Ein Haus in Jerusalem und eine Liebe in Brandenburg

Von Jörg Taszman · 06.09.2006
In "News from Home" porträtiert Regisseur Amos Gitai die Bewohner eines Hauses in Jerusalem und bietet so ein Abbild der israelisch-arabischen Alltagswelt jenseits des Nahost-Konflikts. Die junge Regisseurin Valeska Grisebach hat mit Laiendarstellern in Brandenburg den wehmütigen Liebesfilm "Sehnsucht" inszeniert, der durch seine Unspektakularität und Intensität besticht.
"News from Home"

Israel / Belgien / Frankreich 2006, Regie: Amos Gitai

Dritter Teil einer Dokumentation, die mit "Ein Haus" (1979) und "Ein Haus in Jerusalem" (1998) begann, in der sich Israels bedeutendster Filmemacher Amos Gitai für die Geschichte eines Hauses interessiert, das ursprünglich der arabischen Familie Dejani gehörte, aber 1948 "enteignet" wurde.

Im neuen Film "News from Home" ist Amos Gitai bis nach Amman gereist, um die weit verzweigte Familie Dejani, die einst ausschließlich in Jerusalem wohnte, zu interviewen.

Der Regisseur hat aber auch immer wieder mit den neuen Bewohnern gesprochen, Juden aus Belgien, der Türkei, Griechenland, deren Eltern meist Überlebende der "Shoah" waren.

Amos Gitai stellt sich mit seinem Kino ganz klar gegen die Bilder, die wir täglich in den Nachrichten sehen, rückt das Schicksal einzelner in den Vordergrund, stellt viele Fragen und gibt keine Antworten. So gelingt ihm ein klassischer, überzeugender und eindringlicher Dokumentarfilm!


"Sehnsucht"

Deutschland 2006, Regie: Valeska Grisebach, Darsteller: Ilka Welz, Andreas Müller u.a., FSK: ab 12 Jahre

Markus und Ella leben auf einem Dorf in Brandenburg und lieben sich seit Kindertagen. Dann fährt Markus mit den Kollegen der freiwilligen Feuerwehr auf Dienstreise in die Kleinstadt und wacht bei einer fremden Frau im Bett auf, ohne sich groß zu erinnern, wie er in ihr Bett kam. Rose ist Kellnerin und Markus kann sie nicht mehr vergessen. Aber zwei Frauen zu lieben ist für Markus zuviel…

Gedreht ausschließlich mit nicht professionellen Darstellern aus Brandenburg und Berlin ist "Sehnsucht", gerade weil er so zurückgenommen, unspektakulär und intensiv ist einer der schönsten deutschen Filme der letzten Jahre. Ein kleines Meisterwerk, behutsam inszeniert von Valeska Grisebach, die schon mit ihrem Debüt "Mein Stern" über die Liebe zweier 15-Jähriger so überzeugte. "Sehnsucht" ist ein Liebesfilm: wehmütig, ehrlich und einfach nur schön!
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