Ein Jahr nach dem MH17-Absturz

Flugzeugreste auf dem Acker

Menschen gedenken ein Jahr nach dem Abschuss der Boeing mit der Flugnummer MH17 über der Ost-Ukraine der Opfer
Das Gedenken ein Jahr nach dem Abschuss der Boeing mit der Flugnummer MH17 über der Ost-Ukraine © imago / ZUMA Press
Von Markus Sambale · 17.07.2015
Vor einem Jahr wurde die Boeing mit der Flugnummer MH17 mit 298 Menschen an Bord über der Ost-Ukraine abgeschossen - mitten in der damaligen Kriegszone. An der Absturzstelle in einem Dorf liegen noch immer Flugzeugteile herum. Viele Anwohner wurden damals traumatisiert. Heute gedenken sie der Opfer.
Seit genau einem Jahr liegen die Dinge nun hier, auf dem Acker im Dorf Rossypne zwei Autostunden östlich von Donezk. Kabel und winzige Teile der abgestürzten Boeing, aber auch ein Computer-Ausdruck mit technischen Daten, offenbar Unterlagen der Piloten. Ein Teil einer Sauerstoffmaske. Vieles kam jetzt neu zum Vorschein, als der Acker umgepflügt wurde. Die großen Trümmer sind alle weg, doch niemand hat die kleinen Teile bislang eingesammelt.
"Auf unseren Ort, auf den Rand unseres Ortes ist das Cockpit des Flugzeugs gefallen. Hier auf dem Feld haben wir 39 Leichen gefunden. Das kann man nicht vergessen. Schrecklich."
Oleg wohnt in dem kleinen ukrainischen Ort, er steht fassungslos in der malerischen Landschaft aus Sonnenblumenfeldern unter einem hellblauen Himmel. Wie vor einem Jahr - als das malaysische Flugzeug mit 298 Menschen an Bord abgeschossen wurde.
Mit den Bergungsarbeiten überfordert
Die Stimme der Bürgermeisterin Natalja Woloschina aus der Nachbargemeinde wird immer leiser, als sie sich erinnert:
"Wir haben die Felder durchsucht. Und wenn wir menschliche Körper gefunden haben, dann haben wir die Stelle mit einer weißen Fahne markiert. Ich erinnere mich immer noch gut an dieses schreckliche Bild: ein Weizenfeld oder ein Sonnenblumenfeld, voller weißer Fahnen."
Die Absturzregion war damals Kriegszone. Die aus Russland unterstützten Separatisten kontrollierten große Teile, waren mit den Bergungsarbeiten völlig überfordert. Anwohner halfen bei der Suche, nicht wenige wurden traumatisiert. Dass die Flugzeug-Trümmer nicht sofort gesichert und Leichen tagelang nicht geborgen wurden, sorgte weltweit für Empörung. Noch mehrere Monate lang herrschte hier Krieg, jetzt ist es ruhig, die Front einige Kilometer entfernt. Prorussische Rebellenchefs haben hier nun das Sagen.
Denkmal für die Opfer wird eingeweiht
Die ukrainische Regierung und viele im Westen werfen den Separatisten und der russischen Regierung vor, für den Abschuss der Boeing verantwortlich zu sein. Zahlreiche Indizien deuten darauf hin. Moskau und die Separatisten weisen das zurück. Der internationale Abschlussbericht ist noch nicht offiziell veröffentlicht. Experten und Politiker sind für die Menschen in der Ost-Ukraine weit weg. Wer die Schuld trägt, das wollen sie allerdings auch wissen:
"Ich finde, sowohl die Angehörigen der Opfer als auch die Bewohner dieses Dorfes, die zufällig Zeugen dieser Tragödie wurden, haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Deswegen muss man ermitteln und endlich sagen, was wirklich passiert ist."
In den Dörfern der Region wird heute an den Absturz erinnert - in kleinen Zeremonien, etwa in einer Kirche, wie dieser Ortsvorsteher erklärt:
"Dort findet das Gebet statt, es gibt eine Prozession und eine Gedenkfeier. Wir weihen auch ein Denkmal für die Opfer dieser schrecklichen Katastrophe ein."
Ein schlichter Steinblock an einem Feldweg erinnert hier jetzt an die Opfer von Flug MH17. Abgeschossen vor einem Jahr über der Ost-Ukraine.
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