Effizient und pünktlich

Von Frank Meyer · 06.05.2009
Rund fünf Milliarden Zugvögel machen sich in jedem Herbst auf den Weg in ihr Winterquartier. Sie fliegen über Gebirge und Meere, manche überqueren ganze Kontinente, sie legen bis zu 10.000 Kilometer zurück.
Der Mauersegler zum Beispiel fliegt bis zu 1000 Kilometer am Tag - ohne eine Pause zum Trinken oder zum Fressen. Und man kann fast die Uhr nach ihm stellen: Er kehrt auf den Tag genau in seine Brutgebiete zurück.

Um diese enormen Leistungen zu schaffen, haben die Zugvögel einige Tricks entwickelt: zum Beispiel den Formationsflug. Ein Vogel fliegt dabei im Windschatten des anderen, das spart bis zu 20 Prozent Energie. Gänse oder Kraniche sind in solchen Formationen unterwegs, doch die meisten Vögel fliegen die Tausende von Kilometern allein - und meistens nachts.

Ein anderer Trick sind die Fettreserven der Zugvögel: Vor einem Langstreckenflug legen sie sich ein Fettpolster zu, das ihnen die Energie für die Reise liefert.

Aber die Fettpolster reichen oft nicht aus: Manche Tiere bauen deshalb während des Flugs ihre Organe ab. Der Verdauungstrakt schrumpft teilweise um die Hälfte, und auch der Brustmuskel wird verkleinert. Durch diesen Organ- und Muskel-Abbau werden Eiweiße frei, aus denen die Vögel Energie gewinnen. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, dann regeneriert sich der Verdauungstrakt innerhalb weniger Tage.

Das erstaunlichste Phänomen des Vogelzugs ist die Navigationsleistung dieser Tiere. Störche fliegen Jahr für Jahr das gleiche Dach in Deutschland und den gleichen Schlafbaum in Afrika an - wie finden sie diese Orte wieder? Man weiß, dass viele Vögel einen Sonnenkompass haben und einen Magnetkompass, mit dem sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren. Mit diesen groben Orientierungshilfen kann man aber keinen Schlafbaum wiederfinden. Wie die Tiere genau von einem Ort zum anderen finden, das ist noch immer eines der vielen Rätsel des Vogelzuges.