Ein Film über die Macht und das Böse

Von Anke Leweke |
Alexander Sokurovs "Faust" wurde auf den Filmfestspielen in Venedig letztes Jahr mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Jetzt kommt der Film, vierter Teil einer Serie über Macht und das Böse, auch bei uns ins Kino.
"Faust" ist ein weiteres abgedrehtes Werk des russischen Regie-Exzentrikers Alexander Sokurov. Er bildet den Abschluss einer Serie von vier Filmen über die Macht und das Böse: "Taurus","Moloch" und "Solntse" heißen Sokurows zwischen 1999 und 2005 entstandene Filme über Hitler, Lenin und den japanischen Kaiser Hirohito.

Sokurow verlegt das Stück mit grauweißen, raumtiefen, wie schwebenden Bildern in ein mittelalterlich anmutendes deutsches Städtchen. Dabei interessiert ihn weniger Fausts Drang nach Welterkenntnis als seine Gier nach Sex, weniger der mephistophelische Wettstreit der Ideen, moralischen Haltungen und Meinungen als die endzeitliche Stimmungen. Indem er das dialogische Ringen von Faust und Mephisto von anderen Stimmen und Tönen überlagern, aufnehmen, fortführen lässt, macht er das Stück zur dialogischen Symphonie.

Auch die Bildebene ist ähnlich abgehoben. Mal arbeitet Sokurov mit Weichzeichner, so dass sein Film etwas Unwirkliches bekommt, die Kamera verändert permanent ihre Position, geht immer wieder in die Schräglage. Das Gefühl einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, wird verstärkt. Und dann dieser Mephisto,ein weißliches, fahles Wesen, ohne Geschlecht, das zwei Stunden lang an Faust regelrecht klebt. Ein teuflisches Über-Ich.

Sokurows "Faust" ist eine abgehobene Kinovision.

Russland 2011. Regie: Alexander Sokurow. Darsteller: Johannes Zeiler, Anton Adassinsky, Isolda Dychauk, Georg Friedrich, Hanna Schygulla, Antje Lewald, Florian Brückner. 134 Minuten, ab 16 Jahren.

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