Ein drastischer Klassiker in neuer Übersetzung

Niklas Holzberg im Gespräch mit Jürgen König · 19.01.2010
Die Komödie "Lysistrate" des Aristophanes ist kürzlich in einer Übersetzung erschienen, die der Derbheit des 2500 Jahre alten Originals gerecht werden will. Übersetzer Niklas Holzberg, Professor für klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, äußert sich zur Neuübersetzung.
Auszug aus dem Gespräch:

Jürgen König: Wir befinden uns im Jahre 411 vor Christus. Nach 20 Jahren des Krieges gegen Sparta befindet sich Athen in einem verheerenden Zustand, aber die kriegslüsternen Männer wollen und wollen einfach nicht aufhören, Krieg zu führen – und also greifen die Frauen Athens zum letzten Mittel: kein Sex mehr. Gar nichts. Komplette Verweigerung, solange, bis die Männer aufhören, zu kämpfen, bis Frieden geschlossen wurde. Das ist der Ausgangspunkt der Komödie "Lysistrate" des Aristophanes, der damit die reale, nämlich katastrophale Situation Athens kommentierte. Lysistrate führt die Revolution der Sexverweigerinnen an, das Stück, wie es damals in Komödien üblich war, ausgesprochen derb – wovon sich einen Eindruck verschaffen kann, wer die neue Übersetzung der "Lysistrate" liest, bei Reclam erschienen, von Niklas Holzberg. Hören wir einen Ausschnitt: Lysistrate und Kalonike – aus Athen - besprechen mit Lampito, der Prinzessin Spartas, ihren revolutionären Plan...

(Auslassung)

Ja., was dann.... aus dem Anfang der "Lysistrate" des Aristophanes, neu übersetzt von Niklas Holzberg, Professor für klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Guten Tag, Herr Holzberg!

Niklas Holzberg: Ja, guten Tag!

König: Hat Sie das schon lange gejuckt, die "Lysistrate" des Aristophanes neu und eben teilweise auch ins Bayerische zu übersetzen?

Holzberg: ... neu zu übersetzen? Ja, es war an sich ein Auftrag vom Reclam Verlag, aber Aristophanes ist meine alte Liebe. Seit ich in München bin, das sind schon 25 Jahre, beschäftige ich mich immer wieder mit dem.

König: Alle Spartaner sprechen Bayerisch. Wie hat Aristophanes sie im Original reden lassen?

Holzberg: Dorisch. Das ist ein Dialekt, der für die Athener mindestens ebenso seltsam klang wie für einen Preußen das Bayerisch. Das (…) (Anm. d. Red.: Schwer verständlich im Hörprotokoll) ist praktisch sozusagen das Preußisch, denn sie wurde dann zur Hochsprache der Griechen später. Das heutige Griechisch kommt vom athenischen Griechisch.

( ... )

Das vollständige Gespräch können Sie bis zum 19.6.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.