Wenn Philipp Glass auf eine wilde Schulklasse trifft
1984 wurde die Oper uraufgeführt: Minimal-Music-Komponist Philip Glass schrieb "Echnaton" über den Pharao, der als Aufklärer in die ägyptische Geschichte eingegangen ist. Am Sonntagabend hat die Oper Bonn das Werk in ein neues - aber nicht gelungenes - szenisches Licht gerückt.
In seiner Oper "Echnaton" erzähle Komponist Glass ja eigentlich keine Geschichte, so Kritikerin Ulrike Gondorf, er zeige eher Bilder davon, wie der Pharao das Bekenntnis zu seinem neuen Gott ablege, wie er einen neuen Tempel, eine neue Stadt baue, wie es schließlich Widerstand gegen diese Neuerungen gäbe und man zum Schluss zum Alten zurückkehre.
Träumendes Schulmädchen lässt das alte Ägypten entstehen
Regisseurin Laura Scozzi habe bei ihrer Inszenierung eine seltsame Ausgangsidee, so Gondorf: Alles fange in einer Schulklasse an. Das Bonner Publikum bekomme am Anfang eine Power-Point-Präsentation, die den Schülern dieser Klasse zugedacht sei, worin die Geschichten über Echnaton zusammengefasst würden. Die Schüler interessiere das alles aber nicht, sie möchten lieber mit ihren Handys spielen.
Es gebe aber ein Mädchen, das sich faszinieren lasse und in die Geschichte eintauche. Damit sei dann die Welt des Echnaton, das Alte Ägypten, plötzlich anwesend auf der Bühne.
Szenische und musikalische Ebene vertragen sich nicht
Den so typischen Philip-Glass-Minimal-Music-Sog zu erzeugen, ist den Musikern um Dirigent Stephan Zilias mit Einschränkungen gelungen, urteilt Gondorf. Das liege am Zusammenspiel der musikalischen und szenischen Ebene: "Weil das sich eigentlich doch sehr stark im Weg gestanden hat."
Der Glass'sche Zugang sei ja schon mit der Besetzung eines Countertenors (den es hier zwar auch gebe), ein meditativer, abgehobener, fast jenseitiger: "Aber Laura Scozzi mit ihrer wilden Schulklasse, die wilde Verfolgungsjagden im Klassenzimmer anrichtet oder das Mobiliar schrottet, das verträgt sich einfach gar nicht mit diesen Klangwelten".
Terroristischer Anschlag einer Radikalisierten
Hinzu käme eine zweite misslungene inszenatorische Idee, die von dem Gedanken ausgehe, dass Echnaton den Monotheismus habe einführen wollen, und darin münde, dass die Gewalt in der Religion thematisiert würde: "Das Ganze endet mit einem terroristischen Anschlag. Dieses Mädchen, das sich immer weiter radikalisiert (...) die sprengt sich in die Luft."
Das alles sei doch sehr schwer mit der Geschichte Echnatons zusammenzubringen und es stehe einem immer wieder im Weg, wenn man versuche sich auf diese Musik einzulassen, urteilt Gondorf.
Insgesamt habe ihr der Chor am meisten gefallen, Stephan Zilias und das Orchester gingen das Stück eher von der schweren Seite an und entgingen damit nicht immer der Gefahr, dass das Ganze bei zweieinhalb Stunden Spieldauer einem ein bisschen lang vorkomme, sagt Gondorf abschließend.