Düpierte Seemächte?
Bei der Sicherung der See- und Handelswege kennt selbst die FDP kein Pardon: Ist man bei den Liberalen sonst auf eine enge Auslegung von Militärmandaten bedacht, so ist man beim Einsatz der Bundesmarine am Horn von Afrika großzügig gestimmt.
Selbstverständlich soll man nicht nur auf die Angriffe von Piraten reagieren, sondern auch aktiv gegen sie vorgehen. Die Politik hat begriffen, dass sie von den somalischen Piraten vorgeführt wird, wenn mit Elektronik und Waffen vollgestopfte Fregatten nicht in der Lage sind, das sich explosionsartig ausbreitende Kaperwesen an der ostafrikanischen Küste zu beenden.
Und vor allem: Das somalische Beispiel könnte Schule machen, und das wäre dann tatsächlich eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Es muss freilich schon überraschen, dass es unter den Bedingungen einer luft- und weltraumgestützten Überwachung zu einer Renaissance des Piratenwesens kommen konnte. Als man Piraten noch mit dem Fernglas aufspüren musste und nur mit Schiffen verfolgen konnte – da war es plausibel, dass sie in einem Gewirr von Inseln verschwinden und sich dem Zugriff der Verfolger entziehen konnten.
Das ist in einer Zeit der Seeüberwachung mit Flugzeugen und Satelliten nicht mehr möglich. Während Partisanen die Möglichkeit haben, im Dschungel unterzutauchen oder sich in die Berge zurückzuziehen, gibt es solche natürlichen Refugien zur See nicht. Lange Zeit ist man deswegen davon ausgegangen, dass es sich bei der Piraterie am Horn von Afrika um ein küstennahes Phänomen handele, das man durch die Verlagerung der Seefahrtsrouten eindämmen könne. Das war ein Irrtum. Inzwischen sind die Piraten weit im Indischen Ozean aktiv und tauchen in Seegebieten auf, wo man zu Beginn der Aktion niemals mit ihnen gerechnet hätte.
Offenkundig haben die Piraten von den ihnen taktisch verwandten Partisanen gelernt: Effektiver noch als Dschungel und Gebirge ist nämlich die Zivilbevölkerung für sie Schutz und Deckung. Also haben sich die Piraten den Fischern angeglichen. Die Anfänge der somalischen Piraterie gehen zurück auf jene Zeiten, als parallel zum Staatszerfall in Somalia europäische Trawler immer tiefer in die fischreichen Küstengewässer Somalias vorstießen und zu einer übermächtigen Konkurrenz der einheimischen Fischerei wurden. Diese erwehrte sich der Eindringlinge mit Gewalt.
Als sich das als lukrativ erwies, wurde aus dem gewaltsamen Schutz der eigenen Fischerei das Piratenwesen. Dabei kam es zu einer „Schutzumkehr“: Jetzt nämlich tauchen die Piraten aus dem Schutz von Fischtrawlern auf und verschwinden auf ihnen auch wieder, wenn ihr Angriff fehlgeschlagen ist. Wenn sie jedoch Erfolg haben, schützt sie ihre Beute: in der Gestalt von Geiseln oder als Schiffsladung, das heißt als Risiko einer Umweltkatastrophe bei der gewaltsamen Rückeroberung des Schiffs. Darauf haben die Piratenbekämpfer bislang keine Antwort gefunden. Der Schusswaffengebrauch amerikanischer Einsatzkräfte war ein einmaliger Vorgang und ist nicht geeignet, zum Modell der Piratenbekämpfung zu werden.
Aber vielleicht lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Piraterie: Auch die Freibeuter des 17. und 18. Jahrhunderts waren keine Robin Hoods, die ihre Beute selbst verzehrten oder an die Armen und Bedürftigen verteilten. Sie verkauften sie, um an Geld und Gold zu kommen. Dazu brauchten sie Verbindungsleute und Hintermänner, bei denen ein Gutteil hängenblieb. Die Pirateriebekämpfung war dann am erfolgreichsten, wenn sie sich auf diese Verbindungsnetze konzentrierte.
