Ein großer Zeitungsforscher
Man dachte gar nicht, dass er noch am Leben war. Wilmont Haacke war unter den Lehrstuhlinhabern der Publizistikwissenschaft keiner, der sich in den Vordergrund drängte.
Aber er war Mitherausgeber der Fachzeitschrift "Publizistik" und Gründungsmitglied der "Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft", und damit von einigem Einfluss in seinem Fach. 1973 wurde Haacke emeritiert und publizierte nunmehr überwiegend in dem Blatt, das er mit herausgab und in Sammelbänden.
Seine Karriere begann Wilmont Haacke, der 1911 im beschaulichen Monschau in der Eifel geboren wurde, 1931 als Feuilletonist bei verschiedenen Zeitungen, bevor er 1937 beim gleichgeschalteten "Berliner Tageblatt" die Sonntagbeilagen "Literatur und Zeit" und "Geistiges Leben" verantwortlich redigierte. Gleichzeitig studierte er Zeitungswissenschaft und wurde mit einer Arbeit über "Julius Rodenberg und die ‚Deutsche Rundschau’" promoviert. Das hätte seine Karriere beenden können, denn eigentlich forschte man damals nicht über einen jüdischen Publizisten. Die Dissertation wurde auch erst 1950 veröffentlicht.
Da war Wilmont Haacke Assistent am Institut für Publizistik der Universität Münster, und das war eigentlich ein Rückschritt, denn seine wissenschaftliche Karriere hatte gleich nach dem von den Nationalsozialisten verfügten Ende des "Berliner Tageblatts" hoffnungsfroh begonnen: Assistent im angeschlossenen Wien von 1939 bis 1942, Lehrbefugnis im angeschlossenen Prag 1942 und Direktor am Institut für Zeitungswissenschaften an der Universität Freiburg im selben Jahr. Ebenso gut ließ sich Haackes Publikationstätigkeit an.
Nachdem er Feuilletonsammlungen herausgegeben hatte, folgten eigene Feuilletons unter dem Titel "Notizbuch des Herzens" und eine Novelle "Die Jugendliebe", und dann machte Wilmont Haacke aus dem liebenswerten Feuilletonisten Victor Auburtin einen kerndeutschen Kleinschriftsteller, während er in seinem Lehrbuch über die "kleine Form" den Erfinder der literarischen Gerichtreportage, Paul Schlesinger alias Sling, einen der "frechsten journalistischen Verteidiger des Berliner Judentums" nannte. Beide, Auburtin wie Sling, waren bereits 1928 verstorben und konnten sich nicht mehr wehren. In der stark überarbeiteten Nachkriegsauflage von Haackes Standardwerk über das Feuilleton fehlen solche Wertungen. Seine Bücher erschienen übrigens während der Nazi-Zeit in dem nach dem Landsknechtsführer Georg von Frundsberg benannten Frundsberg-Verlag. Frundsberg hieß auch jene SS-Division, in der Günter Grass seine Wehrmachtszeit verbrachte. In Antiquariatskatalogen wird zum Zustand der Haackeschen Werke angezeigt: "Exemplar etwas beschmutzt; Papier durchgehend gebräunt."
Nach 1945 begann Wilmont Haacke zunächst als Pressechef der Universität Mainz und als Verlagslektor, bevor er seine Lehrtätigkeit wieder aufnahm und über die Assistentenstelle in Münster auf den Lehrstuhl an der Universität Göttingen gelangte, den er bis zu seiner Emeritierung innehatte. Das Fach "Zeitungswissenschaft" knüpfte in den ersten Nachkriegsjahren personell an die Nazizeit an. Mit Emil Dovifat in Berlin und Karl d'Ester in München blieben die alten Institutsdirektoren im Amt, mit Walter Hagemann wurde zwar ein neuer nach Münster berufen, der aber alles andere als ein Oppositioneller gewesen war.
Wilmont Haacke, Elisabeth Noelle-Neumann oder Franz Ronneberger, die ab den 60er Jahren das Fach prägten, hatten in der NS-Zeit mit ihren Karrieren begonnen. In Bezug auf die Verarbeitung der Nazi-Vergangenheit hätte das vielleicht sogar eine Chance geboten, wenn die betreffenden Personen ihr Mitmachen erkannt, benannt und daraus Schlüsse gezogen hätten. Taten sie aber nicht. Und es hat einen Beigeschmack, wenn Wilmont Haacke noch 1971 in den "Blättern zur Berufskunde" des Arbeitsamtes über den Beruf des Filmkritikers schrieb: "Frauen fehlt für das kulturkritische Amt zumeist die unerlässliche und unablässige Härte für lobendes oder verdammendes Urteil."
