Eiche und Bambus

Von Ulrich Ziegler |
Die FDP hat Geschlossenheit demonstriert. Sie will sich bis zur Bundestagswahl mit mitfühlendem Liberalismus präsentieren, meint unser Kommentator Ulrich Ziegler. Bleibt abzuwarten, ob die nun ins Präsidium gewählten Landesfürsten mit ihrem Vorsitzenden an einem Strang ziehen.
Wenn eines auf dem zweitägigen Treffen der Liberalen deutlich wurde, dann folgendes: Die FDP ist des Streitens müde. Sechs Monate vor den Bundestagswahlen können sie sich keine weiteren Personaldebatten mehr leisten. Und so wurde demonstrativ Geschlossenheit demonstriert. Mal sehen, wie lange das gut geht. Denn Risiken sind eingebaut.

Beispielsweise Wolfgang Kubicki. Dass der "Quartalsirre", - wie der liberale Spitzenmann aus dem Norden zuweilen in der FDP genannt wird- , den Sprung in die oberste Führungsriege der FDP geschafft hat, sich gegen die Minister Niebel und Bahr durchgesetzt hat, ist bemerkenswert. Da wählten die Delegierten Dirk Niebel wegen Illoyalität ab, und dann machten sie ausgerechnet den leidenschaftlichen Lästerer Kubicki zum Nachfolger.

Ausgerechnet Kubicki, das Nordlicht, das vor noch nicht allzu langer Zeit eine langfristige Neuausrichtung der FDP mit Christian Lindner an der Spitze gefordert hatte. Aber nicht nur ihn, auch Christian Lindner, der neue Vizevorsitzende, verbindet eine schwierige Geschichte mit Rösler. Nach internen Differenzen trat er vor zwei Jahren vom Amt des Generalsekretärs zurück und bescherte den Liberalen anschließend den Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag mit 8,6 Prozent der Stimmen.

Jetzt also mischen die erfolgreichen Landesfürsten wieder ganz vorne auf Bundesebene mit. Ganz nach dem Motto: "Wer für die FDP gute Wahlergebnisse einfahren kann, gehört ins Spitzenteam." Aber auch mit dem neuen Spitzenmann Rainer Brüderle hatte es Philipp Rösler nicht immer einfach. Es ist noch gar nicht so lange her, da sagte Rainer Brüderle: "Glaubwürdigkeit gewinnt man, indem man nicht wie Bambusrohre hin und her schwingt, sondern wie eine Eiche steht." So wie er eben.

Aber es wäre falsch von einer reinen Notgemeinschaft zu reden. Denn alle, so unterschiedlich sie auch sein mögen, glauben an die liberale Idee, an die Idee der Freiheit, an die Teamfähigkeit, auch und gerade dann, wenn der Wind von vorne bläst .

Philipp Rösler, der Kapitän, weiß dass die Partei bis zum Programmparteitag im Mai, um mit seinen Worten zu reden, liefern muss. Die Richtung, in die es gehen könnte, wurde auf dem Parteitag erkennbar. Die Zeiten, in denen bei den Liberalen über spätrömische Dekadenz geredet wurde, scheinen endgültig vorbei zu sein.

In Zukunft werden die Liberalen wohl mehr über mitfühlenden Liberalismus reden, über Lohnuntergrenzen , über die Deckelung von Managergehältern, über soziale Fragen. Und nur mit einem klaren liberalen Wahlprogramm und einer geschlossenen Mannschaftsleistung haben die Liberalen eine Chance die von ihnen gewünschte schwarz/gelbe Koalition nach den Wahlen im Herbst fortzusetzen. Für Philipp Rösler, den wiedergewählten Parteivorsitzenden, dürften die nächsten Wochen spannend bleiben.
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