Dresdner Musikfestspiele

19.05.2013
Die Dresdner Musikfestspiele schauen ins Vereinigte Königreich. Der diesjährige Festival-Schwerpunkt "Empire" spiegelt sich nicht nur in der Auswahl zahlreicher englischer Interpreten, sondern vor allem im Programm. So erklärt sich auch die Kopplung der beiden Streichquintette von Johannes Brahms mit dem dritten Streichquartett des britischen Komponisten Benjamin Britten, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.
Beide Streichquintette von Johannes Brahms sind mit dem Kurort Bad Ischl verbunden, der seit 1880 bevorzugten Sommerfrische des Komponisten. Und beide Werke haben noch etwas gemeinsam: Brahms erweiterte die traditionelle Quartettformation um eine zweite Bratsche und stärkte damit die Mittelstimmen.
Brahms hat den ersten Satz und das Finale des Quintetts Nr. 1 in F-Dur op. 88 mit "Im Frühling 1882" datiert. Brahms‘ Freund Theodor Billroth griff diese Stimmung auf und schrieb in einem Brief an Clara Schumann zu diesem Werk: "Wahrlich, alles tönt und atmet Frühling", und er lobte, die Komposition sei voller "Wohllaut, Wonne, Musik von Raffaelitischer Schönheit! Und doch in ihrer Einfachheit wie herrlich kunstvoll alles gemacht!"
Das zweite Quintett op. 111 entstand acht Jahre nach dem ersten, im Sommer 1890, ebenfalls in Bad Ischl, wurde aber wahrscheinlich schon im Frühjahr des Jahres in Wien begonnen. Anders als das dreisätzige erste Quintett ist das zweite formal wieder traditionell viersätzig. Brahms wollte mit diesem Werk eigentlich sein Schaffen beenden, wie aus einem Begleit-Brief an seinen Verleger Simrock hervorgeht. Nur der Begegnung mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld ist zu verdanken, dass er danach noch weitere Werke komponierte.

Zwischen den beiden Brahms-Quintetten erklingt das dritte Streichquartett von Benjamin Britten. Es entstand 1975, ein Jahr vor seinem Tod, auf Anregung des Musikers und Musikkritikers Hans Keller, dem es auch gewidmet ist. Das Quartett ist das letzte einer Reihe von Kammermusikwerken, mit denen sich Britten in seinen letzten Lebensjahren beschäftigte. Es steckt voller Eigenzitate aus seiner 1973 uraufgeführten Oper "Death in Venice" nach der Novelle von Thomas Mann. Das dritte Streichquartett ist ein Werk, das seine Qualität aus dem Kontrast zwischen elegischen Stimmungen und burlesken Abschnitten gewinnt.



Dresdner Musikfestspiele
Palais im Großen Garten
Aufzeichnung vom 17.05.2013


Johannes Brahms
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello Nr. 1 F-Dur op.88

Benjamin Britten
Streichquartett Nr. 3 op.94

ca. 21:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Christine Anderson im Gespräch mit dem Cellisten András Fejér

Johannes Brahms
Quintett für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello Nr. 2 G-Dur op.111


Takács Quartet:
Edward Dusinberre, Violine
Károly Schranz, Violine
Geraldine Walther, Viola
András Fejér, Violoncello
sowie
Lawrence Power, Viola