Dresdner Kammerchor mit der Matthäuspassion von Heinrich Schütz

Die Passion als musikalische Lesung

Im Vordergrund ist eine schwarz gekleidete Sängerin zu sehen, die in einer dunklen Kirchenbank steht.
Kreisrund haben sich die Mitglieder des Dresdner Kammerchores im Kirchenraum aufgestellt © Dresdner Kammerchor / Alexander Bischoff
Moderation: Ruth Jarre · 01.04.2021
Heinrich Schütz war bereits über 80 Jahre alt, als er die Matthäuspassion komponierte. Das knapp einstündige Werk ist entstanden als Musik zum Karfreitag, an dem traditionell Instrumente in der Kirche zu schweigen hatten. Und so ist diese Passionsmusik für Solisten und Chor a-cappella geschrieben.
Das Spätwerk von Heinrich Schütz ist in seiner Klangsprache auf das Wesentliche reduziert. Sie bleibt ganz nah am Text der Passionserzählung nach dem Evangelisten Matthäus. Die wichtigste Rolle kommt dabei dem Evangelisten, dem Tenor-Solisten zu, der die Geschichte erzählt. In diesem Konzert übernimmt Georg Poplutz den Part des Evangelisten. Ihm ist es wichtig, vom Geschehen "authentisch wie ein Augenzeuge" zu berichten. Die einzelnen Figuren, wie z.B. Jesus, Pilatus, Petrus oder Judas Ischariot, sind ebenfalls solistisch besetzt. Der Chor ist mit diversen, eher kurzen Einwürfen beteiligt.
Historische Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert, Portrait von Heinrich Schütz, 1585 - 1672, 
Historische Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert, Portrait von Heinrich oder Henrich Schütz oder Henricus Sagittarius, 1585 - 1672, ein deutscher Komponist des Frühbarock© picture alliance/dpa - imageBROKER
Es gibt also zahlreiche solistische, komplett unbegleitete Passagen, was durchaus eine Herausforderung sein kann. Doch Dirigent Hans-Christoph Rademann, der sich zusammen mit seinem Dresdner Kammerchor seit Jahren intensiv mit dem Werk Heinrich Schütz' beschäftigt, ist zuversichtlich, dass die Musik die Menschen erreicht.

Intensiv durch Reduktion

Seine Empfehlung: "Der Hörer muss sich Zeit nehmen. Und dann bekommt er aber natürlich eine musikalische Lesung, die fast noch dichter am Inhalt langgeht als andere Passionen, die wir so kennen, also ganz nah am Geschehen bleibt."
Annenkirche Dresden
Aufzeichnung vom 31.03.2021
Michael Praetorius
"Da Jesus an dem Kreuze stund" (aus "Musae Sioniae" III)
Heinrich Schütz
Matthäuspassion SWV 479
Jacobus Gallus
"Ecce, quomodo moritur iustus"
Im Anschluss, ca. 21.05 Uhr
Hans-Christoph Rademann im Gespräch

Georg Poplutz, Tenor (Evangelist)
Martin Schicketanz, Bass (Jesus)
Alexander Bischoff, Tenor (Petrus)
Tobias Mäthger, Tenor (Pilatus)

Dresdner Kammerchor
Leitung: Hans-Christoph Rademann

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