Das Seegefecht und die spektakulären Hinrichtungen von Piraten waren eher die Schauseite; der eigentliche Kampf ging um die Unterbrechung wirtschaftlicher Kanäle. Vielleicht sollte man sich stärker auf ihn konzentrieren, zumindest ihn als Unterstützung der maritimen Operationen ausweiten. Freilich wird er unspektakulär geführt, wenn er effektiv sein soll. Er eignet sich also nicht, das öffentliche Interesse an der Piratenbekämpfung zu befriedigen.
Und vor allem: Das somalische Beispiel könnte Schule machen, und das wäre dann tatsächlich eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Es muss freilich schon überraschen, dass es unter den Bedingungen einer luft- und weltraumgestützten Überwachung zu einer Renaissance des Piratenwesens kommen konnte. Als man Piraten noch mit dem Fernglas aufspüren musste und nur mit Schiffen verfolgen konnte – da war es plausibel, dass sie in einem Gewirr von Inseln verschwinden und sich dem Zugriff der Verfolger entziehen konnten.
Das ist in einer Zeit der Seeüberwachung mit Flugzeugen und Satelliten nicht mehr möglich. Während Partisanen die Möglichkeit haben, im Dschungel unterzutauchen oder sich in die Berge zurückzuziehen, gibt es solche natürlichen Refugien zur See nicht. Lange Zeit ist man deswegen davon ausgegangen, dass es sich bei der Piraterie am Horn von Afrika um ein küstennahes Phänomen handele, das man durch die Verlagerung der Seefahrtsrouten eindämmen könne. Das war ein Irrtum. Inzwischen sind die Piraten weit im Indischen Ozean aktiv und tauchen in Seegebieten auf, wo man zu Beginn der Aktion niemals mit ihnen gerechnet hätte.
Offenkundig haben die Piraten von den ihnen taktisch verwandten Partisanen gelernt: Effektiver noch als Dschungel und Gebirge ist nämlich die Zivilbevölkerung für sie Schutz und Deckung. Also haben sich die Piraten den Fischern angeglichen. Die Anfänge der somalischen Piraterie gehen zurück auf jene Zeiten, als parallel zum Staatszerfall in Somalia europäische Trawler immer tiefer in die fischreichen Küstengewässer Somalias vorstießen und zu einer übermächtigen Konkurrenz der einheimischen Fischerei wurden. Diese erwehrte sich der Eindringlinge mit Gewalt.
Als sich das als lukrativ erwies, wurde aus dem gewaltsamen Schutz der eigenen Fischerei das Piratenwesen. Dabei kam es zu einer „Schutzumkehr“: Jetzt nämlich tauchen die Piraten aus dem Schutz von Fischtrawlern auf und verschwinden auf ihnen auch wieder, wenn ihr Angriff fehlgeschlagen ist. Wenn sie jedoch Erfolg haben, schützt sie ihre Beute: in der Gestalt von Geiseln oder als Schiffsladung, das heißt als Risiko einer Umweltkatastrophe bei der gewaltsamen Rückeroberung des Schiffs. Darauf haben die Piratenbekämpfer bislang keine Antwort gefunden. Der Schusswaffengebrauch amerikanischer Einsatzkräfte war ein einmaliger Vorgang und ist nicht geeignet, zum Modell der Piratenbekämpfung zu werden.
Aber vielleicht lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Piraterie: Auch die Freibeuter des 17. und 18. Jahrhunderts waren keine Robin Hoods, die ihre Beute selbst verzehrten oder an die Armen und Bedürftigen verteilten. Sie verkauften sie, um an Geld und Gold zu kommen. Dazu brauchten sie Verbindungsleute und Hintermänner, bei denen ein Gutteil hängenblieb. Die Pirateriebekämpfung war dann am erfolgreichsten, wenn sie sich auf diese Verbindungsnetze konzentrierte.
Das Seegefecht und die spektakulären Hinrichtungen von Piraten waren eher die Schauseite; der eigentliche Kampf ging um die Unterbrechung wirtschaftlicher Kanäle. Vielleicht sollte man sich stärker auf ihn konzentrieren, zumindest ihn als Unterstützung der maritimen Operationen ausweiten. Freilich wird er unspektakulär geführt, wenn er effektiv sein soll. Er eignet sich also nicht, das öffentliche Interesse an der Piratenbekämpfung zu befriedigen.