"Egyptian Theatre" in Los Angeles

Netflix sichert sich legendäres Hollywood-Kino

05:50 Minuten
Blick vom Hollywood-Boulevard auf Grauman's Egyptian Theatre in Hollywood.
Die Netflix-Millionen könnten auch ein Segen für die Kinemathek sein, die im "Egyptian Theatre" ihre Filme zeigt, sagt Filmexperte Patrick Wellinski. © Adreas Praefcke / CC BY 3.0
Patrick Wellinski im Gespräch mit Timo Grampes  · 12.04.2019
Audio herunterladen
Wird das ein Hochzeits- oder Totentanz? Der Streamingsdienst Netflix steigt beim Uraufführungskino "Egyptian Theatre" in Hollywood ein. Das Kino wurde einst nach dem Vorbild des Grabes von Tutanchamun entworfen.
Der Streamingsdienst Netflix war bisher vor allem für das Abspielen von Serien bekannt. Nun gibt es Meldungen, dass das US-Unternehmen angeblich ein Kino kaufen wolle. Für Aufmerksamkeit sorgt auch, dass es sich um das legendäre "Egyptian Theatre" in Los Angeles handeln soll.

Kino der Filmgeschichte

"Das war das erste Uraufführungskino Hollywoods", sagt unser Filmkritiker Patrick Wellinski im Deutschlandfunk Kultur. Am 18. Oktober 1922 habe dort der Stummfilm "Robin Hood" mit Douglas Fairbanks seine Weltpremiere gefeiert. Das ganze Gebäude sei nach dem Vorbild des Grabes von Tutanchamun entworfen. "Die ganze Architektur ist etwas übertrieben", sagt Wellinski und erinnert heute eher an Las Vegas als an Hollywood. Wichtiger sei, dass dort immer ein restauriertes Kino drin sei, in dem US-amerikanische Filmgeschichte gezeigt werde, aber auch Vorträge und Ausstellungen stattfinden.

"Win-Win-Situation"

Sicher sei bisher nur, dass Netflix für mehrere Millionen US-Dollar im "Egyptian Theatre" unter der Woche seine Filme zeigen wolle, sagt Wellinski. Am Wochenende wolle man der Kinemathek das Gebäude weiter überlassen. Die Gespräche stünden erst ganz am Anfang. Offenbar werde eine Partnerschaft angestrebt. "Von einer feindlichen Übernahme, wie die Informationen jetzt zum Teil gedeutet werden, würde ich jetzt noch nicht sprechen." Für die Kinemathek könnten die Netflix-Millionen zum Segen werden und deren Existenz sichern. Wellinski spricht von einer "Win-Win-Situation".

"Totentanz" oder "Hochzeitstanz"

Dieser Schritt sei auch als Annäherung an die Filmbranche zu deuten, mit der es viel Streit gegeben habe. Netflix wolle zeigen, dass die Firma die Kinemathek und damit einen "Hüter der amerikanischen Filmkultur" unterstütze. Offenbar verabschiede man sich von einer aggressiven Grundhaltung. Wellinski sprach von einem interessanten "Totentanz" oder "Hochzeitstanz" der beiden Seiten. Netflix sei keineswegs das Ende des Kinos.
(gem)
Mehr zum Thema