Ein französischer "Hamlet“

Shakespeare ist ein Titan der Dichtkunst und wer es wagt, ihn zu simplifizieren, muss von Sprachpuristen mit arger Kritik rechnen! So geschah es nachträglich den Librettisten Jules Barbier und Michel Carré, die den Stoff im 19. Jahrhundert für die Opernbühne bearbeiteten. Vertont hat ihn Ambroise Thomas – und erntete mit dieser "un-shakespearschen" Oper Welterfolg.
Der 1811 in Metz geborene Ambroise Thomas (er war als Direktor des Pariser Conservatoire u.a. Lehrer von Jules Massenet und starb hoch geachtet 1896 in Paris) ist einer der bedeutendsten französischen Opernkomponisten seiner Zeit.
An die 20 Werke stammen von ihm, davon erlangten zwei Weltruhm: "Mignon" (nach Goethe) und "Hamlet" (nach Shakespeare). Zu beiden Werken schrieben Jules Barbier und Michel Carré die Libretti, und in beiden Fällen haben sie die Stoffe den Bedürfnissen der romantischen Opernbühne angepasst, das heißt, abgesehen von der Übersetzung ins Französische, die Sprache - und gezwungenermaßen die Personen und die Handlung - stark vereinfacht. Die musikalische Umsetzung durch Ambroise Thomas ist oft sentimental – aber (oder deshalb?) äußerst wirkungsvoll.



Grand Théâtre, Genf
Aufzeichnung vom 10.3.2006

Ambroise Thomas
"Hamlet", Oper in fünf Akten
Libretto: Jules Barbier/Michel Carré (nach Shakespeare)

Annick Massis, Sopran - Ophelia
Nadine Denize, Mezzosopran - Gertrude
Jean-François Lapointe, Bariton - Hamlet
José van Dam, Bass - Claudius
David Sotgiu, Tenor - Laertes
Christophe Fel, Bass - Geist von Hamlets Vater
Alain Gabriel, Tenor - Marcellus
Romaric Braun, Bass - Horatio
Aleksandar Chaveev, Bass - Polonius
Alexandre Diakoff, Bassbariton - Totengräber I
Lyonel Grélaz, Tenor - Totengräber II

Chor des Grand Théâtre Genf
Orchestre de la Suisse Romande
Leitung: Michel Plasson

nach dem 3. Akt ca. 21:08 Uhr Nachrichten