen für immer verlassen.
Filmszene "Absolute Giganten"
Floyd: "Ich geh auf 'n Containerschiff nach Kapstadt. Und von da weiter nach Singapur, und wahrscheinlich komm' ich nicht wieder. Ich muss irgendwo hin, wo ich wirklich hingehöre. Ich weiß noch nicht, wo das ist. Aber ich werd's finden, und dann bleib ich da."
Durch eine kleine Rolle als Schauspieler im Film "Winterschläfer" lernte Sebastian Schipper den Regisseur Tom Tykwer kennen. Der las das Drehbuch zu "Absolute Giganten" und ermöglichte ihm mit seiner Produktionsfirma X-Filme die Realisierung. Noch nicht einmal 30 Jahre alt, drehte Schipper nach zwei Kurzfilmen seinen ersten, großen Kinofilm. Unsicher sei er dabei nicht gewesen, sagt der 38-Jährige und streicht sich die Haare aus der Stirn.
"Das hatte so viel mit Lust und so ner Entladung zu tun und mit so viel unfassbarer Freude, dass ich manchmal auch staunend davor stand, dass tatsächlich jeden Tag diese Maschinerie aufgebaut wurde, damit ich hier meinen Film inszenieren kann. Das war schon sensationell."
In Hannover geboren, ist Schipper in seiner Familie der einzige, der beruflich aus der Reihe tanzt. Beide Großväter, sein Vater, der Onkel - alle sind Pastoren. Seine Mutter arbeitet als Kirchenmusikerin, sein Halbbruder studiert in Jerusalem Judaistik. Fromm habe ihn diese Umgebung aber nicht gemacht, sagt er schmunzelnd. Seinem Berufswunsch Schauspieler und Regisseur stellte sich niemand in den Weg.
"Ich war dann an der Schauspielschule in München, weil ich als junger Abiturient in einer Kleinstadt schlicht und ergreifend nicht die Grandezza hatte zu sagen, jetzt werde ich Filmemacher. Ich war im ersten Halbjahr in München auf dem Filmfest der Filmhochschulen. Und das fand ich sensationell. Und ich glaube, da, spätestens, wurde es für mich evident, dass mich das sehr reizt."
Leicht ist es ihm nicht gefallen, einen zweiten Film zu realisieren. Zu viele andere Interessen zerren an ihm. Zwischendurch wollte er eine Band gründen oder einen Roman schreiben. Aber er hat durchgehalten und sei jetzt wohl tatsächlich Filmemacher, sagt Schipper.
"Vielleicht ist es das erste in meinem Leben, auf das ich gestoßen bin, wo ich wirklich das Gefühl habe, das kann mich noch ganz lange faszinieren. Wie einfach Geschichten sind, wie hoch philosophisch sie sein können, wie kurzweilig sie sein müssen und gleichzeitig was für ethische und quasi-religiöse Möglichkeiten sie beinhalten, das finde ich wahnsinnig interessant."