Drohnen, Luftverschmutzung, Selbstmordattentäter

Über unseren Köpfen wird alles schlimmer

Ein Mann steuert eine mit Kamera bestückte Drohne.
Freiheit der Lüfte: Drohne im Anflug © NeONBRAND / Unsplash
Von Paul Stänner |
Seit geraumer Zeit nerven Hobby-Piloten mit ihren Drohnen so manchen Mitbürger. Der Himmel über uns ist auch nicht mehr das, was er mal war, stöhnt unser Autor Paul Stänner. Über die neuen Tücken der Lüfte – mit einem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag zur Gegenwehr.
Für mich liegt auf der Hand: Alles ist schlimmer geworden.
Früher – wenn jemand rief „Das darf doch nicht wahr sein!“ oder „Dass doch Gott erbarm!“ – dann sandte er einen flehentlichen Blick nach oben. In der Annahme, dass dort, im Meer der frischen, freien Luft, mit einem lichten Himmel darüber, die irdischen Sorgen wohl an Gewicht verlieren würden.
Heute hat der Himmel seinen Zauber verloren – man weiß ja nicht, wen man dort trifft. Das können jüdische Ultras sein oder muslimische Selbstmordattentäter auf der Suche nach den versprochenen Jungfrauen.
Das kann am Ende seines Jubeljahres Martin Luther selbst sein bei der Verfolgung von Juden und Hexen – der Himmel ist nicht mehr das, was er in meiner Kindheit war.

Toxische Umgebung

Und die Luft darunter: Die mit Abstand gravierendsten Folgen für die menschliche Gesundheit verursacht nach jüngsten Untersuchungen die Verschmutzung der Luft. Das gilt gleichermaßen für Innenräume wie für die so genannte freie Natur. 2015 starben weltweit 6,5 Millionen Menschen am fliegenden Dreck.
Smog in der chinesische Stadt Lianyungang in der Provinz Jiangsu
Smog in China: Dort ist es besonders schlimm, aber auch bei uns sterben Menschen wegen Luftverschmutzung© dpa / Imaginechina
Wenn wir uns nur unter den Hörerinnen und Hörern des Deutschlandradios umschauen: Nach Angaben der EU-Umweltagentur werden in diesem Jahr wohl 66.000 Menschen in Deutschland vorzeitig sterben. Tut mir leid. Ich hätte Ihnen lieber was Nettes gesagt.
Asterix, der Gallier, fürchtete, es könne ihm der Himmel auf den Kopf fallen. Viele Gallier glaubten das. Äste und Bäume, die bei einem Orkan durch die Luft gewirbelt wurden, galten ihnen als Vorstufe von kommenden, noch schrecklicheren Gefahren.

Alles wird schlimmer

Asterix hätte sich nicht im Traum ausdenken können, dass bereits die lind schwankenden Lüfte eines lauen Frühlingsabends hochtoxisch sein könnten. Ihn würde heute nicht der herabstürzende Himmel töten, sondern einfach die Tatsache, dass er darunter steht.
Ausschnitt des Covers von Asterix Bd. 36: "Der Papyrus des Cäsar"
Asterix kennt nur eine Angst: Dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Dass man auch an Luftverschmutzung sterben kann, wäre dem kleinen Gallier nicht eingefallen© picture alliance / dpa /Editions Albert Rene / Ho
Alles wird schlimmer. Wo Luft ist, ist auch Hoheit. Lange dachte man bei dem Begriff „Lufthoheit“ an deutsche Stammtische. Die Luft darüber war zum Schneiden dick, was mit den gerauchten Zigarren zusammenhing, und klebrig von unausgegorenen Meinungen.
Heute ist das etwas besser geworden, weil man nicht mehr in Kneipen rauchen darf. Und für unausgegorene Meinungen gibt es jetzt bodennahes Sammelbecken, aus dem die AfD ihre Mitglieder rekrutiert. Vielleicht trägt das zur Reinigung der Luft bei. Dann würde mal was besser.

Schrot gegen Drohnen

Aber alles wird schlimmer. Vor wenigen Tagen erst hätte in Kanada um ein Haar eine kleine Spaß-Drohne ein Verkehrsflugzeug aus der Luft geholt. Zum Glück traf sie nicht das Cockpit oder ein Triebwerk.
Das wird schon noch kommen, denn 2016 gab es bundesweit bereits 400.000 von diesen surrenden Nervtötern, Tendenz steigend. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine richtig trifft.
Zwar muss man jetzt für Drohnen über zwei Kilo Startgewicht einen Führerschein erwerben, aber das wird nur dazu führen, dass die Deppen ohne Führerschein kleinere Drohnen fliegen, die dichter am Boden operieren. Man ist schon jetzt nicht mehr sicher vor Kampfpiloten, die glauben, sie müssten im Landschaftspark des Fürsten Pückler ein Air-Race veranstalten – mit Spaziergängern als Navigationsmarken.

Zwei Schuss für jeden

Wie könnte es besser werden? Wenn der Gesetzgeber Drohnen unter zwei Kilo schon aus dem Rechtsystem herausnimmt, finde ich, müsste er den Leidtragenden auch gestatten, mit den Klein-Drohnen auf einem Weg ebenfalls außerhalb des Rechtssystems fertig zu werden.
 Eine Punt Gun
Gewehr vom Großvater: Könnte man vielleicht auch für den Drohnen-Abschuss nutzen© Foto: Verlagsbuchhandlung Liebeskind
Ein Nachbar von mir hat noch vom Großvater eine schwere Doppelläufige und etliche Schuss Rehposten aus den jenen guten Tagen, als man Wildschweine noch mit Schrot jagen durfte. Ich finde, pro Bürger sind bei Drohnenbefall einmal Schuss und Nachschuss zu erlauben.
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