Durch die Stadt getanzt

Von Elisabeth Nehring · 25.08.2012
Tanz in allen Variationen, Produktionen aus der Hauptstadt, von bekannten und weniger bekannten Künstlern, das gab es bei der TanzNacht im Rahmen des Internationalen Tanzfestivals "Tanz im August" in Berlin zu sehen. Doch die Zukunft des Festivals in ungewiss.
Tanz steht in Berlin hoch im Kurs; das Internationale Tanzfestival "Tanz im August" beging seine 24. Ausgabe und am letzten Wochenende fand parallel die biennal veranstaltete TanzNacht Berlin in den Uferstudios statt. Letztere präsentierte dem Berliner, aber auch einem internationalen Publikum, Tanzproduktionen aus der Hauptstadt und erlebte am Samstag ihren Höhepunkt. Es war ein voller, großartiger Tag mit vielen verschiedenen Veranstaltungen und Formaten, der bereits Mittags mit dem Schülerprojekt "Ufer Outside" begann, in dem Grundschüler die Gegend um die Uferstudios im Wedding durch Bewegung und Tanz erkundeten und schließlich in einen Marathon an Performances, Gruppenstücken, Studentenarbeiten, Dance-Battles, Gesprächen und Premieren mündete.

Der junge Felix M. Ott zeigte die Uraufführung von "Odyseey Complex", inspiriert von Homers Odysee - eine Arbeit, in der Banales und Poetisches, Täuschung und Authentisches, Live-Performance und Film überraschende Allianzen eingehen und einander unerwartet abwechseln. Aus einer etwas holprigen Lecture-Demonstration von Felix M. Ott entsteht - ganz plötzlich - eine dramatische Szenerie, in der er als junger Held auf einem Schiff gegen Wind und Wellen kämpft. Poetisch und spannend ist es zu sehen, wie dieser junge Choreograph mit wenigen, effizient eingesetzten Bühnenmitteln ganze dramatische Szenerien entwirft - sowohl auf der Bühne als auch im Film -, hinterher wieder verwirft und ins Alltägliche, Banale zurückkehrt!

"Odyseey Complex" erinnert - trotz einiger Längen und Holprigkeiten - schon fast an die besten Arbeiten des kanadischen Regisseurs Robert Lepage. Dass jener dem jungen Choreographen Felix M. Ott allerdings gar nicht als Inspiration diente, konnte, wer wollte, hinterher in den Sommer.Talks erfahren - einem 10-stündigen Gesprächsmarathon, dessen gedankenreicher, aber unprätentiöser Rahmen zum Gedankenaustausch lud - womit die einzelnen Formate der TanzNacht Berlin dieses Mal klug und fruchtbar ineinander griffen.

Noch immer ungelöst ist die Frage nach der Zukunft des Internationalen Tanzfestivals Tanz im August. Das Hebbel am Ufer, neben der Tanzwerkstatt, Hauptveranstalter des Festivals, bekommt mit Annemie Vanackere eine neue Leitung. Gerungen wird derzeit über die Entscheidung, welcher Träger zukünftig Tanz im August zu verantworten haben soll - denn beide Veranstalter gemeinsam sollen es, mindestens darin sind sich alle einig, nicht mehr sein. Eine kulturpolitische Grundsatzfrage, in der alle Varianten Vor- und Nachteile haben. Viel wichtiger aber als diese während der Festival-Wochen geradezu zur K-Frage stilisierte Diskussion aber ist der Ruf nach einer von allen sonstigen Theaterinteressen unabhängigen Leitung - und vor allem der Forderung nach langfristigerer Planungssicherheit. Es kann nicht angehen, dass, wie bisher, Kuratoren erst neun Monate vor dem Start des Festivals endgültige Finanzierungszusagen bekommen. An diesem Punkt tut schnelle Änderung am dringendsten Not.