Ein Jedermann mal weiblich

Ein "Jedermann" muss nicht immer männlich sein. Das hat den aus Mönchengladbach stammenden und in Berlin lebenden Autor Martin Heckmanns angetrieben.
Sein Stück mit dem langen Titel "Hier kommen wir lebendig nicht mehr raus. Versuch einer Heldin" sei zudem von "Don Quichotte" inspiriert, so berichtet er im Programmheft. Wie der Ritter von der traurigen Gestalt geht seine Heldin auf eine geografisch eher kleine Abenteuerreise, die dafür aber mit großen Worten garniert ist. "Alles muss sich ändern", verkündet sie: global, politisch, privat und überhaupt. Mehrdeutig ist ihr Name "Ira" gewählt. Auf Lateinisch bedeutet er Wut oder Zorn, man kann ihn auch als IRA lesen, wie die irische Revolutionsarmee.
Zu Beginn verlässt Ira ihren Heimarbeitsplatz als Online-Beraterin für "junges Telefon" und ihre Mama. Esoterisch-literarische Selbsterfahrungs-Lehrsätze pflastern ihren Weg. "Ich möchte ein Vogel sein, ich möchte ich selbst sein, ich möchte an etwas glauben." "Wer an viel glaubt, muss Schauspielerin werden", erhält sie als freundschaftlichen Rat. Dem folgt sie und schafft den Sprung ins Stadttheater Hiddenhausen. Dort spielt sie Zwerge und das Gretchen. Als Dienstmädchen, das immer Schlüpfer zeigen muss, zelebriert sie eine Wutrede und den Abgang von der großen Bühne. Sie landet zunächst beim Off-Theater "Alternative Spaßfabrik", dann beim Buddhismus, in der Politik und der Beziehung mit einem depressiven jungen Mann. Mit ihm raubt sie, als "Bonnie and Clyde"-Verschnitt, einen Tante-Emma-Laden aus, entkommt knapp dem polizeilichen Zugriff, wird Lyrikerin, begeht einen Vatermord, bekommt ein Kind, wird töpfernde Hausfrau, verlässt Sohn und Familie und stirbt am Herzinfarkt – oder auch nicht. Bleibt die Einsicht: Lebendig kommen wir sowieso nicht aus dem Leben nicht raus, da können wir ruhig einiges ausprobieren. Groß oder gar im Großen hat Ira nichts geändert, aber sie hat wenigstens etwas versucht. Eine wirklich ermutigende Botschaft ist das nicht. Ihre aktive Haltung ist aber besser, das ist das Credo des Autors, als vor dem Computerbildschirm kleben zu bleiben.
Martin Heckmanns jagt seine Hauptfigur durch die "Abenteuer" der modernen Zeit, durch die Welten von Theater, Film, Computer, Politik, Familienplanung und prekärer Berufstätigkeit. Dabei mixt er intelligent sprachliche, historische, gedankliche Versatzstücke aus Alltagston und Internet, Lyrik und Politik. Humorvoll karikiert er den modernen Zynismus von Kritikern und Autorenkollegen und bedient ihn auch teilweise, wie auch manchmal den platten Witz. Letzteres passiert besonders, wenn er die Theaterzuschauer aufs Korn nimmt. Da gibt es ein Abonnentenpärchen, das sich ermahnt: "He, schlaf nicht ein, da geht es um die Midlifekrise, das geht uns doch alle an". "Sei doch still. Ich gehe mit dir ins Theater, damit du mal für zwei Stunden die Klappe hältst!"
Von der Idee eines "Theaters auf dem Theater" hat sich Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer inspirieren lassen. Sein Bühnenbild besteht zunächst nur aus Theater-Stühlen auf Rädern. Mit viel Pantomime, ein paar Mikrofonen und wenigen hinzugefügten Versatzstücken werden die Spielorte im rasenden Tempo theatral entfaltet. Die Schauspielerinnen und Schauspieler entwickeln in rasanten und ständigen Figurenwechseln witzige Ideen. So ist es hoch komisch, wenn der gut beleibte Schauspieler Rainer Galke in seiner Rolle als Vater und Bademeister von Ira und Freund abgemurkst wird und dann als schnatterndes, dickes Baby wieder aufwacht. Xenia Snagowski spielt Ira präsent, immer ein bisschen schelmisch und neugierig. Mit Charme und Können bewältigt sie die schnellen Wechsel zwischen romantischer Träumerei, ernsthaft strebendem Bemühen und mädchenhafter Kratzbürstigkeit. Sie ist ohne Zweifel eine grandiose Verkörperung dieser "Jedefrau".
