Ein großes Abenteuer
Der Historiker Andreas von Klewitz hat Carl Chuns Reisebericht "Aus den Tiefen des Weltmeeres" aus dem Jahr 1900 neu veröffentlicht: Er erzählt die Reise nach und ergänzt den Bericht über die Tiefseeforschung durch naturkundliche Zeichnungen und historische Fotografien.
Der Zoologe Carl Chun leitete in den Jahren 1898 und 1899 die erste deutsche Expedition zur Erforschung der Tiefsee, die nach dem Namen des Forschungsschiffes "Valdivia-Expedition" genannt wurde. Chuns Reisebericht "Aus den Tiefen des Weltmeeres" wurde ein Bestseller. Teile daraus wurden nun neu veröffentlicht, ein lobenswertes Unterfangen, aber auch ein zwiespältiges Lesevergnügen.
Andreas von Klewitz hat sich Chuns Reisebeschreibung vorgenommen. Er erzählt dessen Reise nach und erspart seinen Lesern die wissenschaftlichen Details der Tiefseeforschung. Geschickt wählt er aus den 550 Seiten des Originals die Passagen aus, die zeigen, was die Expedition neben aller Wissenschaft auch war - ein großes Abenteuer. Dabei hilft ihm, dass Chuns Sprache zwar etwas antiquiert wirkt, aber durchaus eine gewisse Eleganz, Bilderreichtum und ein Schuss (Selbst) Ironie besitzt.
Von Hamburg führte die Forschungsreise zunächst in die Nordsee, erreichte bei den Färöerinseln ihren nördlichsten Punkt, wandte sich dann nach Süden entlang der afrikanischen Küste, um von Kapstadt aus in den Südatlantik zu dampfen. Am Rande der antarktischen Packeisgrenze fuhr man zunächst nach Osten, dann wieder nach Norden Richtung Sumatra. Sri Lanka, die Malediven und die Seychellen waren Anlaufpunkte, von Dar-es-Salam schipperte man entlang der afrikanischen Küste nach Norden, durch das Rote Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer wieder nach Hamburg zurück.
Andreas von Klewitz hat sich Chuns Reisebeschreibung vorgenommen. Er erzählt dessen Reise nach und erspart seinen Lesern die wissenschaftlichen Details der Tiefseeforschung. Geschickt wählt er aus den 550 Seiten des Originals die Passagen aus, die zeigen, was die Expedition neben aller Wissenschaft auch war - ein großes Abenteuer. Dabei hilft ihm, dass Chuns Sprache zwar etwas antiquiert wirkt, aber durchaus eine gewisse Eleganz, Bilderreichtum und ein Schuss (Selbst) Ironie besitzt.
Von Hamburg führte die Forschungsreise zunächst in die Nordsee, erreichte bei den Färöerinseln ihren nördlichsten Punkt, wandte sich dann nach Süden entlang der afrikanischen Küste, um von Kapstadt aus in den Südatlantik zu dampfen. Am Rande der antarktischen Packeisgrenze fuhr man zunächst nach Osten, dann wieder nach Norden Richtung Sumatra. Sri Lanka, die Malediven und die Seychellen waren Anlaufpunkte, von Dar-es-Salam schipperte man entlang der afrikanischen Küste nach Norden, durch das Rote Meer, den Suezkanal und das Mittelmeer wieder nach Hamburg zurück.
Vampirtintenfisch und Gespensterfisch
Chun beschreibt lebendig, wie das Schiff im Sturm rollt, die Mannschaft seekrank ist, Haie im offenen Meer gefangen werden, sich das Schiff durch das dichter werdende Eis kämpft und sich Pinguine im Wasser bewegen - letzteres eine Darstellung, die die Tiere in bester Brehms-Tierleben-Manier stark vermenschlicht. Verblüffend farbig sind auch die Beschreibungen von Landschaften, wenn Chun erzählt, wie er den Teide auf Teneriffa besteigt oder durch den Urwald in Kamerun streift. Problematisch ist hingegen wie er das koloniale Leben im Kamerun und im Kongo verherrlicht.
Leider setzt von Klewitz dem nichts entgegen, außer Chuns Gedanken halbherzig als zeittypisch zu charakterisieren. Das ist trivial und wird - im Gegenteil - nicht besser dadurch, das von Klewitz über eine damals fehlende "Political Correctness" schimpft, wenige Seiten später selbst aber über "exotische Menschen" schreibt.
Überall erforschte das Valdivia-Team die Tiefsee. Es lotete die Meerestiefen aus, zeichnete die Wassertemperaturen auf und vermaß die genaue Lage der Bouvet-Insel im Südatlantik. Mit Grundschleppnetzen und Reusen fingen die Forscher sehr erfolgreich Meeresbewohner der Tiefsee. Zeichnungen, Fotos und Aquarellen zeigen das Ergebnis: bizarre Kreaturen, wie der Vampirtintenfisch, der durchaus etwas Fledermausartiges besitzt, und bei Kapverden aus 1220 Metern Tiefe gezogen wurde, oder der Gespensterfisch, einen Tiefseefisch mit Teleskopaugen.
Viele Originalbilder der Expedition sind exzellent in dem Band reproduziert, auch ist das Buch schön eingebunden. Leider aber fehlt eine Karte der Reiseroute.
Besprochen von Günther Wessel
Leider setzt von Klewitz dem nichts entgegen, außer Chuns Gedanken halbherzig als zeittypisch zu charakterisieren. Das ist trivial und wird - im Gegenteil - nicht besser dadurch, das von Klewitz über eine damals fehlende "Political Correctness" schimpft, wenige Seiten später selbst aber über "exotische Menschen" schreibt.
Überall erforschte das Valdivia-Team die Tiefsee. Es lotete die Meerestiefen aus, zeichnete die Wassertemperaturen auf und vermaß die genaue Lage der Bouvet-Insel im Südatlantik. Mit Grundschleppnetzen und Reusen fingen die Forscher sehr erfolgreich Meeresbewohner der Tiefsee. Zeichnungen, Fotos und Aquarellen zeigen das Ergebnis: bizarre Kreaturen, wie der Vampirtintenfisch, der durchaus etwas Fledermausartiges besitzt, und bei Kapverden aus 1220 Metern Tiefe gezogen wurde, oder der Gespensterfisch, einen Tiefseefisch mit Teleskopaugen.
Viele Originalbilder der Expedition sind exzellent in dem Band reproduziert, auch ist das Buch schön eingebunden. Leider aber fehlt eine Karte der Reiseroute.
Besprochen von Günther Wessel
Andreas von Klewitz: Carl Chun, die Valdivia und die Entdeckung der Tiefsee
Parthas Verlag, Berlin 2013
216 Seiten, 34,80 Euro
Parthas Verlag, Berlin 2013
216 Seiten, 34,80 Euro