„Ein Fall für Super Nanny? Kindererziehung heute“

Trotzige Kleinkinder, streitsüchtige Pubertierende, chaotische Kinderzimmer, zermürbte Eltern, die nicht mehr weiter wissen – Jan-Uwe Rogge dürfte kein Familienkonflikt fremd sein. Das zeigen schon die Titel seiner Bestseller: „Ohne Chaos geht es nicht“ oder „Wut tut gut“. Seit seinem Buch „Kinder brauchen Grenzen“ aus dem Jahr 1993 ist er einer der bekanntesten Erziehungsexperten Deutschlands.
Lange vor dem Boom der Erziehungsshows à la „Super Nanny“ tourte er bereits mit seinen Seminaren und Vorträgen quer durch den deutschsprachigen Raum. Wer von Rogge, Jahrgang 1947 und selbst Vater eines Sohnes, jedoch eine wohlfeile Liste mit den besten Erziehungstipps erwartet, wird enttäuscht: „Viele Eltern glauben, Erziehung funktioniere wie ein Kochbuch. Sie suchen nach einem Rezept für ein Problem und gehen davon aus, mit den richtigen Zutaten das gewünschte Ergebnis zu bekommen. So funktioniert das natürlich nicht.“

Seine Überzeugung: „Ich bekomme ein Kind nicht, wie ich es haben will. ich bekomme eines, an dem ich lernen kann.“ Und lernen könnten Eltern und Kinder nur gemeinsam. Der weit verbreitete Perfektionszwang sei oft eher kontraproduktiv, die Einsicht in die eigene Unvollkommenheit der erste Schritt zur Gelassenheit. „Kinder haben Probleme mit jenen Vätern, jenen Müttern, die alles richtig machen, die perfekt, die vollkommen sein, die jeden Tag den pädagogischen Oscar am Bande verliehen haben wollen. Was der Bauch sagt, wird zu oft außer Acht gelassen. Eltern kommen manchmal nicht auf das nahe Liegende – alles muss pädagogisch wertvoll sein.“

Sein Rat: „Nehmt die Kinder so, wie sie sind!“

Seine Bitte: Nur nicht den Humor verlieren, auch wenn man das Gefühl hat, einen ‚kleinen Tyrannen‘ am Tisch zu haben. „Nimm dein Kind ernst, aber gönne dir 25 Fehler am Tag in der Erziehung und für den schlimmsten Fehler gönne dir etwas Gutes am Abend.“

Sein Motto: „Nur wenn es mir gut geht, geht es auch meinem Kind gut.“

Eine der für ihn schönsten und wichtigsten Rückmeldungen erhielt Jan-Uwe Rogge durch den Brief eines 11-Jährigen: „'Kinder brauchen Grenzen‘ ist ein blödes Buch. Du hast so viele Tricks von uns Kindern einfach verraten. Aber ich hab mir neue ausgedacht und die verrat ich dir nicht. Und dann weiß Mama nicht, was sie tun soll.“

„Ein Fall für Super Nanny? Kindererziehung heute“ – darüber diskutiert Dieter Kassel heute gemeinsam mit Jan-Uwe Rogge von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr in der Sendung „Radiofeuilleton – Im Gespräch“ bei Deutschlandradio Kultur. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen über Jan-Uwe Rogge im Internet unter: www.jan-uwe-rogge.de
Die Bücher von Jan-Uwe Rogge sind im Rowohlt-Verlag erschienen.