Trompeter Håkan Hardenberger beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin

Viele wunderliche Klangwelten

Nahaufnahme einer Trompete, wobei das Mundstück ganz weit nach vorn ragt.
Trompeten werden mit einem Mundstück angeblasen, das sich der Musiker auf seine Ansprüche anpassen lassen kann. Auch Hakan Hardenberger konnte zwischen schmalem oder breiten Rand wählen, zwischen enger oder weiter Bohrung. © Unsplash / JosephHershMedia
03.12.2023
Franz Schuberts große C-Dur-Sinfonie und seine Schauspielmusik "Rosamunde" umkreisen Olga Neuwirths aktuelles Trompetenkonzert. Dafür gastierte Håkan Hardenberger als Solist und Dirigent Ingo Metzmacher beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin.
Das Werk „Miramondo Multiplo“ für Trompete und Orchester von Olga Neuwirth wird eingerahmt von Musik von Franz Schubert, von seiner wegweisenden C-Dur-Sinfonie D 944, die auch Große C-Dur genannt wird und von Auszügen aus der Schauspielmusik zu „Rosamunde – Fürstin von Zypern“. Ingo Metzmacher, der ehemalige Chefdirigent des DSO Berlin, hat für dieses Konzert die einzelnen Teile dieser Bühnenmusik sehr eigenwillig angeordnet und sich dabei an der Tonartenfolge orientiert.
Eine Handlung musste er dabei nicht beachten, denn die dramatische Vorlage fiel 1823 in Wien beim Publikum komplett gänzlich durch. Schuberts Musik dagegen fand großen Anklang, weil sie einige seiner schönsten musikalischen Einfälle beinhaltet.

Neues Werk voller historischer Zitate

Die Komponistin Olga Neuwirth trat vor einigen Jahren mit einem Werk mit dem Titel „Miramondo multiplo“ an die Öffentlichkeit – frei übersetzt könnte man es „mehrere wunderbare Welten“ nennen. Wie schon in alten Zeiten üblich, entstand auch dieses Trompetenkonzert mit fünf Sätzen für einen bestimmten Künstler - und genau dieser Musiker tritt hier auch in Erscheinung: Der schwedische Trompeter Hakan Hardenberger. „Miramondo Multiplo“ von Olga Neuwirth besteht aus Fünf Arien und vielen Zitaten aus der Musikgeschichte, die mehr oder weniger leicht herauszuhören sind.
Diese Art Trompetenkonzert ist ein sehr persönliches Werk, weil die Komponistin in ihrer Jugend selbst Jazz-Trompeterin werden wollte. Die Musik des Miles Davis war ihr dabei wichtigste Inspirationsquelle – an seinem Stil hat sie einige Passagen die Solostimme konzipiert. Der Solist Hakan Hardenberger fühlt die Nähe der Komponistin zu seinem Instrument besonders in emotionaler Hinsicht. Es sei zutiefst menschliche und sehr eingängige Musik, die Olga Neuwirth ihm da geschrieben hätte, meint Håkan Hardenberger im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.

Komponist mit großem Horizont

Die empfundene und ersehnte Weite der Natur führt bei Franz Schubert zu einer Musik, die alle Grenzen und Horizonte aufweitet und letztlich überwindet. Und sehr viel Zeit braucht Schubert in seiner letzten Sinfonie, der so genannte Große C-Dur-Sinfonie D 944. Er selbst hat sie nie im Konzertsaal erleben können. Erst der Initiative Robert Schumanns und Felix Mendelssohn Bartholdys war es überhaupt zu verdanken, dass diese Sinfonie den Weg in die Öffentlichkeit fand.
Heute wird sie als die Achte von Franz Schubert gezählt und die Große C-Dur genannt im Unterschied zur sechsten Sinfonie ebenfalls in C-Dur. Ingo Metzmacher hat speziell für dieses Konzert die Handschrift des Komponisten im Archiv des Wiener Musikvereins zurate gezogen. Es gäbe immer noch kleine Rätsel bei dieser Musik, was die Akzente und manche Phrasenbildung angeht. Ingo Metzmacher, ein Spezialist für die Musik der Avantgarde, befragt Schuberts Sinfonie wie ein zeitgenössisches Werk und will es von Patina und unnötiger Beredsamkeit befreien.
Philharmonie Berlin, Aufzeichnung vom 02.12.2023

Franz Schubert
Entr’actes und Ballett aus der Schauspielmusik zu „Rosamunde“ D 797

Olga Neuwirth
„…miramondo multiplo…“ für Trompete und Orchester

Franz Schubert
Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 ("Große C-Dur-Sinfonie")

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