Edeka übernimmt Spar

Von Ernst Rommeney |
Man kann es europäisch sehen. Die deutsche Edeka wird in die Allianz der französischen ITM Entreprises und der spanischen Eroski aufgenommen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler bildet also mit Frankreichs Nummer 2 und Spaniens Nummer 3 unter den Einzelhändlern einen europäischen Kaufleuteverbund.
Denn sie kaufen für Tausende selbstständige Ladenbesitzer ein und diese kleinen Unternehmer sind gleichzeitig Anteilseigner ihrer Großhändler. Gemeinsam erwirtschaften sie einen Umsatz von 75 Milliarden Euro. Und mit diesem Gewicht, so kündigen sie freudig, aber auch drohend an, wollten sie künftig günstige Konditionen bei den Herstellern herausholen.

Edeka erwartet zudem, mehr seiner eigenen Produkte abzusetzen, nicht nur neue Märkte im Westen und Süden Europas zu erschließen, sondern auch ins osteuropäische Filialnetz des französischen Partners zu kommen. Schließlich machen die deutschen Konkurrenten Rewe und Metro vor, dass man im Ausland noch gute Erträge erwirtschaftet.
Denn man kann es auch national sehen. Hierzulande tobt ein beinharter Wettbewerb. Mögen für Edeka die Umsätze steigen, die Gewinne halten nicht mit. In einem solchen Klima rächen sich falsche Entscheidungen im Management sofort und bitter. Die Spar AG liefert dafür den Beleg. Sie war mit ihren Supermärkten nicht erfolgreich, schrieb seit 1998 Verluste und belastete ihre französische Mutter Entreprises erheblich.

Nun aber soll die Marke mit dem Tannensymbol saniert sein, versichern die neuen Eigentümer. Wenn dies zutrifft, dürfte es die Händler und Aktionäre von Spar freuen. Edeka also setzt an der Kostenseite an, will Einkauf und Logistik verbessern, zugleich sein Händlernetz ausbauen. Mit der Marke "Netto" bietet die Hamburger Gruppe auch den Discountern Lidl und Aldi Paroli.

Das klingt überzeugend, muss jedoch erst noch gelingen. Ihren französischen Freunden haben die Deutschen jedenfalls gleich zum Eintritt in den Club einen Gefallen getan.

Und regional. Wie kann man es in Stadt und Land sehen. Interessant ist, dass Edeka wie auch Rewe den selbstständigen Einzelhändler neu entdeckt hat. Sie bieten Existenzgründern, unter ihnen viele Frauen, eine Chance, auch mit kleineren Läden im Kiez. Weil die Selbstständigen sich mühen und dabei gute Ergebnisse erzielen.

Fraglich ist, ob sich das auch für die Hersteller lokaler Spezialitäten auszahlt, ja ob die mächtigen Einkäufer bereit sein werden, ihre Produkte zu listen. Einkaufsmacht wirkt auch brutal und ignorant. Nun geloben die Lebensmittelhändler Besserung. Sie nehmen sich vor, den Kunden mit Qualität zu überzeugen, hier mit Bioprodukten, dort mit einem Service für ältere Menschen.

Es reicht nicht, den Preiskampf zu beklagen und ihn weiter zutreiben, oder sich über das Kaufverhalten treu- und geschmackloser Verbraucher zu mokieren. Die Filialisten müssen schon deutlich machen, wofür ihr Name, ihre Marke steht. Die Höhe des Umsatzes allein begeistert niemanden.