"Du musst sagen, was die Leute interessiert"

Von Gerhard Richter |
Jahrelang eiferte der Hamburger Texter und Produzent Frank Ramond erfolgreichen Künstlern nach und suchte seinen eigenen Platz in der Branche. Seitdem er mit deutschen Liedern auch eigene Wahrnehmungen ausdrückt, hat er richtig Erfolg. Roger Cicero singt beim Finale des Eurovision Song Contest einen Text von ihm.
"Ich bin jetzt Anfang 40 und hab ein paar Sachen schon erlebt, und ich beobachte natürlich auch viel, bin also ein Schaulustiger, gucke gern in das Leben anderer Leute, höre mir gern an, was sie erzählen, gerade diese kleinen pikanten Geschichten, und manchmal platzen auch so Ansichten aus Leuten heraus."

Frank Ramond lächelt ein unrasiertes Jungslächeln. Die dunkelblonden Haare hängen lässig in die Stirn. Stahlblaue wache Augen, dunkelblauer Wollpullover, Blue-Jeans. Der Deutsch-Franzose wirkt gelassen, wie ein Kutterkapitän, der unter Deck sitzt und weiß, dass sein Schiff auf Kurs bleibt. Frank Ramond ist verheiratet, hat zwei Kinder, lebt bodenständig in einem Einfamilienhaus in Trelde bei Hamburg.

"Ich hab hier Wurzeln geschlagen hier in der Heide, weil meine Frau stammt hier aus diesem Dorf und sie hatte, als wir uns kennen gelernt haben, zwei Pferde, und die hätte sie unmöglich mit nach Hamburg nehmen können, und ich war oft hier draußen und hab dann Gefallen gefunden an der Ruhe, an der Beschaulichkeit des Landlebens."

Er selbst hat eine bewegte Kindheit hinter sich: Als Sohn eines Franzosen in Istanbul geboren, aufgewachsen in Mexiko-City. Nach der Scheidung seiner Eltern kommt er mit seiner Mutter nach Hamburg. Dort macht er bei einer großen Plattenfirma eine kaufmännische Ausbildung, lernt dabei das internationale Musikbusiness kennen, und sieht den schnellen Erfolg der anderen.

"Passierte ja um uns herum dauernd, dass irgendeiner durch die Decke krachte mit irgend so einem Dance-Ding. Und keiner wusste so genau, warum. Und da hat man ein paar belanglose Texte auf englisch machen müssen, um da was zu liefern, aber das ging ja da nicht um den Text, sondern um den Beat."

Ramon versucht es selbst: Sein erster Künstler heißt King Kurley, ein völlig unbekannter Barpianist aus Philadelphia. Frank Ramond besorgt sich die Rechte an dem Rock-Klassiker "Smoke on the water" und lässt King Kurley um das berühmte Gitrarrenriff herumrappen.

Was eine ganze Generation schon einmal begeistert hat, wärmt Frank Ramond noch mal auf. Immerhin Platz 40 der australischen Charts.

"Aber das hat der Plattenfirma nicht gereicht, um zu sagen, so jetzt geht’s weiter, sie haben uns dann irgendwann einfach wieder gehen lassen."

Frank Ramond macht trotzdem weiter. Er lässt sein Jurastudium sausen, folgt einem Angebot von Udo Lindenberg – und lernt fürs Leben.

"Weil Lindenberg kam mit fertigen Texten ins Studio, das hatte ich noch nie vorher gesehen. Das heißt, es gab zwölf Blatt Papier mit einem fertigen Text und das musste dann vertont werden, und zwar passend. Das hab ich mir dann auch zu eigen gemacht. Mit der Textseite anzufangen."

Neben seinem Haus in Trelde hat sich Frank Ramond ein Studio eingerichtet, etwas größer als eine Garage. Blauer Teppich, durch die verglaste Flügeltür geht der Blick in den Garten. In der Ecke lehnen sechs wertvolle Gitarren. Keyboard, Mischpult und Computer gruppieren sich um einen bequemen Drehstuhl. Im Regal stehen 200 CDs mit seinen Werken der letzten 14 Jahre. Zu finden auf Alben von DJ Ötzi, Roger Whitacker Oli P, Christina Stürmer, Big Brother party oder Truckstop.

"So der ganz große Wurf war nie dabei, aber ich kam gut klar, also ich hab keinen Tag hungern müssen oder nicht gewusst, wo ich die Miete herkriegen soll, das lief alles ganz rund, aber eben auf mittlerem Niveau.
Und irgendwann hab ich gedacht, ne du musst hier was sagen, was erzählen, was die Leute interessiert, und nicht irgendwie nur lala machen."

Der Song "Frauen regiern die Welt" wird zum Hit. Swing-Sänger Roger Cicero fährt mit dem Lied demnächst zum Eurovision Song Contest nach Helsinki. Das Album Männersachen verkauft sich über 200.000 Mal. Die Platin-CD dafür hängt im Flur zu Frank Ramonds Studio. Seine Texte geben der Platte Stil und Witz, weil diesmal Frank Ramonds eigene Wahrnehmung drinsteckt - die auch viele andere begeistert.

"Man darf bestimmte Dinge, von denen ich weiß, dass jeder Mann sie denkt, nicht aussprechen, weil man sonst einfach das Macho – Entschuldigung - Arschloch ist und das versuche ich ein bisschen zu verarbeiten und klarzustellen und das bringt natürlich all diejenigen zum Schmunzeln, die sich da ertappt fühlen … und ich glaub das sind viele."