Düsseldorf erklärt sich zur Kunststadt

Von Ute May |
Düsseldorf will seinen Platz in der Kunstwelt festigen und deshalb alle vier Jahre mit einer Quadriennale punkten. Dabei sollen vorhandene Pläne thematisch gebündelt werden. 2006 soll es mit einem Ausstellungsmarathon zum Thema "Inszenierte Körper" losgehen.
Der Ort hätte prominenter nicht sein können, den der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin zur Präsentation der Kunst-Quadriennale Düsseldorf gewählt hat. Vor fachkundigem Publikum aus aller Welt, das zur Biennale nach Venedig gereist ist, stellte er die Pläne vor, mit denen Düsseldorf ab 2006 alle vier Jahre in Sachen Kunst punkten will.

"Der wichtigste Bereich, wo wir ganz vorne sind, ist die bildende Kunst. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir mit der Quadriennale versuchen wollen, großartige Ausstellungen in Düsseldorf zu konzentrieren. "

Oberbürgermeister Erwin geht es nicht um ein Mehr, sondern um eine thematische Bündelung vorhandener Pläne. Bei der Aussicht auf einen Extra-Etat von stolzen 5 Millionen Euro pro Quadriennale aus der Stadtkasse waren die angefragten Museumsleute allzu gern bereit, ihre Pläne für das kommende Jahr entscheidend zu ergänzen und die vorgesehenen Ausstellungs-Programme unter dem neuen Markenzeichen zu versammeln. Sprecher der Museumschefinnen und -chefs ist Werner Lippert, der nicht nur das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft leitet, sondern auch als Marketing-Profi einen exzellenten Ruf hat.

"Es gab einige Ausstellungen, über die man geredet hat wie z.B. Caravaggio und Bacon, die ja inhaltlich ganz hervorragend zusammen passen. Und dann sind Bruce Nauman im NRW-Forum oder Theresa Magolles im Kunstverein dazugekommen, die gezielt dieses Programm abrunden."

Düsseldorf wird auch ohne die organisatorische Konstruktion einer Quadriennale jahraus, jahrein 12 Monate im Jahr als Kunststadt im internationalen Kontext wahrgenommen. Die Kunstsammlung NRW gilt im weltweiten Ranking als Spitzeninstitut. In ihrer Abteilung K 20 zeigt sie die Kunst des 20. Jahrhunderts und seit drei Jahren im K 21 im ehemaligen Ständehaus das, was die Kunst des 21. Jahrhunderts ausmachen kann.

Prof. Amin Zweite weiß als Direktor der Landesgalerie
"... was die einzelnen Häuser dann wirklich aufbieten können. Das können wir nicht aus eigener Kraft. Dafür brauchen wir eine gewisse Struktur, die das auffängt und finanzielle Ressourcen. ... Und weil es eine Unmenge an Ausstellungen gibt, wird auch der Besuch nicht ständig steigen."

Insofern ist die Planung einer alle vier Jahre stattfindenden Kunstschau unter einem gemeinsamen und verbindenden Thema der richtige Ansatz – besonders in einer Stadt wie Düsseldorf. Hier gibt es nicht nur eine tief verwurzelte Kunsttradition, sondern mit Kunstakademie und namhaften Museen auch die institutionellen Voraussetzungen, um solch ein ehrgeiziges Projekt, wie es eine Quadriennale mit internationalen Anspruch ist, erfolgreich durchsetzen zu können.

Gleich zu Beginn der 1. Quadriennale Düsseldorf wird nach Worten von Werner Lippert

"... im Frühjahr mit Zone Zero im MKP gezeigt ... Zero ist eine Düsseldorfer Kunstbewegung mit Wurzeln in Frankreich und Italien und sie hat Auswirkungen bis Japan und USA. Und das wird zum ersten Mal in dieser Ausstellung gezeigt."

Es charakterisiert zugleich den Anspruch dieser und aller kommenden Quadriennalen, dass der Blick weit über Düsseldorf hinaus geweitet werden soll und muss.

Den zweiten Schwerpunkt bildet der so genannte Akademiesommer. Gegenüber der neuen Akademie-Galerie im Herzen der Altstadt direkt am Rhein stellt die Kunstakademie ihre bildhauernden Professoren aus.

" In einem Pavillon, der auf dem Burgplatz aufgestellt wird durch Axel Schulte, der Professor an der Kunstakademie ist und bekannt durch das Bundeskanzleramt, das er entworfen hat."

Der Höhepunkt der 1. Quadriennale in Düsseldorf steht unter dem Thema "inszenierte Körper". Mehrere Museen organisieren Projekte rund um den menschlichen Körper von dem italienischen Barockmaler Caravaggio bis zu dem Engländer Francis Bacon, der im 20. Jahrhundert die Verwundbarkeit des menschlichen Körpers schonungslos dargelegt hat.

Gemeinsam mit Video-Arbeiten von Bruce Naumann und Installationen der Mexikanerin Teresa Margolles bilden diese vier Ausstellungen eine Übersicht von Kunst rund um den Menschen, wie sie bisher noch nie gezeigt worden ist.

Ein solcher roter Faden ist aus Sicht von Armin Zweite, dem Direktor der Kunstsammlung NRW, ein besonderer Besuchermagnet, weil

"... alle diese Ausstellungen nicht irgendwas zeigen, sondern auf eine bestimmte Problematik hinweisen und das in verschieden Facetten darstellen, historisch und aktuell. "

Der Anlass für die Planung dieses hochfliegenden Projekts, für das es weltweit keine vergleichbaren Vorbilder gibt, war die kritische Nachbearbeitung der verpatzten Olympia-Bewerbung von Düsseldorf und dem Ruhrgebiet. Hinzu kam die Überlegung, wie sich Düsseldorf nach der möglichen Wahl der Nachbarstadt Essen zur europäischen Kulturhauptstadt 2010 als eigenständiger Kulturstandort optimal positionieren kann.

Was für Armin Zweite und seine Museumskolleginnen und –kollegen von der Quadriennale ausgehen muss,

" das ist der Synergieeffekt, von dem wir und hoffen, dass da noch einmal ein neuer Impuls kommt, der über das Rheinland, über das Land hinaus, ja über Europa und darüber hinaus wahrgenommen wird. "

Deswegen war Venedig der richtige Ort, um auf die 1.Düsseldorf Quadriennale im nächsten Jahr aufmerksam zu machen.