Ein Besuch der besonderen Art
150 Persönlichkeiten verschiedener Religionen und Kontinente reisten gestern auf Einladung des Projektes Aladin von Paris nach Auschwitz, um im ehemaligen Konzentrationslager der Opfer des Holocaust zu gedenken.
Der Mufti aus Bosnien betet auf Arabisch, gemeinsam mit dem Rabbi aus Jerusalem und dem Kardinal aus Paris: 150 Vertreter aus 40 Ländern gedenken der Opfer des Holocaust, im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, wo die "Endlösung" der Nazis eine Million Juden das Leben kostete. Schätzungen zufolge wurden in Europa bis zu sechs Millionen Juden getötet, drei Millionen davon in Konzentrationslagern. Rabbi Israel Meir Lau bedauert, dass die Schoah der Menschheit nicht als Lehre gedient hat:
"Im Kosovo mussten eine Million Menschen sterben! In den 60er-Jahren, nur 20 Jahre nach dem Holocaust, starben zwei Millionen unschuldige Kinder in Biafra an Hunger. Heute verhungern täglich 18.000 Kinder! Was haben wir aus dem Holocaust gelernt? Nichts."
Aus der Geschichte zu lernen und neue Verbrechen zu verhindern ist das Ziel des Projekts Aladin, das 2009 von der Stiftung für die Erinnerung an die Schoah gegründet wurde. Das Projekt Aladin lud gemeinsam mit Unesco und der Stadt Paris zum historischen Treffen in Auschwitz ein. Juden, die den Holocaust überlebt hatten, erzählten den Besuchern ihre persönliche Geschichte. Nicolas Roth wurde mit 17 deportiert:
"Zu meiner Linken sehen Sie einen recht kräftigen Schornstein. Flammen und Rauch kamen da heraus, und ich dachte, das sei eine Fabrik, in der wir arbeiten würden. Ich wurde von meinen Eltern und meiner Schwester getrennt und dachte, wir würden uns am Nachmittag oder spätestens am nächsten Tag wiedersehen. Als ich am nächsten Tag nach ihnen fragte, schaute man mich seltsam an. Schließlich hat mir einer gesagt: Siehst du den Schornstein dort? Siehst du den Rauch? Das sind deine Verwandten."
Die Nazis vergasten in Auschwitz 900.000 Juden gleich nach ihrer Ankunft. Weitere Hunderttausend starben im Lager, die meisten hielten die unmenschlichen Bedingungen kaum zwei Monate lang aus.
Die Senegalesin Ndioro Ndiaye, ehemalige Ministerin, wünscht, dass noch viel mehr Afrikaner die Reise nach Auschwitz machen:
"Wissen Sie, wir haben auch unsere Deportation, wenn diese auch nicht die Ausrottung zum Ziel hatte wie hier bei den Juden, sondern die Ausbeutung in der Sklaverei. Beiden Fällen liegt Unmenschlichkeit zugrunde. Aber wie kann man Menschen so erniedrigen wie in diesem Lager in Birkenau und Auschwitz? Es ist schrecklich."
Der britische Imam Dr. Abduljalil Sajid, der Führer der Muslime Großbritanniens, erklärt sich solidarisch mit den Juden – im Nazideutschland und heute:
"Heute wächst in Europa der Antisemitismus wieder, wie auch die Islamfeindlichkeit. Ich glaube, Juden und Moslems müssen zusammenarbeiten, um diese Plage aus Europa zu vertreiben."
Jeder Teilnehmer der internationalen Delegation erinnert auch an das Leiden seines eigenen Volkes. So auch der Palästinenser Mohamed Dajani:
"Was hier passierte, ist extrem traurig. Jeder Mensch mit Sinn für Menschlichkeit fühlt sich da schlecht. Wir Palästinenser vergleichen das nicht damit, was in Palästina geschieht. Aber wir glauben, dass es Mitgefühl mit jedem leidenden Volk geben muss, damit so etwas wie hier nie mehr passieren kann."
Der Kurde Nihad Qoja kehrte 2004 aus Deutschland nach Irak zurück. Er ist Bürgermeister der Stadt Arbil und wünscht, dass alle Politiker nach Auschwitz kommen.
"Was man in letzten paar Wochen in Tunesien erlebt hat, jetzt in Ägypten: Es scheint, dass manche Politiker von der Geschichte nicht lernen. Ich wünsche mir von Herzen, besonders im arabischen Raum, dass alle diese Diktatoren jetzt hintereinander fallen. Damit die Menschen auch im Nahen Osten in Frieden leben können, auch mit Israel in Frieden leben können."