Seine Karriere begann Wilmont Haacke, der 1911 im beschaulichen Monschau in der Eifel geboren wurde, 1931 als Feuilletonist bei verschiedenen Zeitungen, bevor er 1937 beim gleichgeschalteten "Berliner Tageblatt" die Sonntagbeilagen "Literatur und Zeit" und "Geistiges Leben" verantwortlich redigierte. Gleichzeitig studierte er Zeitungswissenschaft und wurde mit einer Arbeit über "Julius Rodenberg und die ‚Deutsche Rundschau’" promoviert. Das hätte seine Karriere beenden können, denn eigentlich forschte man damals nicht über einen jüdischen Publizisten. Die Dissertation wurde auch erst 1950 veröffentlicht.
Da war Wilmont Haacke Assistent am Institut für Publizistik der Universität Münster, und das war eigentlich ein Rückschritt, denn seine wissenschaftliche Karriere hatte gleich nach dem von den Nationalsozialisten verfügten Ende des "Berliner Tageblatts" hoffnungsfroh begonnen: Assistent im angeschlossenen Wien von 1939 bis 1942, Lehrbefugnis im angeschlossenen Prag 1942 und Direktor am Institut für Zeitungswissenschaften an der Universität Freiburg im selben Jahr. Ebenso gut ließ sich Haackes Publikationstätigkeit an.
Nachdem er Feuilletonsammlungen herausgegeben hatte, folgten eigene Feuilletons unter dem Titel "Notizbuch des Herzens" und eine Novelle "Die Jugendliebe", und dann machte Wilmont Haacke aus dem liebenswerten Feuilletonisten Victor Auburtin einen kerndeutschen Kleinschriftsteller, während er in seinem Lehrbuch über die "kleine Form" den Erfinder der literarischen Gerichtreportage, Paul Schlesinger alias Sling, einen der "frechsten journalistischen Verteidiger des Berliner Judentums" nannte. Beide, Auburtin wie Sling, waren bereits 1928 verstorben und konnten sich nicht mehr wehren. In der stark überarbeiteten Nachkriegsauflage von Haackes Standardwerk über das Feuilleton fehlen solche Wertungen. Seine Bücher erschienen übrigens während der Nazi-Zeit in dem nach dem Landsknechtsführer Georg von Frundsberg benannten Frundsberg-Verlag. Frundsberg hieß auch jene SS-Division, in der Günter Grass seine Wehrmachtszeit verbrachte. In Antiquariatskatalogen wird zum Zustand der Haackeschen Werke angezeigt: "Exemplar etwas beschmutzt; Papier durchgehend gebräunt."
Nach 1945 begann Wilmont Haacke zunächst als Pressechef der Universität Mainz und als Verlagslektor, bevor er seine Lehrtätigkeit wieder aufnahm und über die Assistentenstelle in Münster auf den Lehrstuhl an der Universität Göttingen gelangte, den er bis zu seiner Emeritierung innehatte. Das Fach "Zeitungswissenschaft" knüpfte in den ersten Nachkriegsjahren personell an die Nazizeit an. Mit Emil Dovifat in Berlin und Karl d'Ester in München blieben die alten Institutsdirektoren im Amt, mit Walter Hagemann wurde zwar ein neuer nach Münster berufen, der aber alles andere als ein Oppositioneller gewesen war.
Wilmont Haacke, Elisabeth Noelle-Neumann oder Franz Ronneberger, die ab den 60er Jahren das Fach prägten, hatten in der NS-Zeit mit ihren Karrieren begonnen. In Bezug auf die Verarbeitung der Nazi-Vergangenheit hätte das vielleicht sogar eine Chance geboten, wenn die betreffenden Personen ihr Mitmachen erkannt, benannt und daraus Schlüsse gezogen hätten. Taten sie aber nicht. Und es hat einen Beigeschmack, wenn Wilmont Haacke noch 1971 in den "Blättern zur Berufskunde" des Arbeitsamtes über den Beruf des Filmkritikers schrieb: "Frauen fehlt für das kulturkritische Amt zumeist die unerlässliche und unablässige Härte für lobendes oder verdammendes Urteil."