Eichel: "Ich habe seine Reden gerne gehört"

27.06.2006
Nach Auffassung des ehemaligen Bundesfinanzministers Hans Eichel, SPD, wird der politische Rückzug des früheren Bundesaußenministers Joschka Fischer bei der Partei Bündnis 90/Die Grünen eine deutliche Lücke hinterlassen. Die Partei müsse diese Lücke nun auffüllen, sagte Eichel am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
"Ich habe seine Reden gerne gehört. Da kam manchmal richtig auch der alte Kämpfer wieder durch", äußerte Eichel. Fischer habe eine gewaltige Entwicklung vom Straßenkämpfer und Taxifahrer bis zum Gastprofessor in Princeton hinter sich gebracht. Seine besondere Begabung sei schon früh erkennbar gewesen, erklärte Eichel: "Er ist ein hochintelligenter Mann, der sich sehr viel selbst beigebracht hat."

In die von ihm geforderten politischen Rollen sei Fischer "von der Seite kommend, aber überraschend eindeutig eingestiegen", betonte Eichel. Fischer sei als Außenminister ein ganz klassischer Außenminister geworden, dessen Reisediplomatie mindestens so ausgeprägt gewesen sei wie die von Hans-Dietrich Genscher. Wörtlich sagte Eichel: "Wir haben ja nahtlos einige Genscher-Witze auf ihn übertragen, etwa: ‚Über dem Atlantik begegnen sich zwei Flugzeuge. In beiden sitzt Fischer.’ Spaßhaft haben wir gesagt: ‚Wie nimmt man Fischer in Berlin wahr? Als Kometenschweif am Horizont.’"

Es sei ein Verdienst Fischers, seine damals neue Partei der Grünen in das Parteiengefüge integriert und ihr zugleich eine Machtperspektive aufgezeigt zu haben, sagte Eichel. Nach der Wiedervereinigung habe Fischer zusammen mit Gerhard Schröder Deutschland in der internationalen Politik als ein ganz normales Land positioniert.

Sie können das vollständige Gespräch mit Hans Eichel für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.