Zu Beginn verlässt Ira ihren Heimarbeitsplatz als Online-Beraterin für "junges Telefon" und ihre Mama. Esoterisch-literarische Selbsterfahrungs-Lehrsätze pflastern ihren Weg. "Ich möchte ein Vogel sein, ich möchte ich selbst sein, ich möchte an etwas glauben." "Wer an viel glaubt, muss Schauspielerin werden", erhält sie als freundschaftlichen Rat. Dem folgt sie und schafft den Sprung ins Stadttheater Hiddenhausen. Dort spielt sie Zwerge und das Gretchen. Als Dienstmädchen, das immer Schlüpfer zeigen muss, zelebriert sie eine Wutrede und den Abgang von der großen Bühne. Sie landet zunächst beim Off-Theater "Alternative Spaßfabrik", dann beim Buddhismus, in der Politik und der Beziehung mit einem depressiven jungen Mann. Mit ihm raubt sie, als "Bonnie and Clyde"-Verschnitt, einen Tante-Emma-Laden aus, entkommt knapp dem polizeilichen Zugriff, wird Lyrikerin, begeht einen Vatermord, bekommt ein Kind, wird töpfernde Hausfrau, verlässt Sohn und Familie und stirbt am Herzinfarkt – oder auch nicht. Bleibt die Einsicht: Lebendig kommen wir sowieso nicht aus dem Leben nicht raus, da können wir ruhig einiges ausprobieren. Groß oder gar im Großen hat Ira nichts geändert, aber sie hat wenigstens etwas versucht. Eine wirklich ermutigende Botschaft ist das nicht. Ihre aktive Haltung ist aber besser, das ist das Credo des Autors, als vor dem Computerbildschirm kleben zu bleiben.
Martin Heckmanns jagt seine Hauptfigur durch die "Abenteuer" der modernen Zeit, durch die Welten von Theater, Film, Computer, Politik, Familienplanung und prekärer Berufstätigkeit. Dabei mixt er intelligent sprachliche, historische, gedankliche Versatzstücke aus Alltagston und Internet, Lyrik und Politik. Humorvoll karikiert er den modernen Zynismus von Kritikern und Autorenkollegen und bedient ihn auch teilweise, wie auch manchmal den platten Witz. Letzteres passiert besonders, wenn er die Theaterzuschauer aufs Korn nimmt. Da gibt es ein Abonnentenpärchen, das sich ermahnt: "He, schlaf nicht ein, da geht es um die Midlifekrise, das geht uns doch alle an". "Sei doch still. Ich gehe mit dir ins Theater, damit du mal für zwei Stunden die Klappe hältst!"
Von der Idee eines "Theaters auf dem Theater" hat sich Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer inspirieren lassen. Sein Bühnenbild besteht zunächst nur aus Theater-Stühlen auf Rädern. Mit viel Pantomime, ein paar Mikrofonen und wenigen hinzugefügten Versatzstücken werden die Spielorte im rasenden Tempo theatral entfaltet. Die Schauspielerinnen und Schauspieler entwickeln in rasanten und ständigen Figurenwechseln witzige Ideen. So ist es hoch komisch, wenn der gut beleibte Schauspieler Rainer Galke in seiner Rolle als Vater und Bademeister von Ira und Freund abgemurkst wird und dann als schnatterndes, dickes Baby wieder aufwacht. Xenia Snagowski spielt Ira präsent, immer ein bisschen schelmisch und neugierig. Mit Charme und Können bewältigt sie die schnellen Wechsel zwischen romantischer Träumerei, ernsthaft strebendem Bemühen und mädchenhafter Kratzbürstigkeit. Sie ist ohne Zweifel eine grandiose Verkörperung dieser "Jedefrau".