Ebola-Bekämpfung

"Wir sind in Liberia die Feuerwehr"

Mario Di Gennaro, Inga Hennig-Finke, Rainer Haak
Mario Di Gennaro (links), Inga Hennig-Finke und Rainer Haak vor dem Abflug in Berlin-Tegel © Foto: Claudia van Laak
Von Claudia van Laak · 07.11.2014
Heute haben sich die ersten zehn deutschen Helfer auf den Weg nach Monrovia, der Hauptstadt Liberias, gemacht. Dort bauen sie mit der Weltgesundheitsorganisation ein Ebola-Spezialkrankenhaus auf.
Flug SN 2580 nach Brüssel, dann weiter nach Monrovia. Vor dem Check-in-Schalter ein Gepäckberg: riesige Rucksäcke, Aluminiumkisten. Ein Tropenmediziner, Krankenschwestern und -pfleger, Logistiker und Techniker auf dem Weg ins Ebola-Gebiet.
Oberfeldarzt Hinrich Sudek, Leiter des Fachbereichs Tropenmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg:
"Unsere Aufgabe wird sein, die jetzt noch im Bau befindliche Behandlungseinheit zu begleiten bis zu ihrer Fertigstellung. Gleichzeitig muss lokales Personal angeworben und ausgesucht werden. Dann muss diese Einheit ausgestattet werden und dann wird man sehr vorsichtig nach einigen Tagen Übung und Simulation Patienten aufnehmen."
Der Tropenmediziner teilt die Kritik von "Ärzte ohne Grenzen". Europa habe zu lange weggeschaut und die Katastrophe negiert:
"Ganz klar ist von allen Seiten in Europa viel zu spät reagiert worden. Dass das zu nichts Schlimmerem geführt hat, ist ein großes Glück. Und der Aufwand, der jetzt ganz groß betrieben wird, ist sicher notwendig."
Gemeinsam mit Oberfeldarzt Sudek fliegen Mario Di Gennaro und Rainer Haak ins Ebola-Gebiet, normalerweise arbeiten die beiden als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz:
"Meine Verantwortung ist letztendlich zu schauen, dass die Hygienemaßnahmen vorhanden sind, funktionieren, eingehalten werden, gegebenenfalls Schulung. Im Moment sind wir das Aufbauteam.
Ich mach Logistik, werde dafür verantwortlich sein, dass die Lager gefüllt sich, dass man Material nachbestellen kann, ich werde Kontakt zu den örtlichen Behörden halten und so weiter."
Respekt ja, Angst nein
Nigeria, Haiti – für die beiden Rot-Kreuz-Mitarbeiter ist es nicht der erste Auslandseinsatz. Monrovia ist allerdings etwas Besonderes:
"Ich habe Respekt vor dem Ganzen, Angst habe ich keine, und das Risiko lässt sich gegen Null drücken. Abstand halten, Hände waschen, einfach auf die Hygiene achten.
Für mich, die Gefahr der Ansteckung, wird auch von den Tropenmedizinern gesagt, ist sehr gering. Wir sind geschult worden."
Lob für ihren Einsatz gab es von Freunden und Bekannten, allerdings auch negative Reaktionen – Inga Hennig-Finke, Krankenschwester:
"Klar gab es auch die eine oder andere skeptische Stimme, die gesagt hat: Warum machst du das? Bist du verrückt? Aber dann hat man einfach ein Gespräch geführt und das alles noch erklärt."
Nüchtern und pragmatisch wirken die Helfer kurz vor ihrem Einsatz. Weder spielen sie sich als Helden auf noch verbreiten sie Hysterie:
"Wenn's brennt, geht die Feuerwehr hin, und wir sind in Liberia die Feuerwehr, die dahin geht, damit die Epidemie nicht noch weiter und größer wird."
Die Bundesregierung hat den freiwilligen Helfern zugesichert, dass ihnen im Krankheitsfall umfassend geholfen wird, auch der Rücktransport sei gesichert. Der Einsatz der Ärzte, Krankenpfleger und Techniker ist auf vier bis sechs Wochen beschränkt – die Arbeit ist so anstrengend, dass man ihnen einen längeren Aufenthalt nicht zumuten will.
Das Deutsche Rote Kreuz sucht weiter nach Freiwilligen für das westafrikanische Ebola-Gebiet. Ärzte werden besonders dringend gebraucht.
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