"Ein anderes Europa ist möglich"

Von Olaf Wilhelmer |
Ein anderes Europa ist möglich. Das behauptet die globalisierungskritische Organisation Attac. "Attac" heißt Angriff, steht als Abkürzung aber auch für einen umständlichen französischen Namen. Zu deutsch lautet der "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanz-Transaktionen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger".
Pünktlich zum österreichischen Ratsvorsitz der Europäischen Union und zehn Jahre nach dem Beitritt Österreichs zur EU hat die Attac in Wien zusammengefasst, was sie schon immer zur Europäischen Union sagen wollte. "Das kritische EU-Buch" zeichnet das Bild einer Union, die dem Land trotz positiver Ansätze mehr geschadet als genutzt habe. Und das, wo die Österreicher doch gar nicht hätten beitreten wollen.

Der Widerstand der Bevölkerung sei durch eine Kampagne gebrochen worden. Ist Österreich also wieder mal Opfer? Eine Veröffentlichung aus dem österreichischen Attac-Umfeld bezeichnete den EU-Beitritt bereits als "Anschluss".

Aber was will Attac? Wenn man "Das kritische EU-Buch" liest, könnte man meinen: alles. Ausbau von Demokratisierung und Menschenrechten, Vollbeschäftigung, Rückgängig-Machung von Privatisierungen, Aufstockung der Entwicklungshilfe, Abgrenzung von den USA. Immerhin: Die EU abschaffen will Attac nicht - schließlich könnten die Probleme Europas nur gemeinsam angepackt werden.

Wer ist Attac? Begonnen hatte alles mit einem Aufsatz: 1997 rief Ignacio Ramonet, Chefredakteur der "Monde Diplomatique", zur "Entwaffnung der Finanzmärkte" auf. Er forderte eine Spekulationssteuer, die schon 1972 der Wirtschaftsnobelpreisträger James Tobin vorgeschlagen hatte.

Das Echo war gewaltig, aus einer Arbeitsgruppe der Redaktion ging Attac hervor und breitete sich rasch aus. Ob Seattle, Genua oder Porto Alegre: Attac verschafft dem bunten Haufen der Globalisierungskritiker ein Forum. So wie jetzt mit dem "kritischen EU-Buch".