Ein Jahr Panama-Papers

"SZ"-Journalist: Die Arbeit ist noch nicht beendet

Ein Polizist steht vor einem Glasgebäude, der Zentrale der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama City.
Hier fing alles an: die Zentrale der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama City durchsucht © dpa/picture alliance/EFE/Alejandro Bolivar
Frederik Obermaier im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 03.04.2017
2016 veröffentlichten weltweit etwa 100 Medien schmutzige Details über die Arbeitsweise des panamaischen Dienstleisters Mossack Fonseca. Unzählige Unternehmen, Organisationen und Regierungen waren verstrickt. Es gebe noch viel zu tun, sagt Journalist Frederik Obermaier.
Wie fühlt man sich, wenn man dazu beigetragen hat, den Panama-Paper-Skandal ins Rollen zu bringen (siehe unten) – ein Jahr später?Frederik Obermaier, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, die zu den investigativ recherchierenden und enthüllenden Medien gehörte, sagt:
"Es wäre ein bisschen naiv gewesen zu glauben, dass die Panama-Papers das Ende von Steuer-Oasen bedeuten würden."

Vieles wurde angeschoben

Gleichwohl hätten die Enthüllungen damals viel in Gang gesetzt: unter anderen einen Untersuchungsausschuss, Untersuchungen in 80 Ländern, den Rücktritt eines Ministerpräsidenten und eines Fifa-Ethikers und nicht zuletzt neue Gesetzesregelungen in etlichen Ländern.
Enttäuschung als Journalist verspüre er allerdings darüber, dass es etliche Länder gebe, in denen die Regierungen ihre Verstrickungen in Machenschaften so sehr unter dem Deckel hielten, dass die Bevölkerung zum Teil bis heute vollkommen ahnungslos sei.
Die journalistische Arbeit sei noch lange nicht beendet. Allein die Tatsache, dass in den aufgedeckten Steuer- und Firmenskandal auch Verbrecher verstrickt seien, die ihr Geld mit dem Krieg in Syrien oder mit Drogen verdient hätten, dürfe niemanden ruhen lassen.

Panama-Papers – der Hintergrund

Für die Kanzlei Mossack Fonseca war es der Super-GAU. Vor genau einem Jahr veröffentlichten über 100 Zeitungen, TV-Stationen und Onlineseiten in über 70 Ländern Informationen über Kunden und die Arbeitsweise des panamaischen Offshore-Dienstleisters. Mossack Fonseca ist auf internationales Wirtschafts- und Steuerrecht spezialisiert – dabei geht es auch darum, die hohen Steuersätze in Ländern wie Deutschland oder den USA mit allen möglichen Tricks und Kniffen zu vermeiden.

Die vertraulichen Unterlagen, auf denen die Berichte fußten, sind als Panama-Paper bekannt geworden. Sie wurden zuerst der Süddeutschen Zeitung von einem nach wie vor anonymen Whistleblower, der sich "John Doe" nennt, zugespielt und dann vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) ausgewertet. Insgesamt geht es laut "SZ" um über elf Millionen Dokumente, von E-Mails bis hin zu Verträgen, und rund 214.000 Briefkastenfirmen.

Sichtbar wurden legale Strategien der Steuervermeidung, die allerdings oft moralisch fragwürdig sind, als auch Gesetzesverstöße. Zahlreiche Namen von Prominenten und Politikern tauchten in den Unterlagen auf. Massenproteste in Island zwangen den Ministerpräsidenten Sigmundur Davíð Gunnlaugsson zum Rücktritt. Auch in vielen anderen Ländern lösten die Enthüllungen Debatten über Steuerschlupflöcher, Steueroasen und Briefkastenfirmen aus. Die Süddeutsche Zeitung hat die Ergebnisse der Recherche auf einer eigenen Webseite zusammengefasst. Titel: "Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes". (ahe)

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