E-Roller

"Viele Unfälle passieren nachts"

06:33 Minuten
Menschen auf E-Scootern fahren in der Nacht durch eine Straße in der Düsseldorfer Altstadt. Auch Autos sind auf der Straße unterwegs.
E-Roller unterwegs in Düsseldorf: Gerade nachts, wenn der öffentliche Nahverkehr ausgedünnt ist, legt mancher gern Wege mit dem E-Scooter zurück. © picture alliance/dpa | Henning Kaiser
Axel Flemming im Gespräch mit Julius Stucke · 12.07.2021
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E-Roller stehen oft mitten im Weg, ihre Nutzer sind nicht immer rücksichtsvoll im Straßenverkehr. Für die Probleme werden derzeit verschiedene Lösungen erprobt: von nächtlichen Fahrverboten bis zu Belohnungen für gutes Verhalten.
Der Straßenverkehr ist in vielen deutschen Städten sowieso schon dicht. Seitdem auch noch E-Scooter auf den Straßen unterwegs sind oder auf den Bürgersteigen herumstehen, sind viele Menschen von den Leihrollern genervt.

Draufgängertum ohne Unrechtsbewusstsein

Der Journalist Axel Flemming hat zu Problemen mit den E-Scootern recherchiert – und selbst gerade erst beobachtet, dass sich zumindest mancher Rollerfahrer rücksichtslos verhält: An einer Kreuzung in Berlin-Kreuzberg seien zwei Personen gemeinsam auf einem Roller auf dem Radweg unterwegs gewesen und zudem bei Rot über die Ampel gefahren. "Unrechtsbewusstsein: null", sagt Flemming. Stattdessen hätten sich die beiden Scooter-Fahrer noch über den abbiegenden Autofahrer empört, der ihretwegen bremsen musste.
Dabei gelte die Straßenverkehrsordnung auch für Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer. Wie alle anderen hätten auch sie sich so zu verhalten, "dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr als nach dem Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird", erklärt Flemming, ergänzt aber auch: "Die große Masse, die hält sich ja eigentlich auch an die Regeln."

Feste Parkzonen oder Free Floating?

Gegen das Ärgernis, dass die E-Roller überall herumstehen, würden einige Kommunen bereits auf feste Parkzonen setzen, nämlich Berlin, München und Stuttgart, so der Journalist. Allerdings parken auch in diesen Städten die Roller noch an anderen Orten. Die Anbieter der Leihroller wiederum wollten von dem bisherigen "Free-Floating"-Modell nicht lassen. Denn ihre Kundinnen und Kunden seien zu bequem dafür, von festen Parkzonen aus eventuell noch weiter zum Ziel laufen zu müssen.
Auch über ein Nachtfahrverbot für E-Roller wird bereits diskutiert. "Die Branche selbst räumt ein: Viele Unfälle passieren nachts, meist in Verbindung mit Alkohol", berichtet Flemming. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach den Rollern nachts besonders groß. "Und wir wissen: Der öffentliche Personennahverkehr ist da auch schlechter getaktet als tagsüber."

Belohnungen statt Verbote

Ein weiteres Problem mit den Rollern: Mitunter werden sie ins Wasser geworfen. Das sei sehr schlecht für die Umwelt, erklärt Flemming. Denn die Akkus setzten giftige Chemikalien frei. Die Unternehmen, die die Leihroller anbieten, gingen allerdings davon aus, dass die Roller nicht von ihren Kundinnen und Kunden ins Wasser gestoßen würden, sondern von Dritten.
Ein alternativer Ansatz zu Verboten, um Probleme mit den Rollern in den Griff zu bekommen, sind Belohnungen für gutes Verhalten: Flemming erzählt, dass es in Polen bereits einen Bonus für Menschen gebe, die ihre E-Scooter auf ausgewiesenen Parkflächen abstellen. Das Prinzip mache sich zutiefst menschliche Verhaltensweisen zu eigen, sagt auch der Ethnologe Wolfgang Kaschuba im Deutschlandfunk Kultur [AUDIO] : Er schlägt vor, E-Scooter-Sammler, die die Fahrzeuge ordentlich parken, dafür finanziell mit einer Art Pfand zu belohnen, so wie auch Flaschensammler aus diesem Grund Pfandflaschen zurück brächten.
(jfr)
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