Dresdner Musikfestspiele aus der Semperoper

Lieben Sie Brahms?

Johannes Brahms, Fotographie, Visitformat, o. O., 1853
Johannes Brahms zögerte, bis er begann, für das Orchester zu komponieren. © Brahms-Institut
Am Mikrofon: Ulrike Klobes · 07.06.2018
Die Orchesterwerke von Johannes Brahms stehen für zutiefst romantische Musik: große Orchesterbesetzung und schwelgerische Klangwolken. Was aber, wenn dieser „dicke Brahms“ auf Instrumenten seiner Zeit gespielt wird? Entschlackungskur garantiert!
Im Dresdner Festspielorchester spielen seit 2012 unter Ivor Bolton Musiker aus der sogenannten "Alte-Musik-Szene". Sie spielen auf historischen Instrumenten in renommierten Ensembles und finden sich in Dresden neu zusammen und spielen dieses Mal keinen Barock, sondern romantische Musik. Zu Gast war Thomas Zehetmair.
Der österreichische Violinist und Dirigent Thomas Zehetmair sitzt vor seiner Vorstellung als neuer Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters in der Bachakademie in Stuttgart auf einer Couch.
Ja, Thomas Zehetmair liebt Brahms, vor allem sein Violinkonzert.© dpa / Sebastian Gollnow

Brahms, der Zögerer

In diesem Jahr steht der Komponist Johannes Brahms im Zentrum. Wie lange hat er gebraucht, um sich endlich an das sinfonische Metier zu wagen! Anderthalb Jahrzehnte, nachdem Freunde ihn vehement bedrängten hatten, endlich für das Orchester zu schreiben.

Erste Probe für die Sinfonie

Brahms Haydn-Variationen waren für ihn ein erster Schritt in diese Richtung. Zuerst schrieb der Komponist eine Fassung für das Klavier. Die entstandenen Variationen hat er dann in Orchesterklänge verwandelt. Das Thema spürte er in einem Bläser-Divertimento von Haydn auf, inzwischen weiß man, dass es Haydn nur zugeschrieben wurde. Die Variationsform nutzte Brahms dann als Spielwiese für alle möglichen Orchesterfarben und –gesten.

Endlich Orchesterprofi!

Seine Zweite floss nach Abschluss seiner ersten Sinfonie wie von selbst aus der Feder, als ob sich eine Blockierung gelöst hätte. Das Publikum war sofort für dieser Sinfonie eingenommen. Weniger Zustimmung erlebte Brahms bei seinem Violinkonzert. Für und mit seinen Jugendfreund Joseph Joachim komponiert, erlangte es Schimpf und Schande bei anderen Geigern. Wie kann man nur so unverhohlen sein, und das schönste Thema des ganzen Werkes, den Beginn des zweiten Satzes, nicht der Geige zu geben! Die Oboisten freut es, denn sie dürfen diesen Satz eröffnen. Sie lieben diesen Brahms.
Eine Aufzeichnung aus der Semperoper Dresden vom 21. Mai 2018
Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn B-Dur op. 56a
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op.73
Mehr zum Thema