Ein Banker rennt nach Geld
In Recklinghausen wurde "Die Bürgschaft" von Lothar Kittstein uraufgeführt. Die Inszenierung von Lily Sykes kommt vom Schauspiel Frankfurt und gehört zum "Festival der Uraufführungen" innerhalb der Ruhrfestspiele.
Attentäter – Tyrann – Bürge: Die berühmte Dreierkonstellation aus Friedrich Schillers Ballade "Die Bürgschaft" nimmt der Bonner Autor Lothar Kittstein als Struktur für sein gleichnamiges Stück. Den Plot verlegt er ins Heute und baut daraus eine Art Krimi. Dabei singt er nicht, wie Schiller, das anrührende Hohelob auf echte Freundschaft und wahre Treue. Er preist augenzwinkernd stabile Verhältnisse in Zweierbeziehung, Kleinfamilie und Spießigkeit.
Die Rolle des Tyrannen besetzt der schmierige Gangster Thomas. Er fordert vom Finanzmakler Gerd 85.000 Euro, weil er ein Jahr zuvor für ihn und seine Frau Anja ein Baby aus Osteuropa illegal besorgt hat. Der Banker hat das Geld nicht, weil die die Maklergeschäfte im Dunste der Finanzkrise schlecht gelaufen sind. Auf "nicht zahlen" steht in Unterwelt-Kreisen der Tod per Kopfschuss. Gerd bittet um Aufschub und erhält den bis zum nächsten Tag um halb zwölf. Als Pfand lässt er den Gangster bei Frau und Kind zurück, die aber von ihrer "Bürgschaft" nichts wissen.
Banker Gerd rennt durch die Großstadtnacht auf der Suche nach Geld. Seine Telefonate mit Kunden scheitern, sein Raubüberfall auf ein Passantenehepaar misslingt tragikomisch und sein halb dementer Vater hat offenbar alles Geld von Unter-der-Matraze an eine wohl proportionierte Pflegeschwester verschenkt. Unterdessen entdeckt Anja den Gangster Thomas als attraktiven Mann und gesteht, dass für sie Kinderaufzucht eine Hölle aus Windeln und Warten sei.
Schließlich kehrt Gerd zurück und unterbricht das Techtelmechtel. Durch einen Handtaschendiebstahl ist er an viel Geld gekommen: 12.000 Euro. Es ist nur ein Bruchteil des Geforderten. Gerd und Anja droht der Tod und dem Kleinkind der Abtransport. Eine "schillernde" Wende beendet den Albtraum. Der Tyrann kippt um. Er bittet im Familienglück der Dritte sein zu dürfen. Das Ehepaar will nicht. Es erhält eine Chance den Gangster zu besiegen - tödlich. Die Zweierbeziehung kehrt zurück, ein paar romantische Worte und ein bisschen Anrührung auch.
Die 26-jährige Regisseurin Lily Sykes inszeniert das Stück auf einer schiefen Ebene, ohne Mobiliar. Verschiedene Wohnungslampen über der Bühne vermitteln eine heimelige Atmosphäre. Die Spielorte werden durch knappe schauspielerische Setzungen hergestellt. Einmal hilft eine Kreidezeichnung, um eine Parkbank zu markieren.
Die Vorstellung setzt auf die Kraft der Schauspieler. Das ist gut so. Die sind ausgezeichnet. Im Grundgestus spielen sie mit sanfter Satire, ohne sich der Comedy-Klamotte anzubiedern. Besonders komisch gelingt der nächtliche Raubüberfall auf das ältere Ehepaar, das sich über einen Woody Allen-Film streitet. Die Frau bettelt Gerd an mit ihr abzuhauen, ihr Mann fordert, ehe er Geld abgibt, zum fairen Kampf mit Fäusten, wie einst in der Stein- oder Schulzeit. Den choreographierten Schlagabtausch verliert der Finanzmakler und läuft ab dann blutig derangiert durch die Aufführung. Josefin Platt als Frau und Ernst Alisch als Mann demonstrieren ihr komisches Talent mit Bravour. Aber auch die drei Hauptfiguren spielen klar und konzentriert, immer nach vorne zum Publikum, dessen Zustimmung suchend.
