East Pride in Berlin

Gemeinsamer Kampf mit Osteuropa

08:00 Minuten
Die Berliner East Pride-Demonstration zum Christopher Street Day ist am 26.06.2021 mit einem Gottesdienst in der evangelischen Gethsemanekirche eingelaeutet worden. Auf dem Foto zu sehen sind die Pfarrerin Almuth Bellmann Gethsemane, 1. v.li. Bettina Dziggel 2.v.l. Schauspielerin und in der DDR Mitbegruenderin des Arbeitskreises Homosexuelle Selbsthilfe - Lesben in der Kirche Wolfgang Beyer 4.v.l., Mitorganisator East-Pride Anette Detering, 5.v.l. war nach der Wende Gruenen-Politikerin, engagierte sich in der DDR in kirchlichen und nichtkirchlichen Friedensgruppen Staeblein 2.v.r.. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein war auch dabei.
Start zum East Pride: Die Gethsemanekirche in Berlin war ein Anlaufpunkt für DDR-Oppositionelle und auch für Lesben- und Schwulengruppen. Mit Regenbogenfahne: Anette Detering. © Imago / epd / Jürgen Blume
Anette Detering im Gespräch mit Dieter Kassel |
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31 Jahre nach der Wende wird erstmals der East Pride gefeiert. Über die Lesben- und Schwulenbewegung der DDR ist bisher wenig bekannt. Mitorganisatorin Anette Detering erinnert an die Rolle der Kirche und blickt auf Osteuropa.
Zum Christopher Street Day (CSD) demonstrieren an diesem Samstag Tausende Menschen in Berlin für die Rechte von Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten. Teil dessen ist auch der East Pride, der zum ersten Mal stattfindet – 31 Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR.
Dort sei eine Demonstration "nicht denkbar" gewesen, sagt Anette Detering, eine der Organisatorinnen. Aber Lesben und Schwule hätten schon seit den Siebzigerjahren "in immer neuen Wellen" versucht, sich Räume zu erkämpfen.
"Mit der Argumentation", so Detering, "dass der Sozialismus, den es ja offiziell geben würde, doch nicht unbedingt homosexuellenfeindlich sein sollte." Allerdings habe die SED-Diktatur keine "unabhängigen und selbstbestimmten Räume" zugelassen.

Die evangelische Kirche in der DDR half

Ein Teil der evangelischen Kirche in der DDR habe seit Anfang der Achtzigerjahre kritische Menschen unterstützt. So hätten auch Homosexuelle im Zusammenhang mit der Friedens- und Menschenrechtsbewegung Gruppen gründen können.
Auf diese Weise entstand von Leipzig über Berlin ein Netzwerk im ganzen Land. Doch in den Erzählungen über die DDR-Revolution komme dieses Thema kaum vor.

Blick nach Osteuropa

Der East Pride sei allerdings nicht nur auf Ostdeutschland und Geschichtsaufarbeitung gerichtet. Es gehe auch um den "gemeinsamen Kampf mit Osteuropa", betont Detering.
Zur schwierigen Lage der LGBTQI-Community in osteuropäischen Ländern sagt die frühere Grünen-Abgeordnete des Berliner Abgeordnetenhauses:
"Lasst uns an die eigene Nase fassen, genauer gucken, was auch in Deutschland wieder an Rollback da ist. Die Gesellschaften müssen Kämpfe durchkämpfen – das trifft ja auch auf die Ex-DDR zu –, die in den westlichen Ländern vielleicht schon seit der 68er- Zeit durchgekämpft worden sind."

Es geht nur gemeinsam

Polen beispielsweise erlebe sie als ein geteiltes Land. Der "nicht homophobe Teil" dort kämpfe ausgesprochen stark für eine Verbesserung in dem Land.
"Unser Ansatz ist, dass wir kooperieren wollen", sagt Detering. "Wir müssen gemeinsam den Kampf durchkämpfen."
(bth)
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