Dresdner Schätze

Von Alexandra Gerlach · 06.03.2010
Die Türckische Cammer, eine Art orientalische Schatzkammer, ist im Dresdner Residenzschloss eröffnet worden. Jahrelang haben Restauratoren, Goldschmiede, Gewandmeister und Textilrestauratoren auf diesen Moment hingearbeitet.
Seit Monaten herrscht Hochbetrieb bei den Restauratoren der Rüstkammer. Kunstvoll gearbeitete, blitzende und zum Teil mit kostbaren Steinen besetzte Gewehre, Säbel, Dolche, Pulverhörner und vieles mehr gilt es für die große Inszenierung zu fixieren. Jedes Teil muss einzeln mit maßgefertigten Abstandshaltern aus Edelstahl auf große mit tief dunkelrot-changierender Wildseide bezogene Platten montiert werden. Ein schwieriges und vor allem langwieriges Unterfangen für die Fachleute:

"Eine Halterung für ein türkisches Gewehr, die muss genau angepasst werden, da ja die Waffe durch die Halterung keinen Kratzer und keinen Schaden erhalten soll. Hmm, das klappt schon fast."

Einige Stockwerke tiefer hat Heinz-Werner Hellwig im Halbdunkel der neuen nachtblauen Ausstellungsräume sein Handwerkszeug auf einem Tisch zwischen den Glasvitrinen ausgebreitet. Lampen und Leuchten unterschiedlicher Art und Größe, Spannungsmesser, Kleinteile aller Art. Prüfend schaut er auf eine gerade bestückte Vitrine. Die vielfältig zieselierten und teils mit kostbaren Steinen besetzten Waffen machen dem Beleuchtungs-Experten aus Bielefeld das Leben schwer:

"Vor allen Dingen, wenn das dann irgendwelche Verzierungen in den Klingen sind, und man dann glaubt, man können aus einer gewissen Richtung beleuchten, dann tut man das auch von oben oder von unten, und dann sieht es fantastisch aus und dann denkt man, jetzt ist das Thema damit erledigt, vom Schwierigkeitsgrad. Dann kommt aber die Nachbarvitrine und dann stellt man fest, das geht da gar nicht sondern das ist irgendwie eine völlig andere Lösung, die man da anstreben muss."

Mit ganz anderen Widrigkeiten hat Anja Ackermann zu kämpfen. Sie ist gelernte Herrenmaßschneiderin und – wie sie sagt – halbe Gewandmeisterin und steht vor einer Ganzkörperpuppe , die in ein Kettenhemd gehüllt ist:

"Der ist ziemlich schmal, also wir haben dem jetzt hier schon ein paar stattliche Schultern verpasst, und die Brust ein bisschen modelliert, und den Po, damit das wirklich eine schöne männliche Erscheinung auch ist."

Für jedes Gewand muss eine eigene, lebensgroße Puppe aus Schadstofffreien und Schädlingsabstoßenden Materialen angefertigt werden. Denn der Albtraum des Gewandmeisters ist und bleibt die Kleidermotte. Stimmen die Proportionen der Puppe, kann das kostbare Gewand vorsichtig drapiert werden.

"Dieses Kostüm zum Beispiel ist eigentlich länger als bodenlang, das muss jetzt so präsentiert werden, damit das nicht unten aufstuckt oder die Ärmel zum Beispiel sind jetzt überlang, weil das ja geschoppt getragen wurde."

Viel Arbeit liegt in den Wochen vor der feierlichen Eröffnung auch noch für die Textil- und Leder-Restauratorin Ramona Münzer-Scadock an. Auf einem großen Holzrahmen von mehr als einem Quadratmeter hat sie ein Stück Hirschleder und darauf eine mit Gold und Silber prunkvoll bestickte Pferdeschabracke aus Seidensamt eingespannt. Daneben ein Tisch mit Dutzenden Kästchen, darin Perlen, bunte Steine, Beschläge, kleine Schrauben, Halbmonde aus Gold und aus Silber. Mehr als 300 Einzelteile sind noch zu montieren, bis die Schabracke fertig ist. Gearbeitet wird minutiös nach Plan:

"Ja, ich habe das alles fotografiert, man so die Übersicht behält, dann habe ich die alle durchnummeriert, alles aufgeschrieben, welcher Stein wo ist, ja und jetzt bringe ich es wieder zusammen."