Ein Haus ohne Pathos

Von Francisca Zecher |
Deutschland bekommt ein eigenes Militärhistorisches Museum. Das Haus, das aus einem alten Komplex und einem Neubau nach Plänen von Architekt Daniel Libeskind besteht, soll in zwei Jahren eröffnet werden. Heute ist in der Dresdner Albertstadt Richtfest.
Wie eine silberne Pfeilspitze durchdringt der asymmetrische Neubau von Architekt Daniel Libeskind den klassizistischen Altbau. Was hier noch als Modell in einer Vitrine steht, soll Ende 2010 das neue Militärhistorische Museum der Bundeswehr werden.

Die Grundfläche des transparenten Keils aus Metalllamellen, der aus der Fassade des historischen Baus heraus treibt und direkt auf das Zentrum von Dresden zeigt, entspricht dabei in seiner geometrischen Form der Fläche der Stadt, die bei der Bombardierung im Februar 1945 zerstört wurde.

Die Geschichte der historischen dreiflügligen Gebäudeanlage war von Anfang an mit der Geschichte des Militärs verbunden. Zwischen 1873 und 1876 erbaut, wurde sie zunächst als Waffenarsenal genutzt, dann 1897 zur Königlichen Arsenal-Sammlung umfunktioniert. Bis die Bundeswehr das Museum nach der Wende übernahm, waren hier unter anderem das sächsische Armeemuseum, das Heeresmuseum der Wehrmacht und das Armeemuseum der DDR untergebracht.

Ein reines Zurschaustellen militärischer Kraft soll es hier aber nicht mehr geben, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Bauprojekts, Gorch Pieken.

"Wenn man hier ein modernes Museum für Militärgeschichte in Deutschland einrichten will, dann kann man das nicht unkommentiert stehen lassen. Diese in Architektur gegossene Stellungnahme ist eben dieser Keil von Daniel Libeskind. Es ist ein Haus ohne Pathos, das sich bemüht, geschichtliche Besinnung und kritische Wertung und Auseinandersetzung zu verbinden."

Während im historischen Gebäudekomplex 700 Jahre Militärgeschichte chronologisch aufgerollt (besser vielleicht: gezeigt) werden sollen, sind in Libeskinds Neubau, der eine 25 Meter lange, vertikale Vitrine beherbergt, mehrere Themenparcours geplant. Darin geht es zum Beispiel um "Politik und Gewalt", "Gesellschaft und Militär" und "Schutz und Zerstörung".

Die Dresdner hätten zunächst zurückhaltend auf die Neubaupläne des Museums reagiert, berichtet Gorch Pieken. Das habe sich jedoch mittlerweile geändert.

"Wenn man ihnen die Symbolik dieser Architektur erklärt, die Bedeutung, die damit verbunden ist, dann sind die Dresdner sehr damit einverstanden."

Gespräch mit Daniel Libeskind über das Militärhistorische Museum in Dresden ( MP3-Audio )