Edward Maclean: "Me & You"

Der Bass-Blick auf Interaktion

Der Bassist Edward Maclean
Der Bassist Edward Maclean © Harry Weber
Von Johannes Kaiser · 16.01.2017
Dem 40-jährigen Bassisten Edward Maclean ist mit "Me & You" ein ruhig fließendes Jazzalbum gelungen. Er hat eingängige Melodien geschaffen, die in ihrer schönen Schlichtheit bei aller Improvisationskunst an elegante Popmusik erinnern.
"Also die Platte heißt ja 'Me&You', wo wahrscheinlich alle erst mal denken, oh, Candlelight Dinners und Jazz for Lovers, aber darum geht es mir gar nicht. Für mich ist 'Me&You' eher, sind so szenische Beschreibungen einer menschlichen Interaktion und 'Me&You', also 'du und ich', das ist für mich die kleinste Einheit einer Kommunikation, wenn wir miteinander sprechen und ich hab im Nachhinein bemerkt, die Stücke haben eigentlich alle einen bestimmten Blick auf Interaktion. Also das erste Stück 'Airy' drückt für mich so einen liebevollen Blick aus, wenn man miteinander ist und sich wirklich wohlwollend und liebevoll betrachtet und miteinander sein kann."
An Kommunikation, zumindest musikalischer, fehlt es dem Hamburger Bassisten Edward Maclean gewiss nicht, ist er doch ein geschätzter Mitspieler mehrerer Popbands. Das hat ihm auch viel Spaß gemacht, aber nicht gereicht.
Dazu hatte er zu viele eigene musikalische Ideen, wollte endlich die Musik hören, die ihm schon lange im Kopf herumschwirrte. Also gründete er 2012 ein Quintett, mit dem er bis heute zusammenarbeitet und jetzt seine zweite CD "Me& You" eingespielt hat. An Einfällen fehlt es ihm nicht. Die kommen ihm bei Bassspielen ebenso wie am Klavier.
"Also ich schneide es auf jeden Fall mit, dass ich es auf Band hab, weil in dem Moment, in dem man es aufschreibt, geht dann gerne auch wieder ein bisschen verloren. Also Noten ausschreiben ist immer eine Art von Quantifizierung oder Raster oder in Form pressen und dann direkt eine Entscheidung. Man lässt was weg, packt was dazu, entscheidet sich für diese Phrasierung und wenn es aber auf Band ist, dann weiß man, ah, das habe ich gemeint."

Hommage an Kendrick Lamar

Das Stück "Kendrick" hat Edward Maclean dem amerikanischen Rapper und Hip-Hopper Kendrick Lamar gewidmet. Er bewundert dessen gesellschaftskritische Texte und die Kraft seiner Songs. Etwas von dieser Energie wollte er mit seinem Stück einfangen und wiedergeben.
Edward Maclean sieht sich keineswegs als einen Bassisten, der ständig Soli spielen muss. Diese sind in seinem Quintett gut verteilt. Jeder bekommt seine Chance und Improvisation wird insbesondere live groß geschrieben.
Bei den meisten Titeln hat Maclean den E-Bass eingesetzt, denn der ist für ihn in den tiefen Frequenzen präsenter und klingt länger nach. Aber er spielt auch Kontrabass beim Stück "Resistance", der einzigen Trionummer des Albums mit Tobias Backhaus am Schlagzeug und Christian Kögel.
"Bei 'Resistance' erwartet man wahrscheinlich auch ein lautes, krachiges, schnelles Stück. Aber das ist ja sehr, sehr ruhig das Stück, sehr getragen und sehr balladesk und es geht um so eine Liebe, die man hat allen Widerständen zum Trotz, also auch wieder menschliche Interaktion, wenn das Gegenüber sich immer wehrt und Kontra gibt und Anti ist, aber man trotzdem da bleiben kann, also aufmerksam und zugewandt, aber das ermüdet natürlich und macht einen auch traurig und das ist die Stimmung, die ich in diesem Song auffangen wollte."

Entschleunigte Musik

Dem vierzigjährigen Bassisten Edward Maclean ist ein ruhig fließendes Jazzalbum gelungen. Er hat eingängige Melodien geschaffen, die in ihrer schönen Schlichtheit bei aller Improvisationskunst an elegante Popmusik erinnern. Sein unaufdringlicher, aber stets präsenter Bass führt durch die Stücke, gibt ihnen Halt, schafft einen groovenden Rhythmus.
Selbst bei den schnelleren Stücken hat man den Eindruck gelassener Ruhe. Es ist entschleunigte Musik, ein entspanntes Zwiegespräch mit dem Hörer.
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