Earth Hour

Licht aus fürs Klima - nützt das etwas?

05:58 Minuten
Ein Mann läuft in der Dunkelheit über den Roten Platz in Moskau, auf dem wegen der "Earth Hour" die Lichter ausgeschaltet sind.
Auch auf dem Roten Platz in Moskau gingen zur "Earth Hour" 2020 die Lichter aus. © imago images / Xinhua / Evgeny Sinitsyn
Sebastian Puschner im Gespräch mit Axel Rahmlow · 27.03.2021
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Die "Earth Hour", zu der überall auf der Welt für eine Stunde die Lichter ausgehen sollen, schafft Aufmerksamkeit fürs Klima. Der Journalist Sebastian Puschner findet das gut. Doch er sieht in solchen symbolischen Aktionen auch Gefahren.
Ein Zeichen für den Klimaschutz: Im Rahmen der "Earth Hour" sollen am Samstag um 20.30 Uhr die Lichter für eine Stunde ausgehen, an Wahrzeichen wie dem Brandenburger Tor, dem Kölner Dom oder am Big Ben - und in Privathaushalten. Bei dieser Aktion des WWF macht auch der Journalist Sebastian Puschner mit, wenngleich er sie nicht restlos gutheißt:
Zwar sei erstmal alles gut, was Aufmerksamkeit für das Klima und die Politik schaffe, sagt der Redakteur der Wochenzeitung "Freitag" mit Blick etwa auf die im Netz kursierende Aufforderung, Selfies von sich beim Lichtausschalten zu posten.
"Aber es suggeriert auch so eine Art von individueller Verantwortung und Handlungsfähigkeit, die Gefahr läuft, ein bisschen von den strukturellen und politischen Erfordernissen abzulenken, glaube ich."
Als Beispiel nennt Puschner die Energiepolitik: So habe es gerade in Ostdeutschland eine prosperierende Solarindustrie gegeben, die dann aber durch "Regierungspolitik, maßgeblich der Minister Altmaier und Rösler damals total abgewürgt wurde".
Inzwischen wollten zwar in Sachsen und Sachsen-Anhalt Unternehmen die Solarindustrie wieder in Gang bringen. "Die sagen aber allesamt: Wir versuchen das jetzt hier, aber von der Politik fehlt uns total die Rahmengebung, fehlen uns Initiativen. Sie sagen: Wenn ihr zum Beispiel die Wundertechnologie Wasserstoff nutzen wollt, dann brauchen wir dafür jede Menge sauberen Strom", so Puschner. "Und dafür muss politisch was passieren. Das liegt eben nicht in der Verantwortung eines einzelnen Individuellen, der abends sein Licht ausschaltet."
(uko)

Der Journalist Sebastian Puschner studierte Politik-, Verwaltungswissenschaften und Philosophie in Potsdam und ließ sich anschließend an der Deutschen Journalistenschule in München zum Redakteur ausbilden. Zunächst arbeitete er bei der "taz", 2014 wechselte Puschner zu "Der Freitag". Seit 2017 ist er dort verantwortlich für Politik und Wirtschaft, seit März 2020 stellvertretender Chefredakteur.

Unsere komplette Sendung mit Sebastian Puschner hören Sie hier:
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