Edel Rodriguez

Der Illustrator der berühmten Trump-Cover

Anti-Trump Protest Berlin Proteste in Berlin gegen Einreiseverbot: Mehr als 1500 Menschen protestieren in Berlin vor der US-Botschaft und dem Brandenburger Tor gegen das vom US-Präsidenten erlassene Einreiseverbot für Bürger von sieben überwiegend muslimischen Staaten und gegen Donald Trump als Präsident der USA und dessen Politik. Demonstrantin mit aktueller Ausgabe des Magazins "Der Spiegel", das auf dem Cover Trump mit dem abgeschnittenen Kopf der Freiheitsstatue zeigt.
Eine Demonstrantin mit der "Spiegel"-Ausgabe, die auf dem von Edel Rodriguez illustrierten Cover Trump mit dem abgeschnittenen Kopf der Freiheitsstatue zeigt. © imago / Christian Mang
Von Matthias Röckl · 23.06.2017
Arbeiten von Edel Rodriguez schmücken regelmäßig die Cover von "Time Magazine", "New Yorker" oder "Spiegel". Gelb und Orange, die Trump-Farben, sind sein Markenzeichen geworden. Matthias Röckl hat den derzeit angesagtesten politischen Illustrator der USA in New York besucht.
"Manchmal denke sogar ich: Diese Zeichnung ist wirklich eine visuelle Herausforderung. Ich lege es darauf an. Ich möchte herausfinden, ob ich so etwas in diesem Land machen darf. Ist Amerika wirklich ein freies Land, wie es von sich behauptet? Ist es wirklich das Land der Mutigen?"
Besuch im Kunstatelier bei Edel Rodriguez. An den Wänden hängen politische Illustrationen und Zeichnungen. Edel kniet am Boden und breitet eine meterlange Papierrolle aus. Schwarze Tinte auf weißem Papier, auf dem Papierteppich ist ein Kämpfer des Islamischen Staates zu sehen.
Er trägt eine lange Kutte, lässig über die Schulter hängt eine Maschinenpistole. Der ISIS-Mensch ist gerade dabei ein Selfie aufzunehmen. Das Smartphone in den Händen, die Arme weit ausgestreckt. Mit auf dieses Selfie soll sein frisch enthauptetes Opfer – und da der ISIS-Soldat beim Selfie-fotografieren keine Hand frei hat, hat er den abgeschnittenen Kopf auf einem langen Stock aufgespießt.

Mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit

Ein grauenhafter Anblick, gemalt in sehr sauberen und fast schon zu schönem Street-Art Look:
"Diese Gewalt ist schwierig mit anzusehen. Doch es ist eine Idee und Ideen bringen niemanden um. Ich sehe meine Arbeit nicht als extrem. Für mich ist sie informierend und wohlüberlegt. Sie regt eine Diskussion an."
Was hält eine Demokratie aus, wofür steht sie und wann gerät sie in Gefahr? Das beschäftigt Edel Rodriguez, der 1971 in Kuba geboren wurde. Sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit entwickelte sich in seiner Kindheit:
"In meiner Familie in Kuba hieß es immer, psssst, das darf man nicht sagen. Statt den Namen Castro zu sagen haben sie sich ans Kinn gegriffen, was ein Zeichen für Castros langen Bart war. Ich war sieben oder acht Jahre damals als. Das Verhalten meiner Eltern hat mich beeinflusst. Als wir Kuba für die Vereinigten Staaten verließen, wollte ich die Wahrheit sagen. Meiner Stimme Gehör verschaffen. Das, was ich sage, bedeutet etwas."

Kubas Tradition der politischen Schablonenkunst

Kunst und Aktivismus haben auch in seinem Geburtsland Kuba Tradition, genauso wie die Schablonentechnik. Die Schablonen wurden damals geheim auf den Postweg verschickt. Politische Protestkunst konnte so mehrfach und überall reproduziert werden ohne Benutzung staatlicher Druckereien. Auch Edel arbeitet mit Schablone und Sprühdose – daraus macht er den Trump-Kopf. Der Präsident ohne Augen, mit weit geöffneten Mund. Die Farben an Trumps Haar und Kinn laufen herunter wie bei einem schmelzenden Eis. Der Präsident tobt vor Wut:
"Ich habe eine Schablone als Vorlage zum Download angeboten. Leute haben damit ihre eigenen Poster angefertigt. Plötzlich habe ich Bilder von Leuten bekommen, die meinten: Hey ich habe mir das für den Womens-March gebastelt.
Das Internet trifft hier auf das reale Leben. Normalerweise schauen wir uns im Netz Bilder nur an, lassen unseren Frust dabei raus und das war's. Jetzt werden diese Bilder plötzlich ausgedruckt und auf Demonstrationen mitgebracht."
Edel Rodriguez geht zu keinen Demos. Viel lieber ist er der Betrachter im Hintergrund, der das politischen Geschehen in einen visuellen Kontext stellt. Dass seine Kunst von der Resistance-Bewegung begeistert angenommen wird, stimmt ihn zuversichtlich:
"Ich glaube, dass dieses Land viel freundlicher ist, als was momentan passiert. Ich bin von wundervollen Leuten umgeben, tolle Amerikaner: Dieses Land hat mehr Empathie als die Leute in der neuen Regierung."

Mit mehreren Preisen ausgezeichnet

Die Arbeit von Edel Rodriguez wurde mit mehreren Awards ausgezeichnet. Seinen internationalen Durchbruch hat er den inzwischen legendären Donald Trump Illustrationen zu verdanken. Edel Rodriguez ist eher zufällig zum wichtigsten politischen Illustrator unserer Zeit geworden:
"Ich bin kein gewöhnlicher politischer Karikaturist. Ich sehe mich als Künstler, der plötzlich, in diese politische Welt hineingeraten ist. Ich habe den Leuten schon oft gesagt, dass ich gerne auch andere Arbeit machen würde. Doch jemand muss das machen. Könnte ich mit dem nächsten Magazin-Cover die neue Regierung und den Präsidenten erreichen? Und sie dadurch denken: 'Wow, so werden wir dargestellt, vielleicht sollten wir unsere Politik überdenken?'. Das würde ich mir sehr wünschen."
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