Der kopflose Joseph Haydn
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Im Oktober 1820 ließ Fürst Esterházy den Leichnam Joseph Haydns exhumieren, um die vom Komponisten gewünschte Beisetzung in Eisenstadt zu vollziehen. Doch Haydns Kopf fehlte. Wie der verschwand und erst viel später wieder auftauchte, ist ein echter Krimi.
Es war ein Schock für den Fürst Esterházy, als er "seinen" Komponisten kopflos vorfand. Entrüstet über die Tat, informierte er umgehend den Polizeiminister. "Alle Naderer (östereichisch Spitzel) wurden in Bewegung gesetzt", doch ohne Erfolg. Es sollte noch bis 1954 dauern, bis die unschätzbare Reliquie wieder auftauchte und noch länger, bis die Gebeine wieder zusammenfanden.
Der Dieb: der fürstliche Privatsekretär
Der Täterkreis befand sich im Dunstkreis des deutschen Arztes und Anatom Franz Joseph Gall. Er hatte die Theorie aufgestellt, dass Begabungen und Neigungen wie Charakter an der Schädelform zu erkennen seien. Er versuchte, diesbezüglich Gesetzmäßigkeiten aufzustellen. Dafür legte er sich eine enorme Sammlung an.
Auch der Privatsekretär des Fürsten Esterházy, Josef Carl Rosenbaum, war ein glühender Verehrer der Lehren Galls. Und er war es, der sich des Schädels kurz nach dem Begräbnis des Komponisten (1809) bemächtigte, um den genialen Kopf zu vermessen. Tatsächlich fand er in dem der Tonkunst zugeeignetem Bereich eine besondere Ausformung im Knochen.
Späte Rückkehr
Auf einem roten Kissen ruhend, wurde dieses Unikat in seinem Wohnzimmer aufbewahrt und gelangte über verschiedene Erben schließlich zum Wiener Musikverein. Lange wurde der Kopf des Komponisten dort als besonderes Stück präsentiert. Erst 1954 fand der Komponist endlich seine vollständige Ruhe in Eisenstadt.