DSO mit Wiederentdeckung

„Aufbruch 1909“ – Chefdirigent Ingo Metzmacher dirigiert als weitere musikalische Wegmarke des progressiven Jahres Engelbert Humperdincks „Königskinder“, eine Märchenoper, die zwischen den großen deutschen Opernkomponisten um die Jahrhundertwende, Wagner und Strauss, einen ganz eigenen Ton findet.
Bereits in Zürich dirigierte Ingo Metzmacher das Werk am dortigen Opernhaus mit großem Erfolg. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb: „Engelbert Humperdincks ‚Königskinder’ ... ist wunderbar anrührendes, subtil sozialkritisches Musiktheater.“ Die konzertanten Berliner Aufführungen an den Abenden vom 15. und 17. Dezember glänzen durch eine illustre Besetzung der Solopartien: Juliane Banse in der Rolle der Gänsemagd, Klaus Florian Vogt als Königssohn, Gabriele Schnaut als Hexe und Christian Gerhaher als Spielmann sind neben weiteren namhaften Sängerinnen und Sängern zu erleben. Die Chorpartien übernimmt der kürzlich mit einem Grammy zu höchsten Ehren gekommene Rundfunkchor Berlin neben Kinderstimmen des Berliner Mädchenchors.
In den Schatten gestellt von „Hänsel und Gretel“ (1893) – die mit Vorliebe in der
Vorweihnachtszeit vielerorts gegebene Märchenoper – ist kaum bekannt, dass der
Rheinberger-Student und spätere Wagner-Assistent rund fünfzehn Jahre nach seinem bedeutendsten Erfolg mit einer weiteren auf einem Märchenstoff basierenden Oper Furore machte. Fertig gestellt im Jahr 1909 und uraufgeführt 1910 an der Metropolitan Opera New York, standen die „Königskinder“ in den darauf folgenden Jahren auf den Spielplänen großer Bühnen Europas, verschwanden jedoch schon nach kurzer Zeit wieder in Magazinen und Archiven.
„Völlig zu Unrecht“, wie Ingo Metzmacher betont, „handelt es sich doch bei den ‚Königskindern’ um die weitaus bessere Musik.“
Ähnlich „Hänsel und Gretel“ verknüpft Humperdinck auch in den „Königskindern“ den komplexen Kompositionsstil Richard Wagners, bestehend in Leit- und Erinnerungsmotiven, mit einer ihm eigenen volksliedhaften Einfachheit.
„Die Partitur der ‚Königskinder’ ist sehr sorgfältig durchdacht und geschrieben, sehr genau in der Wahl der Mittel. Humperdinck wusste wirklich, was er tat. Die Musik ist an vielen Stellen bemerkenswert in ihrer Farbigkeit und Leichtigkeit, in ihrem märchenhaften Ton, in ihrer Durchsichtigkeit“, so Ingo Metzmacher.
www.dso-berlin.de



Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 15./17.12.2008


Engelbert Humperdinck
„Königskinder“, Oper in drei Akten
(konzertante Aufführung)


Klaus Florian Vogt,Tenor – Königsohn
Juliane Banse, Sopran – Gänsemagd
Christian Gerhaher, Bariton – Spielmann
Gabriele Schnaut, Mezzosopran – Hexe
Andreas Hörl, Bassbariton – Holzhacker
Stephan Rügamer, Tenor – Besenbinder
Wilfried Staufenbiel, Bass – Ratsältester
Ante Jerkunica, Bass – Wirt
Jacqueline Wagner, Sopran – Wirtstochter
René Voßkühler, Tenor – Schneider
Manuela Bress, Mezzosopran – Stallmagd
Sören von Billerbeck, Bariton – Torwächter
Wolfram Teßmer, Bariton – Torwächter
Judith Simonis, Alt – Frau
Berliner Mädchenchor
Solistin: Sophia Schupelius, Sopran – Töchterchen des Besenbinders
Rundfunkchor Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Ingo Metzmacher


ca. 20.50 Uhr nach dem 2. Akt Konzertpause mit Nachrichten
Märchenton und Hoftheaterpathos. Zur Urkonzeption von Humperdincks Königskindern als Melodram
Von Matthias Nöther