"Easy Virtue – Eine unmoralische Ehefrau"

23.06.2010
Man kann in dieser nostalgisch inszenierten Komödie nach dem 1925 von Noel Coward geschriebenen Boulevardstück die trocken-humorigen Dialogpointen genießen oder die exquisite Besetzung bewundern, man kann in der erlesenen Ausstattung – das Stück spielt fast ausschließlich auf einem englischen Adelssitz – schwelgen oder sich über den dubiosen Butler amüsieren, ganz zu schweigen von den als Runnig Gag eingesetzten Gärtnern und dem weißen Hündchen... das alles bietet der Film, der als romantische Komödie beworben wird, und doch mehr.
Es sind die auslaufenden 20er-Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, der alles verändert und im Schloß der Adelsfamilie Whittacker eigentlich nur traurige Gestalten zurückgelassen hat. Der zum Zyniker gewordene Weltkriegssoldat Mr. Whittacker (Colin Firth) lebt mit seiner tief enttäuschten Gattin (Kristin Scott Thomas), der er weder ihre verlorene Jugend zurückgeben, noch ihre Erwartungen an den endlich zurück gekehrten Ehemann erfüllen kann. Ihre beiden Töchter versauern in der Einsamkeit und so wartet alles sehnsüchtig auf die Heimkehr des verlorenen Sohnes.

Doch John (Ben Barnes) kommt nicht, um seine Stellung als zukünftiger Schlossherr anzutreten, sondern um mit seiner jungen Frau Anstands halber ein paar Tage bei der Familie zu verbringen. Als gewonnen hat, verkörpert Larita (Jessica Biel) die Zukunft an sich und aus diesem Konflikt entwickelt der Film seine Schlachten. Erbittert bekämpft die Schloßherrin diese junge Versuchung. Neid erfüllt spinnen die Schwestern ihre Intrigen, sehnsüchtig entsteht die Zuneigung des Schloßherren. Am traurigsten aber ist die auch seelische Rückkehr des verlorenen Sohnes in das gemachte Nest.

Mit fein ziselierten Dialogen und fröhlich-boshaften Attacken der jungen Frau nimmt eine Komödie ihren Lauf, die eigentlich ein Trauerspiel ist, denn was die Whittackers auch unternehmen, der Zug der Zeit ist nicht mehr aufzuhalten.

So hat der Film ein sehr überraschendes, doch im Zug dieser Zeit liegendes Happy End. Alles untermalt von einem stimmungsvollen, extra für den Film von einem Orchester eingespielten Potpourri zeitgenössischer Hits aus den 20er-und 30er-Jahren, die als als kleines extra von den Darstellern Jessica Biel, Ben Barnes und Colin Firth auch gesungen werden.

Großbritannien/Kanada 2008, Regie: Stephan Elliott, Hauptdarsteller: Jessica
Biel, Ben Barnes, Colin Firth, Kristin Scott Thomas, Länge: 97 Minuten, ab sechs Jahren


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