Ein Hingucker und Landschaftsschlucker

Nach einem Interview mit Peter Härtling |
Anlässlich des 200. Geburtstages von Hans Christian Andersen am 2. April spricht der Autor und Kinderbuchschriftsteller Peter Härtling über dessen Lebensweg, seine Märchen, die Reisetagebücher und das schwierige Verhältnis zu seinem Landsmann Kierkegaard. Er sei ein Hingucker und Landschaftsschlucker gewesen, der aber immer Furcht vor Menschen gehabt habe.
"Ein großer Dichter in dieser Welt, das möchte ich sein." Dass Hans Christian Andersen dies erreicht hat, daran besteht kein Zweifel. Mit seinen Märchen von der "Kleinen Meerjungfrau" oder der "Prinzessin auf der Erbse" hat der wohl berühmteste Däne sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert.

Zum 200. Geburtstag von Hans Christian Andersen erweisen nun so unterschiedliche Zeitgenossen wie Roger Moore, der brasilianische Fußballstar Pele oder Nina Hagen dem Schustersohn ihre Reverenz. Das Jubiläumsjahr beginnt am Freitagabend in der Geburtsstadt des Dichters in Odense auf Fünen. In Berlin eröffnen Prinzessin Benedikte von Dänemark und der Regierende Bürgermeister Wowereit am Samstag in den Nordischen Botschaften das deutsche Andersen-Jahr.

Deutschlandradio Kultur sprach mit dem Autor und Kinderbuchschriftsteller Peter Härtling anlässlich des 200. Geburtstages von Hans Christian Andersen über dessen Lebensweg, seine Märchen, die Reisetagebücher und das schwierige Verhältnis zu seinem Landsmann Kierkegaard. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch.

Maja Ellmenreich: Was fasziniert Sie an dem Lebensweg von Andersen?

Peter Härtling: Es ist der Aufbruch aus der Enge durch die Fantasie. Dass er das, was ihn eingeschränkt und eingeengt hat, am Anfang in Odense und später auch in Kopenhagen, wirklich zur Seite geschafft hat durch eine bilderreiche Fantasie. Es ist, als würde einer im Dunkeln singen und dieser Gesang schafft Helligkeit. (…) Er war ein armer Schustersohn, der nach Kopenhagen ging, um dort Tänzer zu werden und am Theater zu sein. Der versucht, eigentlich dem zu widersprechen, was er sein müsste. (…) All die Reisen, diese erste Reise nach Deutschland, nach Frankreich, in die Schweiz. Er war ein wirklicher Reisender. (…) Er war ein Hingucker, ein Landschaftsschlucker - einer, der allerdings immer Furcht hatte vor Menschen. Ein Chronist seiner eigenen Zeit und seiner selbst.
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