DSO Berlin mit C. Barainsky und T. Sokhiev

Dunkel temperiert und doch heiter

Die Sopranistin Claudia Barainsky
Die Sopranistin Claudia Barainsky © Anna Thorbjoernsson/DSO
13.03.2016
Am 4. März wurde der Komponist Aribert Reimann 80 Jahre alt. Im April begeht die Musikwelt zudem den 125. Geburtstag von Sergej Prokofjew. Beide Komponisten feiert das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin in einem Konzert unter der Leitung des scheidenden Chefdirigenten Tugan Sokhiev. Dritter im Bunde ist Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen „Schottische Sinfonie“ ganz ohne kalendarischen Anlass auf dem Programm steht.
Mehr als fünf Jahrzehnte ist der Komponist Aribert Reimann dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin freundschaftlich verbunden. Mehrere Werke hat er für das Orchester geschrieben, regelmäßig steht seine Musik auf den Konzertprogrammen oder wird im Studio aufgenommen, zuletzt – als Studioproduktion von Deutschlandradio Kultur – das Melodram "Denn Bleiben ist nirgends". Zu seinem 80. Geburtstag am 4. März widmete das DSO dem verehrten Komponisten ein Kammer-Glückwunschkonzert. Das heutige Konzert in der Philharmonie Berlin krönt die Gratulationen durch die Aufführung von "Tarde" für Sopran und Orchester, einem Werk aus dem Jahr 2004. Die Verbindung von Stimme und Orchester ist für Reimann ein zentrales Anliegen, wohl kein anderer Komponist der Gegenwart hat sich so kontinuierlich dem "Orchesterlied" gewidmet wie er. Als Professor für Liedbegleitung an der Universität der Künste Berlin hat er zahlreiche Sängerinnen und Sänger, die heute Stars des Musikbetriebs sind, ausgebildet. Eine dieser Sängerinnen ist Claudia Barainsky. Sie ist die Solistin in "Tarde" – ein Geburtstagsglückwunsch also auch von ihrer Seite.
Des 125. Geburtstags von Sergej Prokofjew im April 2016 – je nach Kalender am 11. oder 23. April – hätte es wohl nicht bedurft, um Tugan Sokhiev, bis zum kommenden Sommer noch Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, zu veranlassen, ein Werk des Russen aufs Programm zu setzen. In den letzten Jahren hat Sokhiev kontinuierlich mit dem DSO das symphonische Werk Prokofjews erschlossen. In diesen Tagen erscheint die zweite CD, die im Rahmen dieses Programmschwerpunkts entstanden ist, darauf enthalten ist die Sinfonie Nr. 5 und die "Skytische Suite". Zum Jubiläum aber spielt das DSO die populärste aller Prokofjew-Sinfonien, die "Symphonie classique" aus den Jahren 1916/1917. Entstanden mitten im Ersten Weltkrieg, verbreitet die Sinfonie – zumindest an der klingenden Oberfläche – gelassene Heiterkeit. Es ist eine Hommage an Joseph Haydn – und ein ebenso charmantes wie für Prokofjews weitere Entwicklung untypisches Einzelwerk.
Dem ironisch-restrospektiven Neoklassizismus der "Symphonie classique" steht mit der Sinfonie Nr. 3, der so genannten "Schottischen", von Felix Mendelssohn Bartholdy ein Werk gegenüber, das eher dunkel temperiert ist und mit seinen vier ohne Pause aufeinander folgenden Sätzen schon Entwicklungen andeutet, die später von anderen Komponisten weitergeführt werden sollten. Über dreizehn Jahre zog sich die Arbeit an dieser Sinfonie hin. Als der viel beschäftigte Komponist damit begann, kam er gerade von einer Reise auf die britischen Inseln zurück. Wie zahlreiche Zeitgenossen war er fasziniert von der Natur und der Sagenwelt vor allem Schottlands. Als Mendelssohn die Arbeit an der Sinfonie abschloss, war sie seine chronologisch letzte geworden, auch wenn sie in der Nummeriung vor den (früher entstandenen) Sinfonien Nr. 4 und 5 rangiert.
Die Konzertpause unserer Live-Übertragung ist heute der Politik gewidmet. Das Studio 9 kompakt Wahlstudio informiert über die aktuellen Entwicklungen nach der Wahl in drei Bundesländern.
Live aus der Philharmonie Berlin
Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 "Symphonie classique"
Aribert Reimann
"Tarde" für Sopran und Orchester
ca. 20.40 Konzertpause, darin "Studio 9 kompakt" zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 "Schottische"
Claudia Barainsky, Sopran
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Tugan Sokhiev