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder drückt in seiner Rede die deutsche Verantwortung auch für die Zukunft aus. Er ist als Bundeskanzler schon öfter nach Auschwitz gekommen, doch für den Paten des Projekts Aladin ist dieser Besuch etwas Besonderes:
"Es ist immer wichtig, hier zu sein. Aber natürlich in der Zusammensetzung ist es was Besonderes, auch deshalb, weil hier neue Konflikte nicht ausgespart werden, als gefährlich deutlich gemacht werden, zum Beispiel zwischen Israel und Palästina und weil diese Organisation dafür wirbt, unabhängig von Religionen und einseitigen Standpunkten für eine bessere Toleranz und besseres Verstehen zu werben."
"Im Kosovo mussten eine Million Menschen sterben! In den 60er-Jahren, nur 20 Jahre nach dem Holocaust, starben zwei Millionen unschuldige Kinder in Biafra an Hunger. Heute verhungern täglich 18.000 Kinder! Was haben wir aus dem Holocaust gelernt? Nichts."
Aus der Geschichte zu lernen und neue Verbrechen zu verhindern ist das Ziel des Projekts Aladin, das 2009 von der Stiftung für die Erinnerung an die Schoah gegründet wurde. Das Projekt Aladin lud gemeinsam mit Unesco und der Stadt Paris zum historischen Treffen in Auschwitz ein. Juden, die den Holocaust überlebt hatten, erzählten den Besuchern ihre persönliche Geschichte. Nicolas Roth wurde mit 17 deportiert:
"Zu meiner Linken sehen Sie einen recht kräftigen Schornstein. Flammen und Rauch kamen da heraus, und ich dachte, das sei eine Fabrik, in der wir arbeiten würden. Ich wurde von meinen Eltern und meiner Schwester getrennt und dachte, wir würden uns am Nachmittag oder spätestens am nächsten Tag wiedersehen. Als ich am nächsten Tag nach ihnen fragte, schaute man mich seltsam an. Schließlich hat mir einer gesagt: Siehst du den Schornstein dort? Siehst du den Rauch? Das sind deine Verwandten."
Die Nazis vergasten in Auschwitz 900.000 Juden gleich nach ihrer Ankunft. Weitere Hunderttausend starben im Lager, die meisten hielten die unmenschlichen Bedingungen kaum zwei Monate lang aus.
Die Senegalesin Ndioro Ndiaye, ehemalige Ministerin, wünscht, dass noch viel mehr Afrikaner die Reise nach Auschwitz machen:
"Wissen Sie, wir haben auch unsere Deportation, wenn diese auch nicht die Ausrottung zum Ziel hatte wie hier bei den Juden, sondern die Ausbeutung in der Sklaverei. Beiden Fällen liegt Unmenschlichkeit zugrunde. Aber wie kann man Menschen so erniedrigen wie in diesem Lager in Birkenau und Auschwitz? Es ist schrecklich."
Der britische Imam Dr. Abduljalil Sajid, der Führer der Muslime Großbritanniens, erklärt sich solidarisch mit den Juden – im Nazideutschland und heute:
"Heute wächst in Europa der Antisemitismus wieder, wie auch die Islamfeindlichkeit. Ich glaube, Juden und Moslems müssen zusammenarbeiten, um diese Plage aus Europa zu vertreiben."
Jeder Teilnehmer der internationalen Delegation erinnert auch an das Leiden seines eigenen Volkes. So auch der Palästinenser Mohamed Dajani:
"Was hier passierte, ist extrem traurig. Jeder Mensch mit Sinn für Menschlichkeit fühlt sich da schlecht. Wir Palästinenser vergleichen das nicht damit, was in Palästina geschieht. Aber wir glauben, dass es Mitgefühl mit jedem leidenden Volk geben muss, damit so etwas wie hier nie mehr passieren kann."
Der Kurde Nihad Qoja kehrte 2004 aus Deutschland nach Irak zurück. Er ist Bürgermeister der Stadt Arbil und wünscht, dass alle Politiker nach Auschwitz kommen.
"Was man in letzten paar Wochen in Tunesien erlebt hat, jetzt in Ägypten: Es scheint, dass manche Politiker von der Geschichte nicht lernen. Ich wünsche mir von Herzen, besonders im arabischen Raum, dass alle diese Diktatoren jetzt hintereinander fallen. Damit die Menschen auch im Nahen Osten in Frieden leben können, auch mit Israel in Frieden leben können."
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder drückt in seiner Rede die deutsche Verantwortung auch für die Zukunft aus. Er ist als Bundeskanzler schon öfter nach Auschwitz gekommen, doch für den Paten des Projekts Aladin ist dieser Besuch etwas Besonderes:
"Es ist immer wichtig, hier zu sein. Aber natürlich in der Zusammensetzung ist es was Besonderes, auch deshalb, weil hier neue Konflikte nicht ausgespart werden, als gefährlich deutlich gemacht werden, zum Beispiel zwischen Israel und Palästina und weil diese Organisation dafür wirbt, unabhängig von Religionen und einseitigen Standpunkten für eine bessere Toleranz und besseres Verstehen zu werben."