Ecclestone-Prozess

"Ein Urteil fällt Sparzwängen zum Opfer"

Der Formel-1-Chef Bernie Ecclestone steht am 05.08.2014 in München (Bayern) im Landgericht München I vor Prozessbeginn im Verhandlungssaal.
Das Münchener Landgericht hat den Prozess gegen Formel-1-Boss Ecclestone eingestellt. © dpa / Peter Kneffel
Moderation: Burkhard Birke und Thorsten Jabs · 05.08.2014
Gegen eine Zahlung von 100 Millionen Dollar wird der Schmiergeld-Prozess gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone eingestellt. Die Journalistin Ingrid Müller-Münch findet das "unanständig" und fordert eine Neuregelung von Deals vor Gericht.
Der Zorn über die Entscheidung sei "verständlich", sagt Müller-Münch. "Es kann nicht sein, dass der Gerichtssaal zum Basar wird und derjenige, der besonders viel Kohle hat und besonders viel Geld, sich dann freikauft."
Gerade die Ecclestone-Geschichte zeige sehr gut, dass Recht und Gerechtigkeit "zwei Paar Schuhe" seien, so die langjährige Gerichtsreporterin.
"Derjenige, der bestochen wurde, nämlich Gerhard Gribkowsky, der sitzt für achteinhalb Jahre im Gefängnis. Aber der Bestecher, derjenige, der die 44 Millionen Dollar gezahlt hat und ihn geschmiert haben soll, sag ich jetzt mal, weil es gibt ja kein Urteil darüber - der kam heute gegen die Auflage von 100 Millionen Dollar frei."
Die Ursachen für solche Deals sieht Müller-Münch in Sparzwängen und einer unterbesetzten Justiz. Früher habe am Ende eines Strafprozesses ein Urteil gestanden.
"In diesem Fall sieht man mal wieder, dass es darum gar nicht mehr geht. Es geht gar nicht mehr um das Herausfinden der Wahrheit, sondern es geht darum, Verfahren abzukürzen, der Justiz Zeit zu sparen. Man kann fast sagen: Ein Urteil fällt Sparzwängen zum Opfer."
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