Komponistenverband zum Ukraineeinmarsch

Schweigen wäre unerträglich

Das Bild zeigt Moritz Eggert, den Präsidenten des Deutschen Komponistenverbandes.
Will aktuell nicht mit russischen Institutionen kooperieren, die Putins Krieg unterstützen: Moritz Eggert, Präsident des Deutschen Komponistenverbandes © Mercan Fröhlich
Moritz Eggert im Gespräch mit Carsten Beyer · 02.03.2022
Der Deutsche Komponistenverband hat den Angriffskrieg Russlands scharf kritisiert. Verbandspräsident Moritz Eggert steht zu dem klaren Statement, auch wenn manche Mitglieder wohl eher wollten, dass man sich zurückhalte.
In einem aktuellen Statement verurteilt der Deutsche Komponistenverband (DKV) den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ausdrücklich. DKV-Präsident Moritz Eggert sagt, die Zustimmung zu der Einlassung sei unter den Mitgliedern sehr, sehr groß gewesen. Dennoch: „Manche wollen auch, dass man angesichts solcher Taten schweigt. Aber das fände ich persönlich dann unerträglich.“

Künstler können im Krieg viel tun

Dem DKV gehören laut Eggert auch Ukrainer und Russen an. Viele Mitglieder würden Beziehungen zu Russland unterhalten, hätten dort Konzerte gegeben und würden russische Komponistenkollegen kennen. „Das ist ein Punkt, wo wir nicht schweigen können, denke ich.“
Nach Ansicht Eggerts können Künstler in dem Militärkonflikt aber generell derzeit „viel tun“. Es gebe eine große Spendenbereitschaft und die Möglichkeit, Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Auch würden Initiativen und Aufrufe existieren, bei denen es um konkrete Hilfsmaßnahmen gehe.

Keine Kooperation mit staatlichen Institutionen

Eine weitere Möglichkeit sieht der DKV-Präsident darin, diejenigen Künstler in Russland zu unterstützen, die sich gegen den Krieg wenden „oder sich auch einfach nicht gemein machen mit diesem Angriffskrieg. Das würde ich auch sehr empfehlen.“ Dagegen würde er aktuell nicht mit offiziellen staatlichen Institutionen in Russland kooperieren, die diese Putins Politik unterstützen.
Der DKV-Präsident betont jedoch, dass es sich um „eine temporäre Maßnahme“ handele. Er müsse „immer wieder klarstellen, dass wir natürlich nichts gegen das russische Volk haben.“

Dirigent Gergijew zu recht suspendiert

Die Suspendierung Waleri Gergijews, des russischen Chefdirigenten der Münchener Philharmoniker, hält der DKV-Präsident für richtig. Viele würden sich zurecht fragen, warum man Gergijew so lange hofiert habe.
Die Beurteilung, ob jemand als Opportunist einen Schritt zu weit gegangen sei, hänge aber auch sehr viel mit der Weltlage zusammen, glaubt Eggert. „Und da wird auch immer wieder ein Auge zugedrückt.“ Er selbst kenne Kollegen, die viel in China arbeiteten, wo es auch immer wieder Menschenrechtsverletzungen gebe. „Da kann man sich auch die Frage stellen: Ist das eine Art von Kollaboration? Oder kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren? Diese Frage muss sich dann erstmal jeder selbst stellen.“
(tmk)
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