"Die Bürgschaft" von Lothar Kittstein wirkt beim Lesen etwas konstruiert, auf der Bühne blüht das Stück auf. Es bewegt und befragt witzig und intelligent aktuelle Stoffe, etwa Kindesadoption, das Negativimage von Bankern, die Kleinfamilie und die Angst, dass ein geordnetes Leben ins Wanken gerät. Das Premierenpublikum in Recklinghausen zeigte sich angetan von dem Frankfurter Ensemble und dankte mit kräftigem Beifall.
Die Rolle des Tyrannen besetzt der schmierige Gangster Thomas. Er fordert vom Finanzmakler Gerd 85.000 Euro, weil er ein Jahr zuvor für ihn und seine Frau Anja ein Baby aus Osteuropa illegal besorgt hat. Der Banker hat das Geld nicht, weil die die Maklergeschäfte im Dunste der Finanzkrise schlecht gelaufen sind. Auf "nicht zahlen" steht in Unterwelt-Kreisen der Tod per Kopfschuss. Gerd bittet um Aufschub und erhält den bis zum nächsten Tag um halb zwölf. Als Pfand lässt er den Gangster bei Frau und Kind zurück, die aber von ihrer "Bürgschaft" nichts wissen.
Banker Gerd rennt durch die Großstadtnacht auf der Suche nach Geld. Seine Telefonate mit Kunden scheitern, sein Raubüberfall auf ein Passantenehepaar misslingt tragikomisch und sein halb dementer Vater hat offenbar alles Geld von Unter-der-Matraze an eine wohl proportionierte Pflegeschwester verschenkt. Unterdessen entdeckt Anja den Gangster Thomas als attraktiven Mann und gesteht, dass für sie Kinderaufzucht eine Hölle aus Windeln und Warten sei.
Schließlich kehrt Gerd zurück und unterbricht das Techtelmechtel. Durch einen Handtaschendiebstahl ist er an viel Geld gekommen: 12.000 Euro. Es ist nur ein Bruchteil des Geforderten. Gerd und Anja droht der Tod und dem Kleinkind der Abtransport. Eine "schillernde" Wende beendet den Albtraum. Der Tyrann kippt um. Er bittet im Familienglück der Dritte sein zu dürfen. Das Ehepaar will nicht. Es erhält eine Chance den Gangster zu besiegen - tödlich. Die Zweierbeziehung kehrt zurück, ein paar romantische Worte und ein bisschen Anrührung auch.
Die 26-jährige Regisseurin Lily Sykes inszeniert das Stück auf einer schiefen Ebene, ohne Mobiliar. Verschiedene Wohnungslampen über der Bühne vermitteln eine heimelige Atmosphäre. Die Spielorte werden durch knappe schauspielerische Setzungen hergestellt. Einmal hilft eine Kreidezeichnung, um eine Parkbank zu markieren.
Die Vorstellung setzt auf die Kraft der Schauspieler. Das ist gut so. Die sind ausgezeichnet. Im Grundgestus spielen sie mit sanfter Satire, ohne sich der Comedy-Klamotte anzubiedern. Besonders komisch gelingt der nächtliche Raubüberfall auf das ältere Ehepaar, das sich über einen Woody Allen-Film streitet. Die Frau bettelt Gerd an mit ihr abzuhauen, ihr Mann fordert, ehe er Geld abgibt, zum fairen Kampf mit Fäusten, wie einst in der Stein- oder Schulzeit. Den choreographierten Schlagabtausch verliert der Finanzmakler und läuft ab dann blutig derangiert durch die Aufführung. Josefin Platt als Frau und Ernst Alisch als Mann demonstrieren ihr komisches Talent mit Bravour. Aber auch die drei Hauptfiguren spielen klar und konzentriert, immer nach vorne zum Publikum, dessen Zustimmung suchend.
"Die Bürgschaft" von Lothar Kittstein wirkt beim Lesen etwas konstruiert, auf der Bühne blüht das Stück auf. Es bewegt und befragt witzig und intelligent aktuelle Stoffe, etwa Kindesadoption, das Negativimage von Bankern, die Kleinfamilie und die Angst, dass ein geordnetes Leben ins Wanken gerät. Das Premierenpublikum in Recklinghausen zeigte sich angetan von dem Frankfurter Ensemble und dankte mit kräftigem Beifall.